Startseite Rochade Kuppenheim

Deutsche brüten, während sich Kramnik die Beine in den Bauch steht

Weltmeister schlägt Nationalmannschaft mit 2,5:1,5 / Dannemann sponsert WM gegen Leko im September

von FM Hartmut Metz, Februar 2004

mehr Schachtexte von Hartmut Metz

 

 

Schach-Show: Christopher Lutz, Wladimir Kramnik

Doppeltes Simultan? Christopher Lutz (links) kann sich auch die Beine in den Bauch stehen.

 

   Wladimir Kramnik fühlt sich jetzt endlich wieder "gut und glücklich". Ein bisschen lag es auch daran, dass der Schach-Weltmeister in Brissago die deutsche Nationalmannschaft mit 2,5:1,5 geschlagen hatte. Mehr zu den Frühlingsgefühlen am sonnigen Lago Maggiore trug jedoch das Ende der Ungewissheit bezüglich seines WM-Kampfes gegen Peter Leko bei. Nach drei Jahren ist endlich ein potenter Sponsor für das Match gegen den Ungarn gefunden. Es ist derselbe Zigarren-Hersteller, der den Russen in die Schweiz lockte, um gegen die vier deutschen Großmeister anzutreten. Ob sich der Weltmeister und sein Herausforderer auch im Centro Dannemann gegenübersitzen, lässt Carsten Hensel offen. Der Kramnik- und Leko-Manager aus Dortmund berichtete, dass sich nach dem gesicherten Preisfonds (in geschätzter stattlicher sechsstelliger Höhe) sogleich Interessenten aus den Heimatstädten der beiden Denkakrobaten, Moskau und Budapest, sowie aus Belgrad und Abuja (Nigeria) meldeten. Exakter Preisfonds und Spielort werden im April bekannt gegeben. Hans Joseph Maria Leusen, Präsident von Dannemann Brasilien, hielt sich wegen des Spielortes ebenfalls bedeckt. Der niederländische Honorarkonsul im brasilianischen Salvador/Bahia, wo das Unternehmen Dannemann 1873 gegründet wurde, äußerte: "Zum Spielort möchte ich vor April nichts sagen." Auf die Entgegnung, dass sich angesichts des Ambientes Brissago erneut anböte, lachte Leusen allerdings vielsagend. Auf jeden Fall steht schon der Termin fest, bei dem sich eine Überschneidung am letzten Wochenende mit der Schach-Olympiade laut Hensel "nicht vermeiden ließ": Vom 25. September bis 18. Oktober werden 14 Partien gespielt.

   "Nur" vier musste Kramnik am 29. Januar austragen - die aber gleichzeitig. Das brachte den erheblichen Nachteil mit sich, dass die vier Uhren, die bei dem Simultan seine Bedenkzeit auf 2:40 Stunden für jeweils 40 Züge limitierten (plus 80 Minuten für den Rest jeder Partie), zuweilen alle gleichzeitig tickten. Der Weltmeister steckte dieses Handicap jedoch erstaunlich leicht weg: Der 28-Jährige benötigte für die Eröffnungsphase im Durchschnitt lediglich 25 Minuten, während Robert Hübner, Christopher Lutz, Rustem Dautov und Klaus Bischoff fast die Hälfte ihrer ersten zwei Stunden für 40 Züge (plus eine Stunde für den Rest) verbrauchten. Letzterer fühlte sich bereits im "ersten Zug ausgetrickst". Kramnik hatte mit dem Damenbauern begonnen, dann aber nach der Antwort e6 überraschend mit dem zweiten Zug in die Französische Verteidigung übergelenkt. Dabei hatte Bischoff auf 1.e4 Sizilianisch geplant. Auch Lutz wurde "überrascht. Anti-Marschall hat Wladimir nur einmal gespielt. Ich habe alles Mögliche vorbereitet, nur nicht das", gestand Kramniks Sekundant beim Fritz-Match in Bahrain und streute Asche auf sein Haupt, "ich bin mit dem Partieverlauf nicht zufrieden. Ich stand mit Weiß etwas schlechter - und das sollte nicht passieren. Wladimir war sehr, sehr gut vorbereitet. Die Eröffnungsphase ging an uns völlig vorbei. Selbst seine Zeit war viel besser." Entsprechend unbeschäftigt stand der Moskauer breitbeinig zwischen den Reihen, zwei Bretter links, zwei Bretter rechts. "Es lief ziemlich gut für mich. Bis auf wenige Momente kontrollierte ich das Geschehen", befand der Weltmeister, der vor dem Duell ein 2,5:1,5 für eine Seite oder ein 2:2 erwartet hatte. Schließlich sei die deutsche Auswahl deutlich stärker als die Schweiz, die er vor vier Jahren mit 4:2 niedergehalten hatte.

