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Komplettes Baden-Ooser Team überzeugt

Topspieler Anand erhält zum dritten Mal Oscar

von FM Hartmut Metz, 1. Mai 2004

mehr Schachtexte von Hartmut Metz

 

   Spannender kann keine Saison sein. Die SG Köln-Porz und der SC Baden-Oos lieferten sich in der Schach-Bundesliga bis zur letzten Partie ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Ende blieben beide Vereine ungeschlagen und wiesen 26:2 Punkte auf. Nach Brettpunkten liegt Porz mit 80,5 Zählern aus 112 Partien hauchdünn vor den Kurstädtern (78,5). Wie schon in der Damen-Bundesliga - in der Turm Emsdetten knapp die Nase vorne behielt - haben die Ooser Glück, dass das "Torverhältnis" im Kampf um die Meisterschaft nicht zählt und am nächsten Sonntag, 9. Mai (11 Uhr), in Baden-Baden Stichkämpfe anstehen.

 

Viswanathan Anand

Viswanathan Anand

 

   Beim 7:1-Kantersieg über den Tabellenfünften Hamburger SK bewies einmal mehr Viswanathan Anand seine Klasse. Der "Tiger von Madras" schraubte gegen Lubomir Ftacnik seine Bilanz auf famose 5,5:1,5 Punkte und bleibt weiter im Dress des SC ungeschlagen. Anand erhielt nicht nur wegen seiner Leistungen in der Bundesliga zum dritten Mal den Schach-Oscar als weltweit bester Spieler 2003. Mit 4.150 Stimmen lag der Inder deutlich vor seinem Mannschaftskameraden Peter Swidler (2.575) und Weltmeister Wladimir Kramnik (2.518).

   Dass Baden-Oos nach der schlechten vergangenen Aufstiegssaison mit einem Platz im Mittelfeld nun mit an der Spitze zu finden ist, liegt aber an der geschlossenen Mannschaftsleistung. Jeder der 13 eingesetzten Brettstrategen holte mindestens 61 Prozent der Punkte (Bilanzen aller Akteure siehe Textende). Einen starken Schlussspurt legte vor allem Hübner mit 6:1 Punkten hin. Nachstehend sein Erfolg in Hamburg über Thies Heinemann.

 










W: Hübner S: Heinemann

1.d4 Sf6 2.Sf3 g6 3.c4 c5 4.d5 b5!? Das Wolgagambit findet immer wieder neue Freunde. Es sichert Schwarz zum Preis eines Bauern aktives Gegenspiel, was mancher Anziehende wenig schätzt und auf den Bauerngewinn lieber verzichtet. 5.cxb5 a6 6.bxa6 [ 6.b6 ist die Alternative, um Schwarz die Figurenentwicklung zu erschweren und den schwächlichen a-Bauern auf dem Brett zu lassen.] 6...Lg7 7.Sc3 Lxa6 8.g3 Hübner plant ein Läuferfianchetto nebst kurzer Rochade. [ Sofortiges 8.e4 Lxf1 9.Kxf1 d6 10.g3 0-0 11.Kg2 ist auch möglich, um den König in Sicherheit zu bringen.] 8...d6 9.Lg2 Sbd7 10.0-0 Sb6 11.Te1 0-0 12.e4 Sfd7 13.Dc2 Sc4 14.Lf1 Da5 Heinemann massiert seine Truppen am Damenflügel, um gemäß dem Standardplan Druck auf den a- und b-Bauern auszuüben und im Idealfall diese zu erobern. Weiß muss dabei stets genau spielen, damit gerade dies nicht passiert. 15.Lxc4 Lxc4 16.Lf4 Sb6 17.Te3 Ld4 18.Tee1 Lg7 Ein indirektes Remisangebot, sich durch erneutes 19.Te3 und Ld4 per Zugwiederholung auf einen Friedensschluss zu einigen. 19.Dd2 Hübner möchte jedoch weiterspielen. 19...Tfd8 20.Lh6 La6 21.Lxg7 Kxg7 22.e5!? Die Felder rund um den schwarzen Monarchen sollen freigelegt werden, nachdem der schützende Läufer auf g7 vom Brett ist. 22...Sc4 23.Dc2 Dc7 24.exd6 [ 24.e6 sieht zwar optisch gut aus, doch nach 24...f6 fällt es Weiß schwer, am Königsflügel Fortschritte zu erzielen.] 24...exd6? Zu Zügen wie [ 24...Sxd6 greift man als Wolga-Spieler natürlich nicht gerne - doch dank des Bauern auf e7 besäße Schwarz bessere Verteidigungsmöglichkeiten. Nun dreht sich alles um das Feld f6.] 25.Se4 f6?! [ 25...Da5 schafft nur kurzfristig Abhilfe, weil es Dc3+ verhindert. Indes führt 26.b3 Se5 ( 26...Sb6 27.Db2+ Kh6 28.g4 gestattet ein Matt in wenigen Zügen.) 27.Sxe5 dxe5 28.Dxc5 Dxc5 29.Sxc5 Txd5 30.b4 zu einem für Weiß gewonnenen Endspiel dank der verbundenen Freibauern am Damenflügel.] 26.Dc3 Se5 [ 26...Tf8 27.Sfg5! ist wegen der "Familiengabel" auf e6 auch unangenehm.] 27.Sd4! Nutzt die ungedeckte Stellung der Dame auf c7 aus, um den Springer in Position zu bringen. e6 ist plötzlich ein zweites neuralgisches Feld im schwarzen Lager. 27...Lc8 28.f4 Sg4 29.h3 Sh6 30.Sxf6! Zerstört den Schutzwall, wonach Hübner leichtes Spiel hat. 30...Df7 [ 30...Kxf6 verbietet sich natürlich wegen des Abzugsschachs 31.Sb5+ Kf7 32.Sxc7 ] 31.Sc6 Dxf6 [ 31...Tf8 32.Sg4+ Kg8 33.Sxh6# ] 32.Te7+ Sf7 33.Sxd8 Dxc3 34.bxc3 Lxh3 35.Sxf7 und nachdem sich die Reihen gelichtet haben und Heinemann ein Turm fehlte, streckte er die Waffen. 1-0

 

   Die Saisonbilanzen der Baden-Ooser: 1. Brett Anand 5,5:1,5, 2. Alexej Schirow 5:2, 3. Swidler 4,5:2,5, 4. Francisco Vallejo Pons 2:1, 5. Rustem Dautov 9:5, 6. Hübner 8:3, 7. Michal Krasenkow 7:3, 8. Philipp Schlosser 7,5:3,5, 9. Roland Schmaltz 5,5:1,5, 10. Rainer Buhmann 6,5:2,5, 11. Ludger Keitlinghaus 7:3, 12. Fabian Döttling 5,5:1,5, 13. Andreas Schenk 5,5:3,5.


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