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Königin Elisabeth II. auf den Feldwegen

Erfurterin Pähtz gewinnt bei U20-WM dank bester Kondition zweiten Titel

von FM Hartmut Metz, 3. Dezember 2005

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Elisabeth Pähtz

Elisabeth Pähtz

 

   Viermal hat Elisabeth Pähtz in den vergangenen Jahren in der Schlussrunde einen Titel noch verpatzt. Bei den U20-Weltmeisterschaften in Istanbul hielten die Nerven der Erfurterin aber der ungeheuren Anspannung stand. In den zwölf Runden zuvor hatte die 20-Jährige bereits einen Punkt Vorsprung herausgekämpft. So konnte sich Pähtz, die in der vergangenen Saison noch für den deutschen Frauenmeister OSC Baden-Baden am Brett gesessen war, ein Remis leisten. Nach 22 Zügen offerierte die Inderin Harika Dronavalli die Punkteteilung, und die zierliche Zweier-Abiturientin war zum zweiten Mal Weltmeisterin. Pähtz hatte bereits 2002 bei der U18-WM triumphiert.

   In Istanbul besaß die Dresdner Bundesligaspielerin „den längsten Atem“, befand die Tochter von Großmeister Thomas Pähtz. Im Endspurt bezwang das angehende Mitglied der Bundeswehr-Sportförderkompanie drei direkte Konkurrentinnen. Allen voran ihre bis bis zur zehnten Runde führende Freundin Irina Wasilewitsch, die dann bis auf Platz acht zurückfiel. Die Kommentare zu dieser Partie stammen zum Großteil von der neuen U20-Weltmeisterin. Silber ging an die Chinesin Gu Xiaobing, die mit 9,5:3,5 Punkten einen halben Zähler Rückstand aufwies.

   Elisabeth Pähtz rang außerdem in der vorletzten Partie Turkan Mamedjarowa (Aserbaidschan), die jüngere Schwester des neuen Junioren-Weltmeisters Shakhriyar Mamedjarow, nieder. 112 Züge und sieben Stunden dauerte der Kampf. „Ich brauchte diesen Sieg, denn ich wollte das Schicksal am Ende nicht noch einmal unnötig herausfordern“, sagte die 20-Jährige der Thüringer Allgemeine, die daraus folgerte: „Zu einem Großteil entschieden wurde die WM letztlich auf den Feldwegen rund um Kerspleben. Dort hatte sich Deutschlands beste Schachspielerin in den Wochen zuvor mit täglichen Läufen einem strengen Fitnesstest unterzogen. Die dabei gewonnene Kondition kam ihr in Istanbul zugute.“

 










Pähtz,E (2408) - Wasilewitsch,I (2383) [B49]
U20-WM (10), 11.2005
[Pähtz Elisabeth/Metz]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sc6 5.Sc3 a6 6.Le3 Sf6 7.Le2 Dc7 8.0-0 Lb4 Damit torpediert Wasilewitsch die Vorbereitung von Pähtz, entwickelte sie doch bisher den Läufer immer nach e7. 9.Sa4 0-0 10.c4 Ld6 "Hier endeten meine Theoriekenntnisse. Daher investierte ich 40 Minuten, um einen Vorteil zu finden, was aber vermutlich nicht gelang", bemerkt Pähtz. 11.Sxc6 bxc6 12.g3?! [12.f4 ist der Hauptzug im Gegensatz zum zahmen g3. 12...Sxe4 13.c5 Le7 14.Ld3 Sf6 15.Ld4 Td8 (15...Sd5? 16.Sb6 Sxb6 (16...Tb8 17.Sxd5 cxd5 18.Lxh7+ Kxh7 19.Dh5+ Kg8 20.Lxg7+- ) 17.Lxh7+ Kxh7 18.Dh5+ Kg8 19.Lxg7+- ) 16.Sb6 Tb8 17.Sc4|^ mit aktiver weißer Stellung für den geopferten Bauern.] 12...Sxe4 13.c5 Le7 [13...Le5?! 14.Dd3 f5 15.f3+/= ] 14.Ld3 Sf6 15.Lf4 Dd8 [15...e5? 16.Lxe5 Dxe5 17.Te1+/- Dg5 18.Txe7 Sd5 19.Te4 und Weiß steht überlegen.] 16.Sb6 Ta7 17.Dc2 h6 18.b4 Sd5 [Ein Verbesserungsversuch ist 18...a5 19.b5 cxb5 20.Lxb5 La6 21.Lxa6 Txa6 22.Dc4 Txb6 23.cxb6 Dxb6 24.Tab1 Da7 und die Chancen sind verteilt.] 19.Sxd5 cxd5 20.a4 "Mir waren nur noch ungefähr drei Minuten auf der Uhr verblieben, während meine Kontrahentin eine gute halbe Stunde Bedenkzeit besaß. Dennoch glaube ich, dass es leichter ist, mit Weiß zu spielen", befindet Pähtz. 20...Lf6 21.Tae1 Te8 22.Ld6 Lb7 23.f4 Ta8 24.De2 Dc8?! Die neue Weltmeisterin hält diese Fortsetzung für "zu langsam. Ich mutmaße, Irina hat den Königsangriff unterschätzt". Der Attacke kommt Schwarz zuvor mit [24...Le7 25.Lxe7 (25.Le5? a5-/+ ) 25...Dxe7 26.Lb1 a5 27.Dc2 Df6 28.b5 Dd4+ 29.Tf2 f5 und unklarer Stellung.] 25.Dh5 Ld4+ 26.Kg2 Lc3 27.Te2 d4+? Der entscheidende Fehler. Nach dem Schach entschwindet der König auf h3, wonach der Turm später nicht mehr mit Schach auf e2 nehmen kann. Welchen Unterschied das macht, zeigt sich rasch. [27...Lxb4! 28.f5 exf5 29.Txe8+ Dxe8 30.Dxf5 g6 31.Df4 Lc3 32.Tf2 d4+ 33.Kg1 De1+ 34.Lf1 Ld5 35.Te2 Da1 36.Le5 d3 37.Lxc3 Dxc3 38.Tf2 Dxc5 39.Dxh6 und Schwarz steht auf Gewinn.] 28.Kh3 f5 [28...Lxb4 29.f5 exf5 30.Dxf5 Nun kann der Turm auf e2 nicht mit Schach nehmen, so dass Weiß auf h7 matt setzen darf.; 28...Dd8 29.f5 Df6 30.Te5 Dg5 31.fxe6 Dxh5+ 32.Txh5 dxe6 33.b5 Ted8 34.b6 ergibt ein erfolgversprechendes Endspiel für Pähtz.] 29.g4! Öffnet die entscheidenden Linien zum schwarzen König. 29...Dd8 30.gxf5 exf5 31.Dxf5 Txe2 Wieder fehlt das Schlagen mit Schach wegen des auf h3 evakuierten Königs. 32.Dh7+ Kf7 33.Lxe2 d3 34.Lh5+ Ke6 35.Dxd3 und ein baldiges Matt ist unausweichlich. 1-0

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