   Als einziger trieb Hübner dem 28-Jährigen "Sorgenfalten" auf die Stirn. "Da musste ich nach der Eröffnung sehr genau spielen", befand Kramnik zum Vergleich mit dem ehemaligen Weltranglistendritten, dem er vor zwölf Jahren als Kind noch bewundernd in Dortmund beim Sieg über Garri Kasparow zugeschaut hatte. Das "unangenehme Gefühl, dass alle vier Uhren gleichzeitig laufen und man sich entscheiden muss, an welches Brett man geht", plagte Kramnik nur selten. Als draußen heftiger Wind über den Lago Maggiore wehte, äußerte der auch in Italienisch parlierende Kommentator Helmut Pfleger die Hoffnung, dass die Partien "ebenso stürmisch werden wie die See". Es blieb allerdings beim lauen Lüftchen ohne Zeitnot, bei der man den Hobby-Volleyballspieler vom Schwarzen Meer gerne als Sprinter gesehen hätte. Nach etwas mehr als drei Stunden erstarb diese Aussicht endgültig. Die verbliebene Zeit an den vier Brettern: Hübner - Kramnik (23 Züge) 36 gegen 57 Minuten; Lutz - Kramnik (25) 18 Minuten gegen 1:16 Stunden (!); Kramnik - Dautov (25) 1:03 Stunden - 30 Minuten; Kramnik - Bischoff (24) 1:01 Stunden - 30 Minuten. Bundestrainer Uwe Bönsch, der auch schon 1991 bei Garri Kasparows 3:1 über das deutsche Nationalteam als Ersatzmann dabei war, schwante Böses: "Kramnik steht insgesamt besser." Das hieß: Langsam konnte nur noch das klingelnde Handy des Weltmeisters helfen - und danach die Entscheidung des Schiedsrichters, dass Kramnik dadurch gleich alle vier Partien verliert und nicht nur die eine, bei der er gerade steht ...

