Anatoli Karpow kommt seit 13 Jahren immer wieder gerne in die "schöne Stadt“ an der Oos. 1992 feierte das Schachgenie bei einem Turnier in der Kurstadt einen seiner größten Erfolge. 1993 wurde hier das Karpow-Schachzentrum ins Leben gerufen. Rund 50 Schulen gibt es mittlerweile weltweit, die den Namen des beliebten Exweltmeisters tragen. An Fronleichnam besuchte der Moskauer wieder jene in Baden-Baden und gab im Internationalen Club ein Simultan.

Anatoli Karpow mit den 12 Simultan-Teilnehmern

   Karpow traf auf zwölf Jugendliche aus Baden-Württemberg, die in der Mehrzahl dem Landeskader angehören. Entsprechend hartnäckig wehrten sie sich bei dem Uhrensimultan, bei dem die Talente eine Stunde Bedenkzeit erhielten und der Großmeister mit 2:15 Stunden für alle Partien auskommen musste. Matthias Daut von der SG Schramberg-Lauterbach erkämpfte ein Remis und war danach natürlich glücklich über das unerwartete Resultat. Lob von Karpow kassierten auch die drei Mädchen, darunter Manuela Mader vom SC Rastatt. "Das Trio spielte stark“, befand Karpow und gönnte der bis zum Schluss kämpfenden Anja Jehle (SC Ingersheim) das zweite Remis. "Charmant“, kommentierte ein Zuschauer das kleine Geschenk an die junge Dame.

   Ansonsten war der Ausnahmespieler jedoch bemüht, sein Können unter Beweis zu stellen. Wie schon am Mittwoch, als er in Hockenheim in 23 Partien nur drei Unentschieden abgab, verlor Karpow auch in der Kurstadt kein Duell. Lokalmatador Michael Stiefel wurde immerhin eine Ehre zuteil: Als nur noch drei Partien liefen, eilte der 54-Jährige nicht mehr von Brett zu Brett, sondern schnappte sich einen Stuhl und nahm sich für den badischen Jugendmeister vom OSC Baden-Baden viel Zeit. "In einem Moment stand ich kritisch. Mit einem Figurenopfer hätte er mir Probleme bereiten können“, analysierte einer der besten Schachspieler aller Zeiten. Nach der ungeteilten Aufmerksamkeit von Karpow war es jedoch um Stiefel geschehen.

Russische Weisen mit der Drehorgel gab Evelis Reichardt für Anatoli Karpow (links) zum Besten. In der Mitte Friedbert Ries, der das Simultan des Schachgenies organisierte.

   Am Montag hatte Karpow seinen 54. Geburtstag gefeiert. Daher verpflichteten die Organisatoren um Friedbert Ries, Mostafa Muschtaki und Christian Bossert die Moritatensängerin Evelis Reichardt für ein Ständchen. Vor dem Simultan hatte Eberhard Beikert, Vorsitzender des Karpow-Schachzentrums, dem Namenspatron gratuliert. Vor allem gab er dem Russen "die besten Wünsche mit auf den Weg“, was eine neue Aufgabe anlangt: Karpow wird als heißer Kandidat für das Präsidentenamt des Schach-Weltverbandes FIDE gehandelt.

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