Laugenstangen ein gutes Omen für OSCBaden-Badener Schachspieler holen ungeschlagen erste Meisterschaft; Tabellendritter Köln-Porz schenkt Anand kampflosen SiegText und Fotos von FM Hartmut Metz, April 2006 |
Bäcker Bernhard Peter, Schachspieler in eitenung, goss den Titel "Deutscher Meister 2006" in Laugenstangen-Form
Das Laugengebäck hat es vorweggenommen: Deutscher Meister 2006. Der Weitenunger Schach-Amateur Bernhard Peter hatte für die Titelfeier Brötchen zum Schriftzug geformt, obwohl der OSC Baden-Baden in den vergangenen zwei Jahren jeweils auf der Zielgeraden gestrauchelt war. Diesmal ließen sich die Großmeister aber nicht mehr die Butter von den Laugenstangen nehmen und machten die lang ersehnte Meisterschaft perfekt.
Nach vier Jahren in der Bundesliga haben wir es endlich geschafft, äußerte Michal Krasenkow erleichtert. Der Pole war im Vorjahr noch der Unglücksrabe, als er eine Gewinnstellung gegen Köln-Porz ruiniert hatte und somit für die entscheidende Mannschaftsniederlage sorgte. Diesmal führten die Kurstädter den Rekordmeister regelrecht vor. Dem 7:1 am Samstag über Absteiger Godesberger SK ließ der neue Champion gestern ein erstaunlich deutliches 6:2 über Porz folgen. Bei insgesamt 28:2 Punkten blieb der Spitzenreiter ungeschlagen und distanzierte Titelverteidiger Werder Bremen (26:4) um zwei Zähler. Die drittplatzierten Porzer (23:7) hatten heuer nichts mit dem Meisterschaftsausgang zu tun.
Dass sie sich keine Hoffnungen mehr auf einen Ausrutscher des OSC gegen Godesberg machten, hatten die Domstädter schon am Samstag unterstrichen: Gegen Absteiger Heidelberg-Kirchheim ließen die Porzer das erste Brett unbesetzt. Die restlichen sieben Partien gewannen sie zum 7:1. Noch rigoroser ging Baden-Baden zu Werke. Der Weltranglistenzweite Viswanathan Anand überspielte einen seiner Nachfolger auf dem WM-Thron, Exweltmeister Rustam Kasimdschanow. Sechs weitere Siege folgten, ehe Alexej Schirow seine einzige Saisonniederlage kassierte.
Viswanathan Anand spielte eine fehlerlose Partie mit 1.b3 - doch der kampflose Sieg über Michael Adams sorgte für Zündstoff
Weil gleich drei Asse lieber am Wochenende in der besser dotierten französischen Meisterschaft antraten, schenkte Porz auch gegen den Gastgeber einen Zähler kampflos ab. Das sollte nicht sein, kritisierte Ralph Alt, bevor der Turnierdirektor des Deutschen Schachbundes an OSC-Kapitän Sven Noppes die Meisterschaftsschale überreichte. Der überragende Anand nahm seinen Erfolg vor rund 300 Zuschauern im Internationalen Club (und etwa 7 000 bei der Live-Übertragung der Partien im Internet) mit Humor. Heute habe ich wirklich klasse gespielt!, ulkte der Inder nach seinem einzigen erforderlichen Bauernzug von b2 nach b3 gegen den abwesenden Engländer Michael Adams.
Mit Unentschieden verteidigten Francisco Vallejo Pons, Sergej Mowsesjan und Philipp Schlosser die Führung. Peter Swidler baute diese gegen Christopher Lutz am zweiten Brett aus, und Alexej Schirow machte gegen Loek van Wely die Meisterschaft perfekt. Das Remis zwischen Krasenkow und Alexander Graf bedeutete das 5:2. So konnte der Däne Peter Heine Nielsen gegen den ehemaligen Vizeweltmeister Jan Timman beruhigt auf Gewinn spielen und für einen nie erwarteten 6:2-Kantersieg sorgen.
Am Tag des größten Triumphs erinnerte sich Wolfgang Grenke an die Anfänge vor ziemlich genau zehn Jahren, als er in der 5. Liga begann, seinen Verein zu sponsern. Für Schlosser, der schon sechsmal mit Bayern München deutscher Meister wurde, war der Titel indes nichts Besonderes mehr. Immerhin durfte sich der mit 12,5:2,5 Punkten erfolgreichste Akteur der Baden-Badener doch noch über ein Novum freuen: Das ist hier die erste Meisterschaftsfeier mit eingeladenem Publikum, berichtete Lokalmatador Schlosser.
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Lutz,Christopher (2609) - Svidler,Peter (2740)
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Shirov,Alexei (2710) - Van Wely,Loek (2648)
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Nielsen,Peter-Heine (2646) - Timman,Jan H (2630)
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