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Porzer Verzicht auf große Namen ein Vorteil

Oos fehlen ausgerechnet in den "Endspielen" die Topstars

von FM Hartmut Metz, 20. März 2004

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   Thilo Gubler zögert keine Sekunde: "Ein Sieg in der Bundesliga wäre mir natürlich lieber", antwortet der Kapitän des SC Baden-Oos wie aus der Pistole geschossen auf die Frage, welchen Erfolg er bevorzuge: den an diesem Wochenende im deutschen Pokal oder jenen nächsten Samstag im Spitzenspiel der Meisterschaft gegen die SG Köln-Porz.

   Heute steht für die Schach-Asse aus der Kurstadt in Erfurt die Generalprobe für den Bundesliga-Hit an heimischen Brettern an. Neben dem gastgebenden Zweitligisten aus der thüringischen Landeshauptstadt qualifizierten sich noch der Hamburger SK und eben Köln-Porz für die Endrunde. Die Paarungen für die Duelle ab 14 Uhr werden erst heute ausgelost (Live-Übertragung der Partien: www.schach.com/pokal). Während Erfurt kaum realistische Aussichten auf den Finaleinzug hat und Hamburg als Außenseiter gilt, macht sich der Ooser Hauptkonkurrent berechtigte Hoffnungen auf einen Endspiel-Sieg morgen ab 9 Uhr. Die eigenen Chancen beziffert Gubler "auf 30 Prozent". Stehe man aber erst einmal im Finale gegen den Dauerbrenner aus der Domstadt, sei "alles möglich".

   Die Endrunde in Erfurt ist auch deshalb ein Gradmesser für Baden-Oos, weil dort ebenfalls schon die eigenen Topspieler fehlen. In Monaco beginnt heute das traditionsreiche Schnellschachturnier, an dem der Weltranglistenzweite Viswanathan Anand, der -vierte Peter Swidler und der -fünfte Alexej Schirow teilnehmen. Im Vorjahr hatte Swidler noch maßgeblich zum Baden-Ooser Pokalsieg beigetragen. "Er wird uns fehlen", weiß Gubler bereits vor dem ersten Zug. So sollen Robert Hübner, Rustem Dautov, Ludger Keitlinghaus und der Pole Michal Krasenkow die Kohlen aus dem Feuer reißen. Sicher ein starkes Quartett - aber nominell doch schwächer als der Erzrivale.

   Nächste Woche sieht es keinen Deut besser für Baden-Oos aus, wenn Köln-Porz zur zwölften Bundesliga-Runde nach Baden-Baden kommt. Beim Vizemeister wirkt sich positiv aus, dass er eine gleichmäßiger besetzte Mannschaft aufgestellt hat, bei der zwar die ganz großen Namen fehlen - die aber auch im Gegensatz zu den Stars ihren Turnierkalender nach der Bundesliga ausrichten.

 

Fabian Döttling

Fabian Döttling

 

   Dass Baden-Oos aber nicht völlig chancenlos gegen Porz ist, zeigt die nachfolgende Partie. Auch die "zweite Reihe" der Kurstädter versteht es, gehaltvolle Partien zu spielen. Gegen Hofheim machte Fabian Döttling kurzen Prozess.

 










W: Döttling S: Zude

1.d4 d6 2.Sf3 g6 3.c4 Sf6 4.Sc3 Lg7 5.e4 0-0 6.h3 e5 7.d5 Sa6 8.Lg5 h6 9.Le3 Sc5 10.Sd2 a5 11.Le2 Ld7 12.g4!? Anstatt klein zu rochieren und am Damenflügel aktiv zu werden, gewinnt Weiß am Königsflügel Raum und bereitet einen direkten Angriff vor. 12...c6 13.h4 a4?! [ 13...Sh7 14.g5!? ( Das von Döttling erwogene 14.Sf1 a4 15.Dd2 Sf6! 16.f3 cxd5 17.cxd5 h5 bringt wohl nicht allzu viel.) 14...hxg5 15.h5!? gxh5 16.Txh5 ist für Weiß nur etwas besser. In Betracht kommt auch; 13...cxd5 14.exd5 Se8 15.g5 h5 16.Sde4 Sxe4 17.Sxe4 Lf5 18.f3 mit besserer Stellung für den Anziehenden.] 14.g5 hxg5 15.hxg5 Sh7 16.Tg1 [ 16.Sf3 Lg4 17.Dd2 cxd5 18.cxd5 Tc8 19.Th4 Ld7 20.0-0-0 ist die Alternative, die jedoch weniger deutlich ausfällt als die Partiefortsetzung.] 16...Da5 17.Dc2 Tfc8 18.Lg4 [ Gleich 18.0-0-0 hinterlässt einen nachhaltigeren Eindruck, um die folgende schwarze Möglichkeit auszuschließen.] 18...Sf8? [ 18...Lxg4! 19.Txg4 a3 20.b3 Auch wenn Weiß auf a3 nimmt, erhält Zude Gegenspiel. 20...Sa6 21.Th4 ( 21.Sf3 cxd5 22.exd5 Sb4 23.Dd2 b5 24.Tb1 ( 24.Sxb5? Sc2+ 25.Kd1 Sxa1-+ ) 24...bxc4 25.bxc4 führt zu verteilten Chancen.) 21...Sb4 22.Db1 Tab8 nebst dem folgenden Vorstoß b5 ist auch brauchbar.] 19.Lxc5! Beseitigt nicht nur den aktiven Springer, sondern schließt auch die c-Linie. 19...dxc5 [ 19...Dxc5 20.Sxa4 Db4 21.Sc3 mit Minusbauer.] 20.a3 Tcb8 21.Lxd7 Sxd7 22.0-0-0 Sb6 23.Tg3 Te8 Zude stellt den Turm damit zum dritten Mal auf ein anderes Feld auf der Grundreihe. Ein Indiz, dass etwas falsch lief. 24.Th1 Tad8 25.Tgh3 Da6 26.Dd3 Sd7 27.Th7! f6 [ 27...b5 28.Dh3 f6 29.Txg7+ Kxg7 30.Dh7+ Kf8 31.d6 f5 32.Dxg6 führt zum Matt.] 28.Dh3 Die Schwerfiguren-Batterie entscheidet umgehend. 28...fxg5 29.Sf3 [ 29.Th8+ Kf7 30.Txe8 Kxe8 ( 30...Txe8 31.Dxd7+ ) 31.De6+ Kf8 32.d6 Sb8 33.De7+ ] 29...Sf8 30.Sxg5 Das Matt ist nicht mehr abzuwenden, weshalb Zude aufgab. [ 30.Sxg5 Sxh7 31.Dxh7+ Kf8 32.Dxg6 Td7 33.d6 Da8 34.Sh7+ Kg8 35.Sf6+ Kf8 36.Th8+ Lxh8 37.Dg8# ] 1-0

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