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Tomsk bremst Pariser Starteam aus

Schach-Europacup: Russische Spieler agieren durchweg auf hohem Niveau

von FM Hartmut Metz, 01. Oktober 2005

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   Das Starteam aus Frankreich hat sich beim Schach-Europacup diesmal mit Bronze bescheiden müssen. Der NAO Chess Club kam zwar in St. Vincent (Italien) ebenfalls auf 12:2 Mannschaftszähler, mit 27:15 Brettpunkten lagen die Pariser aber wegen eines 2:4 hinter Sieger Tomsk-400 und Polonia Plus GSM. Die gegen NAO unterlegenen Polen hätten die Russen fast noch eingeholt - doch der 3,5:2,5-Sieg in der Schlussrunde über Tomsk fiel bei 29 gegenüber 29,5 Brettpunkten um einen halben Zähler zu niedrig aus. Hinter Ural belegten Werder Bremen und der TV Tegernsee (alle 10:4 Punkte) im Aosta-Tal die respektablen Plätze fünf und sechs. Die deutschen Spitzenteams SG Köln-Porz und der OSC Baden-Baden mieden den Europacup erneut aus finanziellen Gründen. Vor allem die Kurstädter wären in Bestbesetzung erster Aspirant auf Platz eins gewesen.

   Ob sich die aber überhaupt erreichen lässt, ist fraglich. Baden-Badener wie Etienne Bacrot oder Francisco Vallejo Pons gehen auch für NAO ans Brett und erhalten beim Klub der syrischen Milliardärs-Witwe Nahed Ojjeh sicher mehr, als der OSC-Sponsor Grenke Leasing AG bieten würde. Der Baden-Badener Bundesligaspieler Michal Krasenkow überragte zusammen mit Wassili Iwantschuk bei Polonia. Mit ihren Siegen brachten der Pole und der Ukrainer in der Schlussrunde auch Tomsk als einziges Team zu Fall. Im Gegensatz zu NAO, das mit dem jüngsten Großmeister aller Zeiten, Sergej Karjakin, und Joël Lautier herausragende Kräfte hatte, aber auch Ausfälle wie Vallejo Pons, überzeugten bei Tomsk alle Akteure durch die Bank weg. Nachstehend eine interessante Partie von Pawel Smirnow. Der unterlegene Österreicher Reinhard Lendwai musste mit seinem Klub Sparkasse Schwarzach eine bittere 0:6-Schlappe quittieren.











