Sergej Rublewski

   Keiner der großen Favoriten hat nach elf Runden bei der stärksten Landesmeisterschaft der Welt die 40 000 Dollar Preisgeld eingestrichen: Weder der Baden-Badener Weltranglistendritte Peter Swidler (6:5 Punkte), in den Vorjahren fast so etwas wie russischer Abonnement-Meister, noch der WM-Vierte Alexander Morosewitsch (6,5:4,5) hatten etwas zu bestellen. Sie mussten mit den Plätzen vier und drei zufrieden sein. Ganz schwach agierte Wladimir Kramnik. Die Formkrise des Weltmeisters verschärft sich offenbar von Turnier zu Turnier. Mit schlappen 5,5 Punkten kam der 30-Jährige nicht über Rang sieben im Zwölferfeld hinaus. Lediglich die beiden Schlusslichter Sergej Wolkow und Jewgeni Tomaschewski konnte Kramnik schlagen. Gegen Swidler und Jewgeni Barejew unterlag er.

   Einen ganzen Zähler vor ihm lag etwa ein Nobody wie der zweitplatzierte Dimitri Jakowenko (6,5:4,5). Zur Ein-Mann-Show degradierte Sergej Rublewski die russischen Titelkämpfe. Der Großmeister aus Kasan zählt seit Jahren zu den besten 20, 30 Spielern der Welt – in Moskau deklassierte er die namhaftere Konkurrenz. Der große Fan von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher verlor keine seiner elf Partien. Mit 7,5 Punkten ging Rublewski mit einem ganzen Zähler Vorsprung über die Ziellinie. Dabei begeisterte der neue russische Champion mit einigen spektakulären Zügen. Der 24. gegen Alexander Motilew war sicher der überraschendste!

 

