Thriller einer nimmermüden LegendeSpannende Kortschnoi-Autobiographie: "Mein Leben für das Schach"von FM Hartmut Metz, 31. Dezember 2004 |
Viktor Kortschnoi
Es gibt wohl keinen anderen Großmeister, der dem Schach alles - selbst andere Menschen - so unterordnete: Der dritte Teil der Autobiographie von Viktor Kortschnoi lautet daher äußerst treffend "Mein Leben für das Schach" (Edition Olms, 29,95 Euro). Zweimal scheiterte der 73-Jährige erst auf der letzten Stufe zum WM-Thron - während aber alle Weltmeister (so sie nicht früh starben) irgendwann die Lust am Spiel verloren, erlosch bei Kortschnoi nie das Feuer!
Jüngster Beweis ist das derzeit laufende Turnier im norwegischen Drammen. Am Mittwoch traf der Wahl-Schweizer auf Magnus Carlsen. Der 14-jährige Wunderknabe, seines Zeichens jüngster Großmeister des Planeten, könnte Kortschnois Urenkel sein. Gnade kannte "Viktor der Schreckliche" trotzdem nicht. Mit gewohntem Einsatz erteilte der einstige St. Petersburger in 40 Zügen dem kleinen Norweger eine kostenlose Lektion.
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Korchnoi,V (2601) - Carlsen,M (2581) [D34]
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Wie die stets unterhaltsame Webseite der Hamburger Firma Chessbase (www.chessbase.de) ausrechnete, ist Kortschnoi damit gegen Topspieler in einer Altersspanne von 101 Jahren angetreten! Vor rund einem halben Jahrhundert war der Wohlener am Brett auf den 1889 geborenen Grigori Löwenfisch getroffen. Ein besonderer Rekord.
Nach den beiden "Meine besten Kämpfe" (jeweils 25 Euro), die Kortschnois wichtigsten Siege mit Weiß (Band 1) und Schwarz (Band 2) beinhalten, ist der dritte und letzte Teil vor allem ein Schach-Thriller. In "Mein Leben für das Schach" finden sich auf den 248 Seiten keine Gewinnpartien des Altmeisters mehr. Lediglich zehn Duelle werden aufgelistet, beispielsweise die Niederlage 1962 beim Interzonenturnier in Stockholm gegen Bobby Fischer oder Kortschnois Remis 1986 in Brüssel gegen Garri Kasparow. Dafür gibt es aber eine CD mit 4 250 Partien der nimmermüden Legende. Bei dem Werk handelt es sich somit vor allem um ein Lesebuch - und was für eines! Das liegt zum einen am bewegten Leben des 1976 aus der Sowjetunion geflüchteten Vizeweltmeisters, zum anderen an seinen kompromisslosen subjektiven Erzählungen.
Kortschnoi nutzt die Trilogie zu einer Abrechnung an all jenen, die ihm seiner Ansicht nach Unrecht zufügten. Im Mittelpunkt dabei: sein Erzfeind Anatoli Karpow, der ihn 1978 in Baguio und 1981 in Meran vom höchsten Titel fern hielt. Ihr Fett weg bekommen auch die Weltmeister Michail Botwinnik, Wassili Smyslow und Tigran Petrosjan. Ungeachtet dessen, dass Kortschnoi selbst häufig am Brett seinen geäußerten moralischen Ansprüchen nicht gerecht wurde, nimmt "Mein Leben für das Schach" einen besonderen Platz in der Historie des Denksports ein.
Im Epilog des Werks verweist Kortschnoi auf das, was ihm am meisten Freude macht: Siege am Schachbrett. Im Sommer gewann der 73-Jährige die Turniere im ungarischen Paks und in Montreal. Von dort stammt die nachstehende Partie.
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Hebert,J (2415) - Kortschnoi,V (2594) [E14]
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