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Ein Wunderkind wie Capablanca

Ramirez mit 15 erster Großmeister Mittelamerikas

von FM Hartmut Metz, 3. Januar 2004

mehr Schachtexte von Hartmut Metz

 

   "Schachwunderkind Alejandro Ramirez - das größte spanisch sprechende Schach-Talent seit Capablanca?" titelte das Schach-Magazin 64 in seiner letzten Ausgabe 2003. Es bestehen durchaus Parallelen zwischen dem Kubaner und dem Jungen aus Costa Rica, angefangen beim Geburtsjahr 88 - allerdings 1888 bei José Raoul Capablanca, exakt 100 Jahre später bei dem ersten Schach-Großmeister Mittelamerikas. Der Weltmeister von 1921 bis 1927 lernte mit vier von bloßem Zusehen bei seinem Vater das königliche Spiel. Ramirez sah mit vier mit seinen Eltern den Schach-Film "Searching for Bobby Fischer". "Danach bat ich meinen Vater, mir das Spiel beizubringen. Er entstaubte ein altes Brett und lehrte mich die Züge", berichtet der 15-Jährige. Wie Capablanca musste das Wunderkind ohne erfahrenen Trainer auskommen, brachte sich aber genügend bei, um 1998 panamerikanischer U10-Meister zu werden.

   Seit sich Ramirez mit 13 in der Mittelamerika-Zone für die WM qualifizierte, übernahm die Firma GBM Costa Rica, eine IBM-Tochter, die Förderung des Talents. Im Vorjahr sorgte Ramirez für Aufsehen, als er zum Auftakt der Schach-Olympiade das obligatorische 4:0 Russlands verhinderte. Ramirez gelang beim 0,5:3,5 ein Remis gegen den ehemaligen Weltranglistenvierten Alexander Morosewitsch. Der beste Spieler des Landes mit vier Millionen Einwohnern sicherte sich nun vor kurzem den Großmeister-Titel. Erst verbuchte Ramirez die erforderliche dritte Norm beim Open in Santo Domingo, im Anschluss daran ließ er eine weitere folgen mit einem erneuten geteilten zweiten Platz. Der zweitjüngste Großmeister der Welt hinter Sergej Karjakin setzt künftig voll auf Schach und hat deswegen die Schule verlassen. Zusätzlich zu den täglich sechs bis acht Stunden Training am Brett will sich der Hobby-Tennisspieler weiterbilden und lernt Französisch und Deutsch.

 










W: Mediano S: Ramirez

1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 b5 Schwarz geht mit dem Wolga-Gambit gleich aggressiv zu Werke. 4.Sd2?! [ 4.cxb5 a6 5.bxa6 Lxa6 ist die Standardfortsetzung.] 4...b4?! Das sieht auch nicht aus wie im Geiste des Wolga-Gambits, da dadurch der schwarze Druck auf c4 sogleich wieder schwindet. 5.e4 d6 6.Ld3 g6 7.f4 Lg7 8.Sgf3 0-0 9.0-0 e6 Der Nachziehende darf nicht zögerlich agieren, ansonsten rollt ihn die weiße Bauernlawine im Zentrum auf. 10.e5 Sh5?! [ 10...dxe5 ist besser. 11.fxe5 Sg4 12.De2 Sd7 13.dxe6 fxe6 14.Lxg6 hxg6 15.De4 Sdxe5 16.Sxe5 Txf1+ 17.Sxf1 Lxe5 18.Dxg6+ ( 18.Dxa8 Lxh2+ 19.Kh1 ( 19.Sxh2?? führt ins Verderben. 19...Dd4+ 20.Kh1 Dd1+ 21.Sf1 Dxf1# ) 19...Lg3 20.Lg5! Dxg5 21.Dxc8+ Kh7 22.Dd7+ Kh6 23.Sxg3 Dh4+ 24.Kg1 Dxg3 25.Dd2+ g5 26.Kf1 Kh5 ist für Weiß sehr unangenehm zu spielen.) 18...Lg7 19.Dxg4 Dd4+ 20.Dxd4 cxd4 mit ausgeglichener Stellung.] 11.dxe6 fxe6 12.exd6 Dxd6 13.Se4?! [ 13.Le4! Sc6 14.Sb3 Dc7 15.Sxc5 Sxf4 16.Le3 gefällt für Weiß mehr, weil sich 16...Lxb2 17.Tb1 Lc3 18.Da4 wegen des Drucks auf c6 verbietet. 18...Se5 19.Sxe5! ( Nicht 19.Lxa8? Sg4! mit unangenehmen Drohungen wie 20.Lf2? ( 20.Lxf4 Dxc5+ 21.Kh1 Txf4 22.g3 Tf8 23.Db5 Dxb5 24.cxb5 Ld7 25.Lc6 Lxc6 26.bxc6 Tc8 führt dagegen zu einer nur leicht schlechteren Position. ) 20...Se2+ 21.Kh1 Txf3 und das Matt auf h2 ist nicht mehr sinnvoll zu verhindern.) 19...Dxe5 20.Kh1! ( 20.Lxa8 Dxe3+ 21.Kh1 Dxc5 verliert hingegen.) 20...Lb7 ( 20...Tb8? 21.Lxf4 Txf4 22.De8+ Kg7 23.Sd3 Txf1+ 24.Txf1 mit entscheidendem Vorteil wegen der Mattdrohung auf f8.) 21.Lxf4 Txf4 22.Lxb7 Taf8 23.Txf4 Dxf4 24.Tg1 Es drohte Df1+. 24...Dxc4 25.Dc6 Tf1 26.Dxe6+ Dxe6 27.Sxe6 Tf2 28.Ld5 und Weiß gewinnt.] 13...Dc7 14.Se5 Sd7 15.Le3 Sxf4 16.Sxd7 Lxd7 17.Lxc5 Lc6 18.Ld6?? Ein fataler Schnitzer. [ Bei 18.Lxf8 muss Ramirez schon weit präziser spielen, um in Vorteil zu gelangen. 18...Txf8 19.g3 Db6+ 20.Kh1 Lxb2 ( 20...De3 21.gxf4 Lxe4+ 22.Lxe4 Dxe4+ 23.Df3 Txf4 24.Dxe4 Txe4 25.Tae1 Txc4 26.Txe6 Lxb2 27.Te8+ Kg7 28.Te7+ Kh6 29.Txa7 gibt nur Weiß Gewinnchancen.) 21.Tb1 Sxd3 22.Txf8+ Kxf8 23.Dxd3 Dd4! 24.Dxd4 Lxd4 25.Te1 a5 26.Kg2 a4 27.Kf3 e5 und Weiß kann sich wegen des gefesselten Springers nicht aus der Umklammerung lösen. Ein Beispiel: 28.Tb1 b3 29.axb3 a3 30.b4 a2 31.Tf1 Ke7 32.b5 Lb7 33.g4 Kd7 34.h4 Kc7 35.h5 gxh5 36.gxh5 Kb6 37.Tc1 Ka5 38.h6 Kb4 und Weiß gehen die Züge aus.] 18...Ld4+ 19.Kh1 Dxd6!! 20.Dg4 [ 20.Sxd6 Lxg2# ] 20...De5 und da Schwarz eine weitere Figur gewinnt: 0-1

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