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Schwarzes Jackett statt gelbes Trikot

Inder Anand der "Lance Armstrong der Chess Classic"; schönes Schach in Mainz: Super-Model Carmen Kass Stargast

von FM Hartmut Metz, August 2004

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   Viswanathan Anand hat den Schach-Oscar als erfolgreichster Spieler des Jahres 2003 erhalten. Dass er das noch immer ist, bewies der "Tiger von Madras" am vergangenen Sonntag mit seinem Sieg bei den Dortmunder Schachtagen. Bei den am Mittwoch beginnenden Chess Classic Mainz (CCM) will sich der Inder wieder von Lance Armstrong absetzen. Was für den amerikanischen Radprofi die Tour de France ist, ist für Anand das Turnier in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Sechsmal hat der 34-Jährige die Chess Classic gewonnen, mit seinem siebten Erfolg im Mekka des Schnellschachs will der weltbeste Großmeister Armstrong nach bloßen Zahlen erneut distanzieren. Dann erhält der indische Sportler des Jahres zwar kein gelbes Trikot, aber schon wieder ein schwarzes Jackett.

   Dass der Kleiderschrank im Hause Anand nicht noch mehr davon überquillt, dafür will Alexej Schirow nach acht Partien sorgen. Der Wahl-Spanier steht in der Weltrangliste zwar "nur" auf Platz zehn, der Lieblingsspieler des Mainzer Oberbürgermeisters Jens Beutel ist aber wegen seines fantasievollen Spiels gefürchtet. Der "Hexer von Riga" möchte in der Rheingoldhalle die Fans von Donnerstag bis Sonntag (täglich 18.30 und 20 Uhr) verzaubern und seinen Mannschaftskameraden beim deutschen Vizemeister SC Baden-Oos bezwingen.

   Gäbe es wie in Hollywood noch mehr Oscars für Schachspieler, würde Hans-Walter Schmitt den als bester Regisseur Jahr für Jahr abräumen. Der CCM-Organisator aus Bad Soden versteht es wie kein Zweiter, famose Nebendarsteller aufzubieten, die weltweit Aufmerksamkeit erheischen. Diesmal in der Hauptrolle: Super-Model Carmen Kass. Die 25-Jährige wurde 2000 zum "Model des Jahres" gekürt und schmückt häufig Titelseiten von US-Modemagazinen wie "Vogue" und "Bazaar". Das Aushängeschild von Christian Dior wurde vor wenigen Wochen zur Präsidentin des estnischen Schachverbandes gewählt. Ein kluger Schachzug, sind doch die Balten dank der Grazie zurück im Rennen gegen Dresden, das ebenfalls die Schach-Olympiade 2008 ausrichten möchte.

 

Super-Model Carmen Kass

Super-Model Carmen Kass

 

   Carmen Kass wird heute (18.30 Uhr) in einer Fünf-Minuten-Blitzpartie gegen Anand antreten und nicht nur Schach-Medien anlocken. Anschließend trifft sie auf die frisch gebackene Weltmeisterin Antoaneta Stefanowa. "Schönes Schach" ist auch mit der hübschen Bulgarin garantiert. Stefanowa nimmt zudem morgen (12.30 Uhr) und am Freitag (10 Uhr) im FiNet Chess960 Open sowie am Samstag (12.30 Uhr) und Sonntag (10 Uhr) im Ordix Open teil. Beim Chess960 werden die Ausgangsstellungen der Figuren vor Partiebeginn ausgelost. Die Idee von Bobby Fischer wird vor allem in Mainz gefördert. So passt es "Regisseur" Schmitt prächtig in den Kram, dass die umstrittene US-Legende derzeit mit seiner Verhaftung in Japan in aller Munde ist. Eine Unterschriftenaktion "Free Bobby Fischer" und ein offener Brief an den Schach-Ehrengroßmeister und Sportminister Otto Schily sind ebenfalls bereits inszeniert.

   Das abwechslungsreiche Programm beleben in der Rheingoldhalle Chess960-Weltmeister Peter Swidler und sein Herausforderer Levon Aronjan (Armenien). Der Vorjahressieger des Chess960 Open versucht in dem zeitgleich zu Anand - Schirow ausgetragenen Match, dem Russen den Titel abzujagen. Der bis vor kurzem noch offizielle Weltmeister des Schach-Weltverbandes FIDE, Ruslan Ponomarjow (20), findet auch am Fischer Random Chess genannten Spiel Gefallen und tritt im FiNet Chess960 Open an. Favorit auf den Löwenanteil der insgesamt 35.000 Euro Preisgeld in den zwei Open ist der Weltranglistenvierte Alexander Morosewitsch (Russland). Eine weitere Aufsehen erregende Nebenrolle unter Schmitts Schachfiguren nimmt Sergej Karjakin im Open ein. Das Wunderkind aus der Ukraine wurde mit elf Jahren jüngster Großmeister aller Zeiten.

   Bei der Auftaktveranstaltung am Mittwoch in der Rheingoldhalle gibt Schirow ab 16.30 Uhr ein Simultan gegen 40 Amateure. Im Chess960 nimmt es Swidler mit 20 Hobbyspielern auf. Zudem trägt sein WM-Herausforderer Aronjan zwei Duelle gegen das niederländische Schachprogramm "The Baron" aus. Im Chess960 stellt das eine Weltpremiere dar - was wieder ganz nach dem Geschmack von Schmitt ist.


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