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"Der Fuchs" setzt alle Gauner matt

SAT.1-Krimiserie dreht sich am 30. März um die Schachszene; Chess-Classic-Chef Schmitt merzt im Drehbuch laienhafte Klischees aus

von FM Hartmut Metz, 26. März 2005

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   Normalerweise setzt "Der Fuchs" seine Gegner matt. Am 30. März (20.15 Uhr bei SAT.1) wirkt der Robin Hood der Neuzeit aber zunächst selbst recht matt. Walter Sittler will in seiner Rolle als Max Kerner die Karriere als Gentleman-Ganove, der den bösen Reichen in Frankfurt nimmt und den Armen gibt, an den Nagel hängen. Gottlob akzeptieren das weder seine Ehefrau Andrea (Simone Thomalla), die keinen langweiligen Antiquar zum Gatten haben möchte, noch seine Komplizen René (Dieter Landuris) und Esther Schweins als Sandra. Am Schluss der spritzigen wie humorvollen Krimiserie ist es wie immer: Der Bösewicht ist schachmatt!

 

"Der Fuchs" Max Kerner (Walter Sittler/rechts) will dem ehemaligen Schach-Weltmeister Klaus Gosslar (Max Herbrechter) helfen. Foto: SAT.1

 

   Am Mittwoch gilt das wortwörtlich. Im Drehbuch von Daniel Maximilian und Thomas Pauli, "Ein Fall für den Fuchs -Schachmatt", geht es um das königliche Denkspiel. Der finstere Geschäftsmann Krix (Michael Schiller) stiehlt das Schachprogramm des ehemaligen Weltmeisters Max Gosslar (Max Herbrechter), ruiniert ihn und nimmt ihm auch noch gleich Frau und Kind weg. So viel Ungerechtigkeit lässt den "Fuchs" natürlich nicht ruhen.

 

Tauchte überraschend am Filmset auf: Viswanathan Anand (links), hier bei den Chess Classic in Mainz mit seiner Ehefrau Aruna und Hans-Walter Schmitt. Foto: Metz

 

   Am Set in Frankfurt tauchte auch ein leibhaftiger ehemaliger Schach-Weltmeister auf: Viswanathan Anand. Für den mehrfachen indischen Sportler des Jahres ist Bad Soden zur zweiten Heimat geworden. Die Dreharbeiten verfolgte der neue Weltranglistenerste zusammen mit seinem Ziehvater Hans-Walter Schmitt, der als Berater der TV-Produktion angeheuert wurde.

   Den Vorsitzenden des Schach-Fördervereins Frankfurt Chess Tigers hatten "Fuchs"-Produktionsleiter Axel Unbescheid und die für die Ausstattung zuständige Anette Reuther übers Internet ausfindig gemacht. "Schach - Computer - Frankfurt" hatten sie bei Google eingegeben und 86 800 Treffer angezeigt bekommen. Ganz oben auf der Liste stand das Buch der Chess Tigers "Premiere der Top Ten", in dem sich unter anderem Anand mit dem legendären Turnier Frankfurt Chess Classic anno 2000 befasst. Damals hatte Organisator Schmitt erstmals in der Schach-Geschichte die kompletten Top Ten der Weltrangliste ans Brett gebracht. Da Unbescheid und Reuther überdies die Webseite www.chesstigers.de weit mehr ansprach als jene herkömmlicher Schachvereine, kontaktierten sie Schmitt, um ihn als Experten zu gewinnen.

 

Der als lettischer Großmeister verkleidete Dieter Landuris (rechts) will sich bei den Chess Classic Mainz wieder mit dem "Fuchs"-Berater Hans-Walter Schmitt treffen. Foto: pr

 

   Ein weiser Entschluss. Schmitt entrümpelte gleich die Schlüsselszene des Drehbuchs: "Bei den Duellen gegen das Schachprogramm sollten die Großmeister rauchen und Whisky trinken." Beides ist bei Turnieren verpönt, hält sich aber hartnäckig unter Laien als Klischee. Vereinsspielern stößt derlei Pfusch sauer auf. Peinlich finden sie etwa die aktuelle Werbung der Deutschen Bank, in der das rechte Eckfeld auf h1 schwarz anstatt weiß ist - das Brett wurde folglich gedreht und samt den Figuren falsch aufgebaut. Gerne gerieren sich auch Prominente als Intellektuelle und posieren mit einem Schachbrett - die unsinnig postierten Figuren auf den Fotos signalisieren hingegen, dass es nicht weit her ist mit der Denkkunst des Promis ...

   Nur ein Problem konnte Schmitt nicht gleich lösen: "Ich starrte fast zwei Tage lang auf ein zwei auf drei Meter großes Plakat in der Ferne - meinen Sie, mir fiel da etwas auf?" Als der 53-Jährige das Motiv aber verkleinert auf 80 mal 120 Zentimeter sah, durchzuckte es den weltbekannten Schach-Organisator: "Das Brett auf dem Plakat war nur sieben mal acht Felder groß!" Die Requisite konnte das nicht mehr ändern. Regisseur Sigi Rothemund ließ den Film aber so schneiden, dass das Malheur nicht ins Auge sticht.

   Professionelle Schachsprache garantierte Schmitt beim Showdown im Frankfurter Hilton Mitte: Exweltmeister Gosslar versorgt René per versteckten Kopfhörer mit den stärksten Zügen. Gegen das Pocketchess-Programm, das Krix reich machen soll, kündigt der Fuchs-Komplize, der für einen lettischen Großmeister einsprang, ein Matt in sieben Zügen an. Der überhebliche Krix verliert dadurch 100.000 Euro und dank der Diebeskünste von "Fuchs" Walter Sittler und Esther Schweins noch seinen ganzen Stolz, einen Bugatti.

   Für Schmitt war der viertägige Dreh nicht nur eine eigene interessante Erfahrung. "Neun Minuten Schach-Handlung ist super", freut sich der vieljährige Vorsitzende des SC Frankfurt-West über die Werbung für das königliche Spiel durch den Krimi der U5 Filmproduktion GmbH. Da der Berater auch stets die PR-Arbeit für seine Chess Classic, die mittlerweile alljährlich in Mainz ausgetragen werden, im Visier hat, lud er Landuris zu der Veranstaltung im August ein. Der René-Darsteller gibt in "Ein Fall für den Fuchs -Schachmatt" zwar vor, die Züge nicht richtig zu beherrschen, aber abseits der Kamera zeigte Landuris laut Schmitt "großes Interesse. Ich berichtete ihm und seinen Kollegen von der Turnieratmosphäre. Er versprach, zu den Chess Classic zu kommen". Damit hat der umtriebige Organisator einen weiteren dicken Fisch - wie schon in der Vergangenheit Fußballtrainer Felix Magath oder das Dior-Topmodel Carmen Kass - als Zugpferd an der Angel. Hans-Walter Schmitt ist eben auch ein Fuchs.

   Nachstehend wie im Krimi eine siebenzügige Kombination, die 1944 in Karlsruhe gespielt wurde. Schwarz opfert à la Landuris und Gosslar die Dame und setzt danach matt.

 










Neininger - Weissinger
Karlsruhe, 1944

1...Dxe3 2.fxe3 Sg3+ 3.Kh2 Sxf1+ 4.Kh1 Sg3+ 5.Kh2 Se4+ 6.g3 [6.Kh1 Sf2# ] 6...Tf2+ 7.Kh1 Sxg3#

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