   Während der Simultangeber in einem remisträchtigen Mittelspiel Dautov links liegen ließ, verzeichnete er gegen Lutz Vorteile. Ein a tempo ausgeführtes Bauernopfer mündete letztlich in einen Bauerngewinn. Zudem kam Kramnik gegen Hübner immer besser ins Spiel. Nur bei Bischoff lief nicht alles nach Wunsch für den "Schach-Single". "Gegen Klaus war ich zu optimistisch und kreativ", räumte der Weltranglistenzweite ein. "f5 war eine tapfere Entscheidung, um mit e6 zwei Bauern reinzuschießen", bekannte Bischoff, "mir blieb danach allerdings auch nichts anderes, als die zurückzugeben." So kam nach 3:40 Stunden und 26 Zügen das Remisangebot, das der Bundesligaspieler des TV Tegernsee "aus Prinzip nicht ablehnen wollte. Beim Kampf Mann gegen Mann hätte er es bestimmt nicht offeriert. So wollte er eben eine Partie loswerden. Ich hatte zudem eine knappe Zeit - und wenn er mich dann da sitzen lässt, ist das auch nicht schön", verwies der mehrfache deutsche Blitzmeister auf seine lediglich verbliebenen 13 Minuten gegenüber 48 des Kontrahenten. Das Experiment, Simultanspieler zu sein und nicht die "Innenbahn" einzunehmen, empfand der Großmeister als "gewöhnungsbedürftig. Es ist wie in der Kneipe: Entweder man wählt den Platz hinter oder vor dem Tresen". Am späten Abend wählte Bischoff wieder den gewohnten, auch wenn er am nächsten Tag früh mit dem Flugzeug aufbrechen musste, um um 14 Uhr in Höckendorf (südlich von Dresden) bei der Auftaktrunde der deutschen Meisterschaft am Brett zu sitzen. Nach elf Zügen begnügte sich der Nationalspieler dort allerdings mit einer Punkteteilung gegen den saarländischen Abonnementmeister Herbert Bastian. Eine noch weitere Reise nahmen drei ostdeutsche Fans auf sich: Die Brandenburger Bernd Klotzke, Dirk Tornow und Manfred Schwuttke nahmen eine fünfzehnstündige Zugreise auf sich, um am Lago Maggiore mit von der Partie zu sein! "Ich war in Leipzig 1960 dabei und habe Bobby Fischer und all die anderen Großen wie Tal gesehen", erläuterte Rentner Schwuttke, warum er einen Kurztrip in die italienische Schweiz auf sich nahm. Die Zuschauerzahl lag trotz der drei Fans vom SV Wusterhausen bei "nur" etwa 150 - 1991 waren es in Baden-Baden beim Kasparow-Uhrenhandicap zehnmal so viele gewesen. An den Anstrengungen des Sponsors Dannemann konnte es nicht gelegen haben, denn für die rund sieben Euro Eintritt bekamen die Schachspieler sogar Häppchen und Getränke inklusive.

 

Schach-Simultan: Klaus Bischoff, Wladimir Kramnik

Klaus Bischoff (rechts) hätte nach Ansicht seiner Kameraden gegen Wladimir Kramnik weiterspielen sollen. Im Hintergrund Rustem Dautov.

 

   Kurz nach dem Friedensschluss bei Bischoff (nach 3:40 Stunden) folgten jene an den Brettern gegen Dautov (3:50) und Lutz (4:03). "Kramnik hat überhaupt nichts unternommen. Hätte er am Schluss auf f7 geschlagen, sah er wohl die Gefahr, dass ich irgendwie besser stehe und weiterspiele", berichtete der Baden-Ooser Erstliga-Akteur, der 1989 den 14-jährigen Kramnik in Moskau geschlagen hatte. Da sich jedoch ein Damenendspiel mit jeweils fünf Bauern abzeichnete, willigte Dautov in die Punkteteilung ein. "Als Schwarzer versuchte ich auf Sicherheit zu spielen. Erst zum dritten Mal wandte ich die Russische Verteidigung an, um Kramnik zu überraschen. Gegen mein gewohntes Caro-Kann besitzt er eine sehr gute Bilanz. Ich kopierte ihn daher in seiner Partie gegen Leko, in der er auch Schwarz hatte. Nach seiner Neuerung 17.Lg3, die ich zu Hause nur kurz analysierte, verpasste er eine gute Möglichkeit. Bei 23.g3! Lxe5 24.dxe5 steht Weiß im Endspiel klar besser. Als er mich 40 Minuten sitzen ließ, war klar, dass Kramnik nur noch ein Remis wollte", analysierte der von seinem Gegner gelobte Dautov ("Er verteidigte sich sehr genau") und "fürchtete, dass wir jetzt verlieren, nachdem er sich auf Hübner konzentrieren kann". Von Bischoff hätte der gebürtige Sowjet deshalb eine Ablehnung des Unentschiedens erwartet. "Kramnik hat sich bei dem doppelten Bauernopfer überschätzt. Klaus hätte weiterspielen müssen", meinte Dautov angesichts der zweischneidigen Schlussstellung. Der Porzer Lutz konnte nämlich wegen eines Minusbauern bei "bestem Willen" nichts mehr in einem Endspiel Turm und ungleichfarbige Läufer unternehmen.

