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Schwäbisches Wunderkind will kein Profi werden

Arik Braun mit 17 Jahren jüngster Bundesliga-Stammspieler

von FM Hartmut Metz, Februar 2005

mehr Schachtexte von Hartmut Metz

 

Arik Braun

Arik Braun; Foto: Metz

 

   Arik Braun gilt als schwäbisches Wunderkind im Schach. Bereits mit fünf Jahren erlernte er von Vater Martin, einem Vereinsspieler, und Mutter Renate das königliche Spiel. Am 8. Februar wird das Talent vom SV Backnang 17 und feiert den Geburtstag bei seinem ersten Großmeister-Turnier in der Pulvermühle. Auch wenn er in der Fränkischen Schweiz mit drei Niederlagen einen Fehlstart hinlegte und es trotz der folgenden 1,5/2 nichts mit der ersten Großmeister-Norm wird, dürfte Braun alsbald die höchste Weihe erfahren. Aber trotz der zahlreiche Erfolge in jungen Jahren schließt der Gymnasiast aus Allmersbach im Tal eine Karriere als Profi aus.

   Bundestrainer Uwe Bönsch wird’s bedauern. Schließlich bildet Arik Braun zusammen mit dem gebürtigen Georgier David Baramidse, den Braun wegen seiner "ständigen Turnierteilnahmen als ziemlich stark" einschätzt, die Spitze der Junioren-Nationalmannschaft. Diese wurde im vergangenen Jahr mit Blick auf die Olympiade 2008 in Dresden ins Leben gerufen. Im Gegensatz zu Baramidse wird der Elftklässler des Bildungszentrums Unterweisach dann jedoch wohl studieren. "Physik finde ich interessant", bekennt Braun. Auf der Penne interessiert ihn zudem vor allem Sport, speziell Fußball. Außer gegnerischen Holzklötzchen jagt der Blondschopf in seiner Freizeit auch dem runden Leder nach. Ansonsten geht er abends allzu gerne mit Freunden aus.

   So normal gibt sich nicht jeder der Nachwuchs-Denkstrategen. Die Sucht nach Ruhm und Siegen treibt Braun weniger an, obwohl er bereits seit einem Jahrzehnt im Mittelpunkt steht. Nach seinem Eintritt beim SV Backnang mit sechs Jahren gelangen rasch erste Erfolge: 1997 gewann der Schützling von Ulrich Haag, der ihn noch heute betreut, die deutsche U11-Meisterschaft. Bei offenen Turnieren war sein Brett meist umlagert. Wenn ein Knirps gestandene Mannsbilder vorführt und matt setzt, zieht das die Schaulustigen magisch an. Renommierte Trainer förderten Braun weiter wie der Sindelfinger Klaus Darga, in den 60er und 70er Jahren einer der stärksten Großmeister der westlichen Hemisphäre und später Bundestrainer, oder Artur Jussupow. Der mehrfache WM-Kandidat und amtierende Schnellschach-Europameister gilt als einer der besten Schachlehrer auf dem Globus.

   So wurde Braun 2003 Internationaler Meister. "Der Großmeister-Titel ist mein nächstes Ziel", erklärt der Hobby-Fußballer. Seine Weltranglistenzahl von 2463 Elo deutet darauf hin, dass ihm dazu kaum noch etwas fehlt. Ein Großmeister muss mindestens 2500 Elo vorweisen. Dass er das Können dafür besitzt, beweist der Allmersbacher derzeit in der Bundesliga. Vor der Saison war der damals 16-Jährige von Backnang zu Aufsteiger SC Eppingen gewechselt. Bei den Badenern darf der Schwabe hinter drei ungarischen Profis am vierten Brett spielen. Am vierten Bundesliga-Wochenende feierte Braun dabei seinen größten Erfolg: Er schlug den Hamburger Großmeister Matthias Wahls und trug so sein Scherflein zum überraschenden 5:3 über die Hanseaten bei. Mit 12:10 Punkten hat Eppingen den Klassenerhalt sicher.  

   Mit 2,5:3,5 Punkten an vorderer Front kann der jüngste Bundesliga-Stammspieler sehr zufrieden sein. Das ändert jedoch nichts daran, dass Braun keine "Profi-Karriere anstrebt". In der Bundesliga - und schon gar nicht beim Amateurklub Eppingen - werden kaum mehr als ein paar Hunderter pro Partie bezahlt. Und die Ochsentour über Schach-Open, bei denen meist nur der Erste mehrere tausend Euro gewinnt, erspart sich Braun deshalb lieber gleich. Er weiß, dass lediglich die ersten zehn der Weltrangliste ein erkleckliches Einkommen erzielen. Der 17-Jährige hegt schon Zweifel, "ob ich überhaupt den Sprung in die Top 100 der Welt mit 2600 Elo schaffe". Deshalb klingt der Plan von Arik Braun vernünftiger: "Nebenher zur Schule und später zum Studium kann ich ja auch Schach spielen."

 










Wahls,Matthias (2551) - Braun,Arik (2480) [B10]
BL 0405 Hamburger SK - SC Eppingen (9.4), 30.01.2005

1.c4 c6 2.e4 d5 3.exd5 cxd5 4.cxd5 Sf6 5.Sc3 Sxd5 6.Sf3 Sc6 7.Lb5 Sxc3 8.bxc3 Dd5 9.Db3 Le6 10.0-0 a6 11.c4 Dxb5 12.cxb5 Lxb3 13.axb3 Sb4 14.Ta4 e6 15.Lb2 f6 16.Tfa1 Sd3 17.Ld4 e5 18.Le3 Lb4 19.bxa6 Txa6 20.Txa6 bxa6 21.Txa6 0-0 22.Ta1 Tc8 23.Se1 Sc1 24.Tb1 f5 25.Kf1 f4 26.La7 Kf7 27.d4 e4 28.Lc5 Ld2 29.b4 Te8 30.b5 e3 31.fxe3 fxe3 32.b6 Ke6 33.b7 Kd5 34.b8D e2+ 35.Kf2 Lxe1+ 36.Kxe1 Sd3+ 37.Kd2 Txb8 38.Kxd3 Txb1 39.Kxe2 Ke4 40.Kf2 Tb2+ 41.Kg3 g6 42.Kh3 Td2 43.Kg3 Kf5 44.Kf3 Td3+ 45.Ke2 Ke4 46.Kf2 Tb3 47.h3 Td3 48.Lb6 Ta3 49.Lc5 Tb3 50.Kg1 Ke3 51.Kh2 Ke2 52.Ld6 Kf1 53.Lf4 Td3 54.Le5 h5 55.g4 h4 56.Lf6 Td2+ 57.Kh1 Kf2 58.Lxh4+ Kf3 59.Lg5 Txd4 60.Kh2 Ta4 61.Ld8 Ta2+ 62.Kg1 Tg2+ 63.Kh1 Kg3 64.g5 Kxh3 65.Lf6 Tg4 66.Ld8 Td4 67.Lb6 Td5 68.Le3 Te5 0-1

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