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Vor- und Spitzname sind Programm

"Schach" Mamedjarow ragt bei den russischen Meisterschaften heraus

von FM Hartmut Metz, 20. Mai 2006

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   Sein Vorname deutet bereits die Affinität an: Schachrijar beinhaltet nicht nur die Bezeichnung seines Spiels. Der Vorname von Mamedjarow ist der persischen Sprache Farsi entlehnt und bedeutet „König“. „Wie ein Schachkönig trat er auch in Sotschi auf“, kommentierte das Schach-Magazin 64 im Bericht über die russischen Meisterschaften. Der Aserbaidschaner belegte zwar mit seinem Team Termosteps Samara nur Rang vier – Mamedjarow übertraf jedoch als Einzelspieler die Ergebnisse der zahlreich versammelten Weltklasse-Großmeister. 7,5 Zähler sammelte der 21-Jährige aus Baku in neun Partien. Mit seiner Leistungszahl von 2 869 Elo-Punkten agierte „Schach“, wie der U20-Weltmeister des Vorjahres wegen seines zungenbrecherischen Namens kurz genannt wird, weltmeisterlich.

   Den Titel an der Schwarzmeerküste sicherte sich Ural (Swerdlowsk-Region) vor TPS Saransk, das bei jeweils 17:5 Zählern wegen eines halben Brettpunktes (38 gegenüber 37,5) das Nachsehen hatte. Tomsk-400 wurde mit 16:6 Zählern Dritter vor Samara (14:8). Erst auf den hinteren Rängen folgten die Teams aus Moskau und St. Petersburg. Das Geld der Ölbarone verschob die Kräfteverhältnisse weg von den bisherigen Zentren. Alexej Schirow gewann an Brett zwei von Ural damit einen weiteren Titel, nachdem er schon mit dem OSC Baden-Baden deutscher Meister geworden war. Der Rigaer holte 5,5:3,5 Punkte. Den prominentesten Akteur bot Südural Tscheljabinsk auf: Anatoli Karpow. Der kaum noch Turnierpartien spielende Exweltmeister offerierte Wadim Swagintsew und Boris Gelfand rasch Unentschieden an. Wladimir Akopjan vom neuen Meister Ural lehnte jedoch dankend ab und überrannte die Legende. Karpow verzichtete danach auf weitere Einsätze, bevor dieses Beispiel Schule machte ...

   Mamedjarow gelangen zwei spektakuläre Partien. Zunächst die erste Glanztat.

 










Mamedjarow,Schachrijar (2699) - Charlow,Andrej (2555) [D27]
1. Russische Liga Sochi RUS (6), 25.04.2006