   Der Weltmeister hatte derweil sein Opfer erspäht: Völlig allein gelassen war nun der arme Hübner. Kramnik brauchte endlich nicht mehr zu kreisen zwischen den vier Tischen und dem stillen Örtchen, das er wegen seines exorbitanten Mineralwasser-Konsums ungewöhnlich häufig aufsuchte. In den Orkus geriet währenddessen die Partie des wackeren Hübner. Nach nur einem ungenauen Zug drehte sich das Blatt. "Ich hab's auch nicht ganz verstanden, aber meine Stellung wurde immer besser", wunderte sich der Moskauer selbst über den Umschwung, "mein Bauer auf c4 kann stark oder schwach sein. Erst als ich ihn nach c3 vorspielte, wurde mir klar, dass ich vielleicht besser stehe." Nach exakt fünf Stunden und 52 Zügen streckte der letzte Deutsche im verlorenen Turmendspiel die Waffen zum 1,5:2,5. Hübner geißelte am nächsten Morgen den gierigen Bauernraub 20.Txa5, nachdem der 55-Jährige ebenso wie Kramnik zunächst 19.Tb5 als Fehler angesehen hatte. Später hätte der Baden-Ooser auch noch ein Remis verteidigen können.

 

Schach-Analyse: Robert Hübner, Wladimir Kramnik

Robert Hübner (links) und Wladimir Kramnik bei der Analyse der Partie.

 

   Da es nicht wie damals in Baden-Baden um einen 80.000 Mark teuren BMW für den Sieger ging, sondern jeder aus dem Quintett eine feste Gage erhielt, konnte das Uhrenhandicap-Match freundschaftlich abgehakt werden. Kramnik widmete sich lieber der auf September terminierten "Stunde der Wahrheit". Die Untätigkeit lähmte offenbar den Kasparow-Bezwinger seit langem. "Ich bin wirklich glücklich, dass gespielt wird. Der Ort ist mir egal. Jetzt kann ich endlich einen Plan aufstellen, wie ich dieses Jahr arbeite und trainiere", erklärte der 28-Jährige. Von einer Krise nach Wijk aan Zee, wo er nur im Mittelfeld gelandet war und drei Partien verloren hatte, wollte Kramnik nichts wissen. "Ich war zu kreativ und experimentierte zu viel - wie 2003 verlor ich dort drei Partien und anschließend den Rest des Jahres keine mehr", äußerte der Weltmeister und fügte schmunzelnd an, "wenn mir das gelingt, verliere ich auch den Titel nicht an Leko - das ist mein größtes Ziel 2004." Auf die Unkenrufe, die von einer Remisserie gegen den Herausforderer künden, entgegnete Kramnik ebenso mit einem Augenzwinkern: "Ich denke auch durchaus an einen Sieg in 14 Partien", gleichwohl Leko der einzige Topspieler sei, "der im klassischen Schach eine positive Bilanz gegen mich besitzt". An eine Wiedervereinigung der Schachwelt glaubt der Moskauer vorerst nicht. Der Weltverband FIDE habe sich als unfähig erwiesen, Spitzenschach professionell zu organisieren. Jüngsten Gerüchten zufolge soll FIDE-Chef Kirsan Iljumschinow in Kalmückien, wo er ebenso der autonomen Republik vorsteht, abgetaucht sein. FIDE-Vizepräsident und Europameister Surab Asmajparaschwili erklärte Iljumschinow bereits für Pleite. Nun ist der Stalin-Verehrer aus Georgien im Regelfall gewiss keine vertrauenswürdige Quelle - aber wenn einer von zwei miteinander verbandelten Gauklern dergleichen verbreitet, wird schon ein Körnchen Wahrheit darin liegen. Wie dem auch sei: Kramnik fühlt sich "jetzt gut und motiviert". Mit breiter Brust verkündete der Weltmeister vor dem nächsten Topturnier in Spanien: "Ich bin in Linares einer der Favoriten."