Rublewski,S (2652) - Motilew,A (2632) [C43] Russische Meisterschaft Moskau (5), 23.12.2005 1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.d4 [Nachdem ihn anschließend auch noch Weltmeister Wladimir Kramnik mit Russisch plagte, wählte Rublewski in der neunten Runde eine ungewöhnliche Fortsetzung im fünften Zug. 3.Sxe5 d6 4.Sf3 Sxe4 5.d3!? Danach schlug der Schumacher-Fan im Spitzenspiel Jakowenko. 5...Sf6 6.d4 Le7 7.Ld3 Lg4 8.h3 Lh5 9.Sc3 c6 10.g4 Lg6 11.g5 Sfd7 12.Lxg6 hxg6 13.De2 d5 14.Ld2 Sf8 15.0-0-0 Dd6 16.Tde1 Sbd7 17.h4 Se6 18.h5 0-0-0 19.hxg6 Sf4 20.Lxf4 Dxf4+ 21.De3 Dxe3+ 22.fxe3 Txh1 23.Txh1 fxg6 24.Se2 Tf8 25.Sf4 Ld6 26.Th4 Tf7 27.Kd2 Sf8 28.Ke2 Kd7 29.b3 Tf5 30.Tg4 Le7 31.Sh3 Ld6 32.Sh4 Tf7 33.c4 b6 34.Sf2 dxc4 35.bxc4 b5 36.c5 Lc7 37.Sd3 a5 38.Sf3 Te7 39.Th4 Se6 40.Th8 Sf4+ 41.Kd2 Sxd3 42.Kxd3 Tf7 43.Sh4 Lg3 44.Sxg6 Tf5 45.Ta8 Ke6 46.Ta7 Tf7 47.d5+! cxd5 48.Sf4+ Lxf4 49.Txf7 Lxe3 50.c6 1:0.] 3...Sxe4 4.Ld3 d5 5.Sxe5 Sd7 6.Sxd7 Lxd7 7.0-0 Ld6 8.c4 c6 9.cxd5 cxd5 10.Sc3 Sxc3 11.bxc3 0-0 12.Dh5 g6 13.Dxd5 Dc7 14.Lh6 Tfe8 15.h4!? Le6 16.Df3 Dxc3 Schwarz hat wie üblich seinen Bauern zurückgewonnen und steht nur leicht schlechter. 17.Df6 Lf8 18.Lxf8 Txf8 19.Tfd1 [19.h5 ist eine Drohung, wäre aber in diesem Moment noch verfehlt. Schwarz nimmt nicht den Läufer auf d3, sondern kontert trocken mit 19...Tfd8! Auf 20.h6 folgt 20...Dxd4 und das Matt auf g7 ist mit Bauerngewinn pariert.] 19...Tfd8 20.Le4 Ld5 21.Tac1 Da3 22.Tc7 Dxa2 23.h5 Bisher hat Schwarz alles richtig gemacht und mehrfach die einzige Fortsetzung zum Ausgleich gefunden. Nun aber greift Motilew fehl - der nächste Zug von Weiß konnte allerdings zu leicht übersehen werden! 23...De2?! [Sofort 23...Da6!? 24.Dxa6 bxa6 25.f3 Kg7 26.hxg6 hxg6 27.Kf2 Td6 28.Ke3 Te8 29.Ta1 Kf8 30.Kd3 Le6 31.Txa7 Ted8 32.Ta4 Ld7 33.Tb4 Lb5+ mündet ins Remis.] 24.f3!! Bietet einen Turm als Opfer an. [24.Lf3 De6 (24...Lxf3?? 25.Dxf7+ Kh8 26.Dxh7# ) 25.Dxe6 fxe6 26.Lxd5 Txd5 27.Te1 Txh5 28.Txb7 a5 29.Txe6 reicht kaum zu mehr als einem Remis. 29...a4 30.Tee7 a3 31.Tg7+ Kh8 32.Ta7 Ta5 33.Txh7+ Kg8 34.Tag7+ Kf8 35.Td7 Kg8 36.Tdg7+ Kf8 37.Tf7+ Kg8 mit Dauerschach.] 24...Da6 [24...Dxd1+? 25.Kh2 Le6 (Zäher, aber auch unzureichend ist 25...Td6 26.Dxd6 Le6 (26...Lxe4 27.Df6 Ld5 28.h6 ) 27.d5 De1 (27...Tf8 bleibt ebenso freudlos: 28.De5 De1 29.Df6 Dd2 30.Tc2 Dh6 31.dxe6 Dxh5+ 32.Kg1 fxe6 33.Dxe6+ Kh8 34.De7 Dh6 35.Tc7 g5 36.Txb7 ) 28.Df4 (28.dxe6? Dh4+ 29.Kg1 De1+ mit Dauerschach.) ) 26.hxg6 hxg6 27.Lxg6!+- verliert.] 25.Dxa6 bxa6 26.h6! Durch den "geschenkten" Zwischenzug f3 hat Weiß Zeit bekommen, den h-Bauern als Pfahl im Fleisch nach vorne zu treiben. So bleibt die schwarze Grundreihe schwach, und der König muss immer ein Matt fürchten. 26...Td6 27.Kf2 g5 28.Tdc1! Das Endspiel behandelt Rublewski virtuos! 28...Lxe4 29.Tc8+ Hält den h-Bauer fürs Erste. 29...Td8 30.Txd8+ Txd8 31.fxe4 f5 Nur so kann Motilew den Kampf noch fortsetzen. [31...Txd4 verbietet sich wegen der erwähnten Schwäche. 32.Tc8+ nebst matt.] 32.Ke3 fxe4 33.Tc7 Obwohl Schwarz derzeit über zwei Mehrbauern verfügt, befindet er sich in einer schauderhaften Lage. Der weiße Turm auf der siebten Reihe beherrscht das Brett. 33...Td6 34.Tg7+ Kh8 35.Txg5 Txh6 36.d5 a5 37.Kxe4 a4 38.Tg3 a3 Mit anderen Fortsetzungen zieht man den Kopf auch nicht mehr aus der Schlinge. 39.Txa3 Kg8 40.Kd4 Kf8 41.Te3! Schneidet den König weiter ab vom Trumpf auf der d-Linie. Der zweite a-Bauer ist völlig unwichtig, weshalb ihn Weiß auch zunächst verschont. 41...Th2 42.Te2 Th1 43.d6 a5 44.Kc5 Tc1+ 45.Kb6 Tb1+ 46.Kc7 Tc1+ 47.Kd8 a4 48.Ta2 und die Gewinnführung ist leicht: [48.Ta2 Tc4 49.d7 h5 (49...Tf4 50.Tc2 a3 51.Kc8 Td4 52.d8D+ ) 50.Tf2+ Kg7 51.Ke7 Te4+ 52.Kd6 Td4+ 53.Ke6 Td1 54.Tf7+ Kg6 55.Tf8 Te1+ 56.Kd6 Td1+ 57.Kc6 Tc1+ 58.Kb5 Td1 59.d8D Txd8 60.Txd8 a3 61.Ta8 ] 1-0

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