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Starten wie die Gladbacher "Fohlen"

Interview mit Trainer Rudi Stumper / Bundesliga-Aufsteiger TV Busenbach zeigt wenig Respekt vor den Etablierten

von Hartmut Metz


   Der TV Busenbach ist innerhalb von zehn Jahren aus der Bezirksliga fünf Klassen höher bis in die Zweite Tischtennis-Bundesliga marschiert. Dort büßte allerdings der Aufstiegszug an Fahrt ein. Dreimal in Folge mussten sich die Waldbronner mit Platz zwei bescheiden und verloren zwei Relegationsspiele. In der vergangenen Saison war die Mannschaft um die ungarische Weltklassespielerin Krisztina Toth aber nicht mehr zu bremsen, ein Sieg reihte sich an den anderen.

   Vor dem Saisonauftakt des TV Busenbach am Sonntag (14.30 Uhr) im Kurhaus Waldbronn sprach BT-Redakteur Hartmut Metz mit Rudi Stumper. Der 42-jährige ehemalige Bundesligaspieler ist nicht nur Trainer des Aufsteigers, sondern auch der Vater von Laura Stumper und ab 21. September der Ehemann von Busenbachs Chinesin Bao Di. Die 17-jährige Laura gewann vor kurzem die Junioren-Europameisterschaft und gilt zusammen mit Timo Boll als größte deutsche Nachwuchshoffnung.

 

BT: Am Sonntag geht es gleich gegen den FC Bayern München des Damen-Tischtennis. Was rechnen Sie sich im Heimspiel gegen den FC Langweid, der zuletzt den Titel-Hattrick schaffte, aus?

Rudi Stumper: Unsere Spielerinnen haben gut trainiert und sind entsprechend vorbereitet. Wir rechnen mit einem 5:5 oder gar mit einem Sieg.

BT: Ist das nicht zu vermessen gegen einen Europapokal-Finalisten?

Stumper: Man muss optimistisch sein. Wir wollen das Gleiche wie Borussia Mönchengladbach im Fußball machen: Am ersten Spieltag den deutschen Meister schlagen.

BT: Ihre vierfache Europameisterin Krisztina Toth trifft gleich auf ihre Doppelpartnerin Csilla Batorfi, die in Langweid Spielertrainerin ist.

Stumper: Krisztina reist zwar erst am Freitag aus China an, aber da sie derzeit an einem Wettkampf zwischen den drei besten Europäerinnen und den drei besten Chinesinnen teilnimmt, gehe ich davon aus, dass sie sich in guter Form befindet. Ich denke, sie hat Chancen gegen ihre ungarische Doppelpartnerin.

BT: Gibt es ernste Titelkonkurrenten für Langweid - außer Ihnen natürlich ...

Stumper: Außer Langweid spielen noch Kroppach, Betzingen sowie Bad Driburg um den Titel - und wir hoffen, dass unser TV Busenbach bei guter Entwicklung der jungen Spielerinnen auch ein Wörtchen mitreden kann. Das Traumziel ist die Qualifikation für die Playoffs der besten vier Mannschaften. Sollten wir das schaffen, wäre das eine Überraschung. Schließlich tippte uns kein anderer Verein als Playoff-Kandidat. Dafür trainieren wir täglich fünf Stunden, um diese Überraschung zu schaffen!

BT: An den Abstieg verschwenden Sie überhaupt keinen Gedanken?

Stumper: Sicher absteigen sollte Uerdingen. Für den zweiten Abstiegsplatz kommen mehrere Teams in Betracht. Wir sind wie der SC Freiburg: Wir können vorne mitspielen, aber auch hinten dabei sein. Wir haben ein junges Team mit einer 17-, 18- und einer 21-Jährigen, dazu zwei erfahrene Leute und zwei starke Doppel. Laura Stumper und Tanja Hain-Hofmann waren im Vorjahr schon 13. der Weltrangliste, so dass man von ihnen einiges erwarten darf. Außerdem spielen die Chinesin Bao Di und Toth zusammen. Die Nummer fünf, Irene Ivancan, wird zudem öfter zum Einsatz kommen. Sie ist auch immerhin deutsche Meisterin im Doppel. Außer in der Bundesliga wollen wir überdies im Europapokal bestehen. Ende September erwarten wir mit Castellfredo einen starken italienischen Vertreter.

BT: Langfristig stecken Sie die Ziele jedoch noch höher? Schließlich besitzen Sie dank des jungen Teams Perspektiven.

Stumper: Ja, die Mannschaft wird sicher noch weiter kontinuierlich verstärkt. Man muss sehen, dass zum Beispiel Langweid mit vier Ausländerinnen spielt, während wir gleich drei der lediglich neun deutschen Spielerinnen in der stärksten Liga der Welt stellen. Von den 40 als Stamm gemeldeten Akteurinnen kommen 13 aus China.

BT: Welche Rolle trauen Sie Ihrer Tochter Laura, die vor kurzem Junioren-Europameisterin im Einzel wurde, zu? Im vorderen Paarkreuz gegen die jeweils zwei Besten des Gegners zu spielen, ist ziemlich schwer.

Stumper: Laura spielte bereits mit 14 Jahren in Böblingen in der Bundesliga im vorderen Paarkreuz. Dort schlug sie unter anderem Batorfi und die heutige Weltranglistenfünfte Michaela Steff. Laura wird mehr Spiele verlieren als gewinnen, aber ich hoffe doch, dass sie in entscheidenden Partien überraschende Punkte beisteuert.

BT: Kann Sie auch irgendwann die Chinesinnen gefährden und weltweit für Furore sorgen? Laura und Timo Boll könnten mit entsprechenden Erfolgen für einen Tischtennis-Boom à la Roßkopf/Fetzner sorgen.

Stumper: Timo Boll ist bereits Nummer 18 der Welt. Er ist drei Jahre älter als Laura und entsprechend weiter. Daneben haben wir weitere große Talente, so dass das deutsche Tischtennis auch in Zukunft zu den besten Nationen zählen wird. Ob Laura weltweit bestehen kann, muss man abwarten. Zum einen wie sie die schwierige Pubertätsphase verkraftet, zum anderen ob sie weiter hart trainiert, um der chinesischen Übermacht zu trotzen.

BT: Als Trainer und Vater haben Sie ja mehr Einflussmöglichkeiten, damit der Trainingsfleiß erhalten bleibt ...

Stumper: Der Vater als Trainer ist aber auch machtlos, wenn die Spielerinnen keine Lust haben ...


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