 










Lutz,C (2597) - Kramnik,W (2777) [C90]
Kramnik - deutsche Nationalmannschaft Brissago SUI (1), 29.01.2004

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.d3?! Im Nachhinein empfand das Lutz selbst als "zu vorsichtig". [ 8.c3 d6 9.d4 bleibt im häufig gespielten Fahrwasser.] 8...d6 9.c3 Sa5 10.Lc2 c5 11.Sbd2 Sc6 12.Sf1 Te8 13.h3 h6 14.Sg3 Le6 15.d4 cxd4 16.cxd4 exd4! 17.Sxd4 Sxd4 18.Dxd4 Tc8 19.Lb3 d5 Will den Schwächling auflösen, wonach Schwarz keine Sorgen mehr hat und besser entwickelt ist. 20.e5 Sd7 21.Dd1 Sc5 22.Le3?! [ 22.Lc2 d4 23.Lf5 ist die einzige Alternative, die etwas besser aussieht als der Textzug.] 22...Sxb3 23.axb3 d4!? [ 23...a5 24.Dd3 Dc7 25.Ld4 Lb4 26.Te2~~ ] 24.Lxd4 Dd5! 25.Se4 Setzt zur Notbremse an. [ 25.Txa6? Ted8 26.Txe6 ( 26.Se2 Lc5 27.Ta5 Lxd4 28.Dxd4 Dxd4 29.Sxd4 Txd4 30.Txb5 Tc2-+ ) 26...Dxe6 ( 26...fxe6?! erlaubt noch eine Ausrede: 27.Dg4 Dxb3 ( 27...Dxd4 28.Dxe6+ Kf8 ( 28...Kh8 29.Dxe7 Tf8 30.Te2 Txf2 31.Txf2 Tc1+ 32.Kh2 ( 32.Sf1?? Txf1+ 33.Kxf1 Dd1# ) 32...Dxf2 33.Dd8+ Kh7 34.Dd3+ g6 35.Dd7+ Kg8 36.Dd8+ Df8 37.Dd5+ Kg7 38.Se2 Tc2 39.De4 Txb2 40.Sf4 Df5 41.Dd4 Txb3 42.e6+ Df6 43.Dd7+ Kg8 44.Sxg6 Dxg6 45.Dd8+ Kg7 46.De7+ Kg8 47.Dd8+= ) 29.Df5+ Ke8 30.Dh5+ Kf8 31.Df5+= ) 28.Sh5 Lf8 29.Te3 Dc2 ( 29...Dc4 30.Tc3 Dxd4 31.Dxd4 Txd4 32.Txc8 Td1+ 33.Kh2 Td2 34.f4 Kf7 ( 34...Txb2? 35.f5 exf5 36.e6 Te2 37.Sf4 Te3 38.Tb8 b4 39.Sg6+- ) 35.f5 Le7 36.Tc7 exf5 37.Sxg7 Kxg7 38.Txe7+ Kf8 39.Th7 Txb2 40.Txh6+/- ) 30.Tf3+/= ) 27.Te4 Lc5 28.Dd3 Td5 29.Se2 Tcd8 30.De3 Txd4! 31.Txd4 Td5 32.b4 ( 32.Txd5 Lxe3 33.Td8+ Kh7 34.fxe3 Dxb3-+ ) 32...Lxd4 33.Sxd4 Dxe5-+ ] 25...Ted8 26.Sd6!? [ 26.Lb6 Dxd1 27.Texd1 Txd1+ 28.Txd1 Lxb3 29.Td7 Lb4 30.Ta7?! ( 30.f3 ) 30...Ld5 31.Sd6 Tc6 32.Le3 Lxd6 33.exd6 Txd6-/+ ] 26...Lxd6 27.exd6 Dxd6? [ 27...Txd6! ist laut Lutz besser. 28.Le5 Erzwungen. ( 28.Lc3? Dc6! 29.Dh5 ( 29.Dc2?? b4 ) 29...Lxb3 und Schwarz verfügt dank Tg6 über Angriffschancen.) 28...Dxd1 29.Texd1 Txd1+ 30.Txd1 Lxb3 31.Td3 Lc4 32.Ta3 b4! 33.Ta4 f6 34.Ld4 b3 und Weiß kann die Damenflügel-Bauern nicht so leicht blockieren wie in der Partie.] 28.Lc3 Verstopft die c-Linie. 28...Dxd1 29.Texd1 Txd1+ 30.Txd1 Lxb3 31.Td6 Ta8 32.La5 Der Unterschied: Die Bauern sind blockiert. 32...Kh7 33.f3 Tc8 34.Lc3 Lc4 35.Ld2 [ 35.Txa6?? b4 ] 35...Ta8 36.b4 Le6 37.Kf2 1/2-1/2

