Kohle-Förderung für königliches SpielSchach-Weltmeister Kramnik setzt sich zum siebten Mal in Dortmund durchvon FM Hartmut Metz, 12. August 2006 |
Wladimir Kramnik hat in Dortmund einen weiteren Meilenstein gesetzt: Zum siebten Mal gewann der Russe sein Lieblingsturnier. Mit jeweils 4,5:2,5 Punkten lag der Schach-Weltmeister nur dank der besseren Feinwertung vor seinem Landsmann Peter Swidler. Diesmal hatte Kramnik nicht mit seinem Erfolg gerechnet. Wegen des im September anstehenden WM-Vereinigungskampfes gegen den zweiten Weltmeister Wesselin Topalow (Bulgarien) wollte der 31-Jährige keine Eröffnungsgeheimnisse preisgeben.
Dass ich trotzdem das Turnier gewann, ist eine schöne Zugabe. Normalerweise belegt man nicht den Platz an der Sonne, wenn man ohne den festen Willen für Rang eins antritt. Der Sieg gibt mir positive Gefühle und zusätzliches Selbstvertrauen. Ich werte ihn auch als gutes Omen. Vor sechs Jahren entthronte ich Garri Kasparow, nachdem ich ebenfalls in Dortmund Platz eins belegt hatte, erklärte Kramnik im Exklusiv-Interview mit dieser Zeitung. In die Erfolgsspur nach fünf Remis brachte ihn der Georgier Baadur Jobawa. Dieser patzte und gab selbst für seinen Gegner überraschend im 15. Zug auf. Was mich anlangt, bedeutete die Partie meinen kürzesten Sieg in einem Superturnier vor allem auch noch mit Schwarz!, frohlockte der Weltmeister. Mit einem feinen positionellen Sieg in der Schlussrunde über Peter Leko schob er sich an die Spitze.
Dass der Ungar mit dem Briten Michael Adams und dem Israeli Boris Gelfand (alle 4:3) die Plätze belegte, wertete der von einer langwierigen rheumatischen Arthritis genesene Champion als vorhersehbar. Für den Sensationssieger des Vorjahres, den Dortmunder Arkadij Naiditsch, hatte er trotz der ausgeglichenen Bilanz von 3,5:3,5 und Rang sechs ein Lob parat: Naiditsch gefiel mir. Seine Vorbereitung war nicht so toll, aber nach überstandener Eröffnung überzeugte er mich und verdiente sich die 50 Prozent. Als Enttäuschung wertete Kramnik natürlich das Abschneiden des Weltranglistendritten Levon Aronjan (2:5), der lediglich vor dem überforderten Außenseiter Jobawa (1,5:5,5) landete. Aronjan ist jung und begabt, spielt konstant ich kann mir seinen Absturz wirklich nicht erklären, äußerte der siebenfache Gewinner des Sparkassen Chess Meetings.
Auch die Tage nach Dortmund verliefen erfreulich für Kramnik. Der Großkonzern RAG fördert künftig nicht nur Kohle aus dem Schacht, sondern steckt Kohle künftig ins Schach. Finanzminister Peer Steinbrück überzeugte Ex-Wirtschaftsminister Werner Müller, mittlerweile RAG-Vorstandsvorsitzender, durch freundliche Beratung, den unterschätzten Sport zu sponsern. Zusammen mit Borussia Dortmund, die das Leibchen des Konzerns in der Fußball-Bundesliga tragen, soll Kramniks Match gegen das Programm Deep Fritz in Bonn den noch geheimen neuen Namen der RAG bekannt machen. Sein Antrittsgeld von 500 000 US-Dollar kann Kramnik vom 25. November bis 5. Dezember mit einem Gesamtsieg in den sechs Partien verdoppeln.
Hier der kürzeste Kramnik-Sieg bei einem Topturnier.