Smirnow (2635) - Lendwai (2416)
21st ECC Saint Vincent ITA (2), 19.09.2005

1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Lf5 5.Sg3 Lg6 6.h4 h6 7.Sf3 e6 [ 7...Sd7 ist präziser, um den folgenden Springerzug nebst späterer Befestigung des Schimmels durch f4 zu verhindern.] 8.Se5 Lh7 9.Ld3 Lxd3 10.Dxd3 Sd7 11.f4 Sgf6 12.Ld2 Le7 13.0-0-0 c5 14.d5! Die schärfste Fortsetzung an dieser Stelle. Weiß hat schon fast alle möglichen Züge versucht: [ 14.Db5 ; 14.Se2 ; 14.dxc5 ; 14.Sxd7 ; 14.The1 ; 14.Df3 und nicht zuletzt; 14.Lc3 , das Garri Kasparow im Vorjahr bei seinem Gewinn der russischen Meisterschaft gegen Jewgeni Barejew anwandte.] 14...c4 [ 14...exd5? verbietet sich wegen 15.Sf5 0-0? ( 15...Kf8 ist hartnäckiger, aber nach 16.c4! d4 17.The1 Sg8 18.Dg3 Th7 auch kaum zu halten.) 16.Dg3 Sh5 17.Sxh6+ Kh7 18.Dd3+ Kxh6 19.Sg4# ; 14...Sxd5 15.Sh5 Sxe5 16.fxe5 Lf8 17.Dg3 g6 18.c4 gxh5 19.Lc3 Dc7 20.cxd5 0-0-0 21.d6 lässt auch wenig Freude aufkommen.; Am vielversprechendsten wirkt noch 14...Sxe5 Reinhard Lendwai hatte dies bereits heuer in Oberwart gegen Wittmann versucht. Nach 15.fxe5 Sxd5 16.Sh5 Lf8 17.Dg3 g6 18.Sf6+ Sxf6 19.exf6 Dd5 20.La5 Dc6 21.Lc7 h5 22.The1 Lh6+ 23.Lf4 fand der Österreicher jedoch 23...Dc7! nicht, was ihm eine schöne Stellung mit gewissem Vorteil beschert hätte.] 15.Dxc4 Sxd5 16.Sh5 0-0?! [ Im Falle von 16...g6 17.Sg7+! Kf8 18.Sxe6+ fxe6 19.Sxg6+ Kg7 20.Sxh8 Kxh8 21.f5 Tc8 22.De2 Dc7 23.c3 exf5 24.Dh5 Lf8 25.Dxf5 ist der schwarze König gefährdet. Zudem sind Turm und zwei Bauern in dieser Stellung mehr wert als zwei Springer.; 16...Sxe5 kommt in Betracht. 17.fxe5 g6 ( 17...0-0 18.Dg4 ist sofort aus) 18.Sf4 Tc8 19.De4 Dc7 20.Sxd5 exd5 21.Da4+ Dc6 22.Db3 mit geringem weißen Übergewicht.] 17.Sxd7 Dxd7 18.Dd4 f6 [ 18...Lf6 verbietet sich: 19.Sxf6+ Sxf6 ( 19...gxf6 taugt nichts wegen 20.f5 ) 20.Dxd7 Sxd7 21.Lb4 Tfd8 22.Le7 und Schwarz verliert erst die Qualität und dann rasch das Endspiel.] 19.f5! exf5 [ 19...e5 20.Dg4 g5 ( 20...Tf7 21.Lxh6 ) 21.hxg5 fxg5 ( 21...hxg5 22.Sg3 ) 22.De4 Sf6 23.Sxf6+ Lxf6 24.Lb4 führt für Schwarz in den Orkus.] 20.Lxh6?! Sieht gut aus. Als präziser erweist sich jedoch [ 20.c4! Sb6 21.Dxd7 Sxd7 22.Lxh6 gxh6 23.Txd7 Tf7 24.Txb7 mit einem leicht gewonnenen Endspiel.] 20...Tfd8! [ 20...gxh6 21.Dxd5+ Dxd5 22.Txd5 Tad8 23.Txf5 manövriert den Nachziehenden erneut nur in eine nicht zu haltende Position.] 21.Sxg7 [ 21.Lxg7 De8 22.g4 Df7 taugt noch weniger.] 21...Tac8 [ 21...Lf8 wird mit 22.Th3! gekontert: 22...Kh7 ( 22...Lxg7? 23.Tg3 ) 23.Df2! Lxg7 ( 23...Kxh6 24.Sxf5+ Kg6 25.Tg3+ Kh7 26.Tgd3 Dc6 27.Df3 und Materialgewinn.; 23...f4 24.Thd3 Dc6 25.Se6!! Dxe6 26.Lxf8 Txf8 27.Txd5 De3+ 28.T5d2 Tfe8 29.Df3 Dxf3 30.gxf3 Te3 31.Td7+ Kh6 32.Tf1 und Weiß gewinnt.) 24.Lxg7 Kxg7 25.Thd3 De6 26.Df3 und wieder nutzt Smirnow eine Fesselung aus.] 22.Dd3 22...Txc2+! 23.Kb1 [ Natürlich nicht 23.Kxc2?? Sb4+ oder; 23.Dxc2 Tc8 ] 23...Tc5? Furchtlos hätte Lendwai [ 23...Txg2 ziehen müssen. Danach zählt die offene g-Linie zunächst nicht. Erst einmal hält der Turm nämlich die weiße Dame von der g-Linie ab. 24.Sxf5 ( 24.Tdg1 Txg1+ 25.Txg1 Lc5 26.Tg2 Kh7 27.Dxf5+ Dxf5+ 28.Sxf5 Tg8 29.Txg8 Kxg8 ist in der Remisbreite.) 24...Sc3+ 25.bxc3 ( 25.Dxc3 Dxf5+ 26.Ka1 Txd1+ 27.Txd1 Dc2 ) 25...Dxd3+ 26.Txd3 Txd3 27.Sxe7+ Kf7 und Smirnow kommt kaum mehr über eine Punkteteilung hinaus, weil die agilen Türme die Balance in der Stellung wahren.] 24.Dg3 Kh7? [ Zäher ist 24...Ld6 25.Dg6 Df7 26.Dxf7+ Kxf7 27.Sxf5 Sc3+ 28.bxc3 Txf5 ungeachtet des verlorenen Bauern.] 25.Se8! Ein schöner Zug, der den Turm von g8 fern hält. 25...Sc3+ [ 25...Ld6 ändert nichts. 26.Sxf6+! Sxf6 ( 26...Kxh6 27.Dg5# ; 26...Kh8 27.Dg6 ) 27.Txd6 Dc7 28.Lf4 mit verheerenden Drohungen.] 26.bxc3 Db5+ 27.Ka1 Txd1+ 28.Txd1 Kxh6 29.Dg7+ Kh5 30.g4+! Kxh4 [ 30...fxg4 31.Dh7# ] 31.gxf5 [ Mit einer Serie von Schachs hätte 31.Dh6+ Kxg4 ( 31...Kg3 32.De3+ ) 32.Td4+ Kg3 33.Df4+ Kg2 34.Td2+ Kg1 35.Df2+ Kh1 36.Dh2# für ein Matt gesorgt. Das ist aber auch so nicht mehr lange abzuwenden.] 31...Dc6 32.Tg1 1-0

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