 

 










Kramnik,W (2777) - Dautov,R (2616) [C42]
Kramnik - deutsche Nationalmannschaft Brissago SUI (2), 29.01.2004

1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.Sxe5 d6 4.Sf3 Sxe4 5.d4 d5 6.Ld3 Sc6 7.0-0 Le7 8.c4 Sf6 9.Sc3 0-0 10.h3 Sb4 11.Le2 dxc4 12.Lxc4 c6 13.Te1 Sbd5 14.Lg5 Le6 15.Db3 Tb8 16.Lh4 h6 17.Lg3N Die Neuerung gegenüber einer Vorläuferpartie zwischen Leko und Kramnik, die sich in dem C42-Abspiel seit Jahren ein Thematurnier liefern - immer mit friedlichem Ausgang. 17...Ld6 18.Le5 Sc7 19.Lxe6 Sxe6 20.Tad1 Sf4 21.Lxf4 Lxf4 22.Se5 Dc7 23.Dc2?! [ 23.g3! Lxe5 24.dxe5 Sd7 25.f4 Sc5 ( 25...Db6+? Der Damentausch spielt nur Weiß in die Hände, da die offene Königsstellung Kramnik nicht mehr zu sorgen braucht und der Springer sogleich e4 in Beschlag nehmen kann. 26.Dxb6 Sxb6 27.Se4+/- ) 26.Db4 b6+/= ] 23...Tbd8 24.Df5 Lxe5 25.dxe5 Sd5 An dieser Stelle ließ Kramnik die Uhr 40 Minuten laufen, um später je nach Spielstand zu entscheiden, ob er mit Sxd5 ins Remis abwickeln soll oder mit Se4 noch Gewinnversuche unternimmt. 26.Sxd5 Txd5 27.Txd5 cxd5 28.e6 Td8 29.e7 Te8 30.Dxd5 1/2-1/2

 

 










Huebner,R (2604) - Kramnik,W (2777) [A46]
Kramnik - deutsche Nationalmannschaft (3), 29.01.2004