1.d4 d5 2.Sf3 e6 3.c4 dxc4 4.e3 c5 5.Lxc4 a6 6.0-0 Sf6 7.Lb3 cxd4 8.exd4 Sc6 9.Sc3 Le7 10.Lg5 0-0 11.Tc1!? Weit häufiger wurde [11.Dd2 gespielt. Ein Beispiel aus dem Advanced-Schach-Duell mit Computer-Unterstützung zwischen Kramnik und Anand (Leon 2002): 11...Sa5 12.Lc2 b5 13.Tad1 Sc4 14.Df4 Ta7 15.Se5+/= mit leichtem Vorteil für Weiß.] 11...Sd5 12.Le3!? Weiß muss in den Stellungen mit Isolani möglichst viele Figuren auf dem Brett belassen. Generalabtausch auf e7 und d5 käme folglich Schwarz entgegen. 12...Sxc3 [Weniger gut ist 12...Sxe3?! 13.fxe3 Das Läuferpaar bringt dem Nachziehenden wenig in dieser Stellung. Die weißen Trümpfe sind das durch den Bauern auf e3 gestärkte Zentrum, der Raumvorteil und Angriffsmöglichkeiten auf der f-Linie.] 13.Txc3 Sb4 14.Se5 Sd5 15.Tc1 Ld7 16.Dg4 Lb5 17.Lh6 Lf6 18.Tfe1 Se7?! [18...Dd6 ist stärker als der Abzug des Springers vom Idealfeld d5. Zum geplanten Tausch nach Sg6 kommt es schließlich nicht mehr in der Partie.] 19.Ld2 Dd6 20.Sxf7! Dieses Standardopfer gefällt immer wieder, auch wenn es an dieser Stelle ausnahmsweise nicht sofort entscheidend ist. 20...Txf7? [Erstaunlicherweise hält das kaltblütige 20...Dxd4! die Stellung noch am ehesten zusammen! 21.Sh6+ (Nichts taugt 21.Dxe6 Dxd2 22.Tcd1 Dxb2 23.Td8! h6 24.Txa8 Txa8 25.De4 g6 26.Dxb7 Tf8 27.Sxh6+ Kh8 und Schwarz steht besser.) 21...Kh8 22.Lc3 Da7! (22...Dxg4 kostet einen Bauern: 23.Sxg4 Lxc3 24.Txc3 Sd5 25.Tc2 Tad8 26.Txe6 ) 23.Dg3 mit überlegener weißer Position, die aber noch weit entfernt vom Gewinn ist. Schwarz darf sich nun nicht 23...gxh6?? erlauben. 24.Txe6 Sg8 (24...Lxc3 25.Dxc3+ Kg8 26.Tg6# ) 25.Txf6 Sxf6 26.Dg8+!! Txg8 27.Lxf6+ Tg7 28.Tc7 Tag8 Andere Züge verzögern lediglich das sehenswerte Matt. (28...Dxf2+ 29.Kxf2 Tf8 30.Kg1! Txf6 31.Tc8+ Tg8 32.Txg8# ) 29.Lxg7+ Txg7 30.Tc8+ Tg8 31.Txg8# ] 21.Txe6 Dd7 [Auf 21...Ld7 würde ebenso 22.Txf6+- gewinnen.] 22.Txf6! Ein krönendes Damenopfer. 22...Dxg4 23.Txf7 Kh8 24.Txe7 Tc8 25.Txc8+ Dxc8 26.d5 und weil der Zusammenbruch auf g7 auch durch [26.d5 Df5 27.Lc3 Db1+ 28.Te1 Df5 29.h3 Dd7 30.Te3 Dd6 31.Tg3 nicht mehr aufzuhalten ist, streckte Charlow die Waffen.] 1-0

 

   Gegen Sergej Wolkow vom Vizemeister TPS Saransk hatte der Junioren-Weltmeister einen Turm weniger, aber vier verbundene Freibauern am Damenflügel ließen „Schach“ erfolgreich auf Gewinn spielen.

 










Mamedjarow,S (2699) - Wolkow,S1 (2620) [D10]
1. Russische Liga Sochi RUS (9), 28.04.2006

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sc3 Sf6 4.e3 a6 5.Dc2 b5 6.b3 Lg4 7.Sge2 Sbd7 8.h3 Lxe2 9.Lxe2 e6 10.0-0 Le7 11.e4 b4 12.exd5 bxc3 13.dxc6 Sf8 14.Dxc3 Sg6 15.b4 Db6 16.b5 axb5 17.cxb5 Sd5 18.Dc4 0-0 19.a4 Lb4 20.Lf3 Sge7 21.Lg5 h6 22.Lxe7 Lxe7 23.Lxd5 exd5 24.Dxd5 Tfd8 25.De4 Lf6 26.d5 Lxa1 27.Txa1 Dc5 28.Td1 Te8 29.Df4 Te2 30.c7 Txa4 31.c8T+ Dxc8 32.Dxa4 Dc5 33.Kh2 Dxf2 34.Dg4 Te8 35.d6 Dc5 36.Dd7 De5+ 37.Kh1 De2 38.Tc1 Tf8 39.b6 f5 40.b7 Kh7 41.Dc8 Dd2 42.b8D 1-0

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