1.d4 Sf6 2.Sf3 e6 3.g3 b5 4.Lg2 d5 5.0-0 Lb7 6.b3 Sbd7 7.c4 bxc4 8.bxc4 dxc4 9.Sa3 c3!? Der Zug mutet seltsam an, da es egal scheint, ob der Bauer auf c3 oder c4 ein Kind des Todes ist. 10.Sb5 Lb4! Das erschwert allerdings Weiß den Rückgewinn des Bauern. 11.Db3 a5 12.Sxc3 [ Gedenkt Weiß den Bauern ganz gemächlich einzusammeln, kann Kramnik schon das gewünschte Remis forcieren: 12.a3?! Ld5 13.Dc2 Le4 14.Db3 ( 14.Dd1?? c2 mit Damenfang!) 14...Ld5 ] 12...c5 13.a3 c4!? 14.Db2 [ 14.Dxc4?? Tc8 kostet eine Figur.] 14...Lxc3 15.Dxc3 Dc8 16.Lf4 0-0 17.Tfc1 Sb6 18.Tab1 Ta6 Das Figurenknäuel wirkt dubios. Doch der Anziehende kann es nicht richtig ausnutzen. 19.Tb5 Das hielten zunächst Kramnik und Hübner für schlecht. Tags darauf korrigierte sich der Deutsche jedoch und bezeichnete den nächsten Zug als Fehler. 19...Le4 20.Txa5? [ 20.De1 Sfd5 ( 20...a4 21.Tc5 Db7 22.Lc7 Sfd5 23.Lxb6 Sxb6 24.Dc3 Td8= ) 21.Ld2 a4 22.Tc5 Da8= ] 20...Sbd5 21.De1 c3 22.Tc5 Da8 23.Sh4 Lxg2 24.Sxg2 Se4 25.Tb5? [ 25.Tc4! Sxf4 26.gxf4 Ta4 27.Txa4 Dxa4 28.Dd1 Dxd1+ 29.Txd1 Ta8 30.Ta1 Sd2 31.Tc1 Txa3 32.Se3 Tb3 33.Kg2 Kf8 34.Tc2 Sb1 35.Sd1 Ke7 36.Kf3 Sa3 37.Txc3 Sb5 38.Txb3 Sxd4+ 39.Kg3 Sxb3 führt nach einigen präzisen weißen Zügen zum Remis.] 25...Txa3 Nun erweist sich der c-Bauer im Kampf um den Sieg als Trumpf. 26.Se3 Da6 27.Tbb1 [ 27.Sc2!? Ta4 28.Tb8 Txb8 29.Lxb8 Sd2-/+ ] 27...Sxe3?! [ 27...Sxf4 28.gxf4 Sd2 29.Tb4 ( 29.Ta1 Txa1 30.Txa1 Dd6-+ ) 29...Ta8 30.Dd1 Dd6 31.Tc4 Sxc4 32.Sxc4 Dxf4 33.Sxa3 Txa3 34.e3 Dg5+ 35.Kh1 h6-+ ] 28.Lxe3 Ta2 29.Ta1 Dxe2 30.Txa2 [ 30.Dxe2!? Txe2 31.Kf1 Tb2 32.f3 Sf6 33.Txc3 Sd5 34.Tca3 Txh2 ( 34...h5 35.Lf2 Tfb8 36.Ta8 Txa8 37.Txa8+ Kh7 38.h4 ) 35.Lf2 Th1+ 36.Lg1 Th5 37.Kg2-/+ ] 30...Dxa2 31.Lf4 Dd5 32.f3? [ 32.De3! g5 ( 32...Ta8 33.f3 Sd2 34.Txc3 Sc4 35.De4 Ta1+ 36.Tc1 Txc1+ 37.Lxc1= ; 32...Td8 33.f3 Sd6 ( 33...Sd2 34.Txc3 Sc4 35.Dd3= Dxd4+ 36.Dxd4 Txd4 37.Le5 Td1+ 38.Kf2 f6 39.Txc4 fxe5= ) 34.Lxd6 Dxd6 35.Txc3 h6 36.Tc4 Db6 37.Kg2 Db2+ 38.Df2= ) 33.f3 Sd2 34.Txc3 Sxf3+ 35.Dxf3 Dxd4+ 36.De3 Dd1+ 37.Kg2 gxf4 38.Dxf4 Td8 39.Kh3 mit intakten weißen Remischancen.] 32...Sd2 33.Lxd2 cxd2 34.Dxd2 Dxf3 35.Df4? Geht in ein verlorenes Turmendspiel über. [ 35.Df2 ist zäher, um die Bauern weniger zu zersplittern.] 35...Dxf4 36.gxf4 Td8 37.Kf2 h6 38.Ke3 Td5 39.Tc2 Th5 40.Kf3 Th3+ 41.Ke4 f5+ 42.Ke5 Te3+ 43.Kd6 Kf7 44.Tf2 [ 44.Tc7+ Kf6 45.Tc8 Te4 46.Tf8+ Kg6 47.Te8 Txd4+ 48.Kxe6 Te4+ 49.Kd7 Txe8-+ ] 44...g5 45.Kc5 Te4 46.fxg5 hxg5 47.Kc4 Kf6 48.Kd3 g4 49.Tf1 Kg5 50.Ta1 e5 51.dxe5 Txe5 52.Ta8 Kf4 0-1

 
 










Kramnik,W (2777) - Bischoff,K (2561) [C11]
Kramnik - deutsche Nationalmannschaft Brissago SUI (4), 29.01.2004

1.d4! e6 2.e4! Lockt Bischoff durch Zugumstellung in Französisch, anstatt dem geplanten Sizilianisch. 2...d5 3.Sc3 Sf6 4.e5 Sfd7 5.f4 c5 6.Sf3 Sc6 7.Le3 a6 8.Dd2 b5 9.a3 cxd4 10.Sxd4 Sxd4 11.Lxd4 Sb8 Bundestrainer Uwe Bönsch bemerkte dazu: "Klaus scheut sich auch nicht vor hässlichen Zügen. Der Springer kommt von g8 über f6 und d7 nach b8, um sich nach c6 zu entwickeln." 12.Ld3 Sc6 13.Lf2 Ld7 14.0-0 Le7 15.Se2 b4!? "Wenn ich nicht b4 spiele und Sa5, bekommt Kramnik den Laden unter Kontrolle", befand Bischoff nach der Partie. [ 15...0-0 16.c3 Dc7 17.Dc2 h6 18.Sd4 f6 19.Sxc6 Lxc6 20.exf6 Lxf6 21.Lc5 Le7 22.Lxe7 Dxe7 23.Tae1+/- ] 16.a4 Sa5 Zu ungestüm. 17.f5? [ 17.Sd4 ist der natürliche Zug. 17...Sc4 18.Dc1 Lc5 19.b3 Sa5 20.f5 exf5 21.Sxf5 Lxf2+ 22.Txf2 Lxf5 23.Lxf5 Sc6 24.Dd2 0-0 25.Te1+/= ] 17...exf5 18.Sd4 g6 [ 18...Sc4!? 19.De2 Sxb2 20.Lxf5 0-0 21.Dg4 Lc8! 22.Lxc8 Txc8 23.Sf5 g6 24.Ld4 Sc4 25.Sh6+ Kg7 26.Sf5+ Kg8 27.Sh6+= ] 19.e6 [ 19.De2!? ; 19.Dh6!? ] 19...fxe6 20.De2 Sc6?! [ 20...Dc8! 21.Tfe1 0-0 ( 21...Kf7!? ) 22.Sxe6 Lxe6 23.Dxe6+ Dxe6 24.Txe6 Lf6 25.Tb1 Sc4 26.b3 Sd2 27.Td1 Se4 28.Lxa6= ] 21.Sxe6 Lxe6 22.Dxe6 Dd6 23.De2 0-0 24.Lxa6 Lf6 25.Tad1 Droht 26.Txd5 Dxd5 26.Lc4 mit Damengewinn. 25...Se5 26.Lb5 [ Auf 26.Lb7?! geschieht nicht 26...Txa4? 27.Db5 Ta2 28.Lxd5+ Kh8 29.Lxa2 , sondern Ta5! und Schwarz steht besser.; 26.Lb5 Schwarz hätte aber im Mannschaftssinne weiterspielen sollen. 26...Sg4! 27.Lg3 ( 27.g3 Sxf2 28.Txf2 Kh8 29.Df3 Lxb2 30.Dxd5 Df6=/+ ) 27...Dc5+ 28.Kh1 Kh8=/+ 29.b3 ( 29.c3 bxc3 30.bxc3 Lxc3=/+ ) 29...d4 30.Tf3 Se3 31.Ld6! Dxd6 32.Txe3= ] 1/2-1/2

zur Meko