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Andreas Schenk eilt von Erfolg zu Erfolg

Baden-Ooser Spieler gewinnen Mitropa-Cup und deutsche Blitzmeisterschaft

von FM Hartmut Metz, 21. Juni 2003

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   Die deutsche Schach-Nationalmannschaft hat den Mitropa-Cup gewonnen. Was der stark besetzten Auswahl im Vorjahr misslang, schaffte nun ein Team der deutschen Talente im kroatischen Pula. Neben dem Solinger Alexander Naumann waren dies ausnahmslos Baden-Ooser Bundesliga-Cracks: Neuzugang Rainer Buhmann, der von den Stuttgarter SF in die Kurstadt wechselte, verlor auf der Spitzenposition keine seiner neun Partien und holte 5,5 Zähler. An Brett drei zeigte sich Fabian Döttling, der wie Naumann 5 Punkte eroberte, mit seinem Resultat weniger zufrieden.

 

Andreas Schenk

Andreas Schenk

 

   Als Aktivposten in dem Quartett von Bundestrainer Uwe Bönsch erwies sich Andreas Schenk. Der Bühlertäler - zweifellos der stärkste Spieler aller Zeiten, der im Schachbezirk Mittelbaden heranreifte - trug mit 7:2 Zählern maßgeblich zu Platz eins bei. Mit 22,5 Punkten lag Deutschland so deutlich vor Tschechien und Slowenien (beide 21), Kroatien, Ungarn (beide 20,5), den Franzosen (19,5), der Slowakei (16,5), Italien (14), Österreich (12,5) und der zehntplatzierten Schweiz (12).

   Die halbe Mannschaft von Pula sorgte dann auch noch dafür, dass der SC Baden-Oos am vergangenen Sonntag deutscher Blitzmeister wurde. Der deutsche Pokalsieger setzte sich mit 48:2 Punkten souverän vor den SF Katernberg (45:5) und dem TV Tegernsee (43:7) durch. Schenk verbuchte am ersten Brett 18:7 Punkte. Internet-Weltmeister Roland Schmaltz war dahinter mit 22:3 Zählern ein Aktivposten. Fabian Döttling (22,5:2,5) und Philipp Schlosser (20,5:4,5) schnitten zudem an ihren Brettern am erfolgreichsten ab.

   Andreas Schenk kommentierte für das Badische Tagblatt zwei seiner Gewinnpartien. Zunächst jene zum Auftakt des Mitropa-Cups gegen den Franzosen Matthieu Cornette.

 










W: Schenk S: Cornette

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 dxc4 5.a4 Lg4?! [ 5...Lf5 ist der Hauptzug, nach dem Schwarz erst einmal nichts Größeres zu befürchten hat.] 6.Se5! Lh5 [ 6...Sbd7 7.Sxg4 Sxg4 8.e4 ( 8.e3+/= ) 8...Sgf6 ( 8...e5 9.Dxg4 exd4 10.Sb1+/- ) 9.Lxc4+/= ] 7.f3 e6 [ 7...Sfd7 8.Sxc4 e5 9.g3!+/= P. Nielsen ( 9.Se4 1-0 Kramnik,V- Damljanovic,B) ] 8.e4 [ 8.g4 empfiehlt Khalifman in seinem Kramnik-Buch. e4 ist jedoch nicht schlechter.] 8...Lb4 [ Eine andere schöne Kurzpartie in dieser Variante ergab sich nach. 8...c5 9.Lxc4?! ( 9.Le3!+/= ) 9...cxd4 ( 9...Dxd4 10.Dxd4 cxd4 11.Sb5+/= ) 10.Lb5+ Sbd7?? ( 10...Sfd7= 11.Sxd7 ( 11.Dxd4 a6!= ) 11...Sxd7 12.Dxd4 a6 13.Dxd7+ Dxd7 14.Lxd7+ Kxd7 15.Le3= ; 10...Ke7 11.b3 Se8 12.La3+ Kf6 ( 12...Sd6 13.Sc4+- ) 13.Sd5+ Kxe5 ( 13...Dxd5 14.exd5+- ; 13...exd5 14.Dxd4+- Da5+ 15.Kf1+- ) 14.Dxd4+ Kxd4 15.Td1+ Ke5 16.Lb2+ Kd6 17.e5+ Kc5 18.b4# ) 11.Lg5+- 1-0 Schenk,A- Pitschka,C/ Pyramiden-Cup 2002 (11) ( 11.Lg5 Le7 ( 11...dxc3 12.Sxd7+- ; 11...Dc7 12.Lxf6 gxf6 13.Sxd7 0-0-0 14.Dxd4+- ; 11...Da5 12.Sxd7 ( 12.Lxf6 gxf6 13.Sxd7 dxc3 14.Se5+ Dxb5 15.axb5 fxe5 16.bxc3+- ) 12...Sxd7 13.Dxd4+- nebst 14.Td1.) 12.Lxf6 gxf6 13.Sxd7 dxc3 14.Sxf6+ Kf8 15.Sxh5+- ) ] 9.g4 Die nun folgende Abwicklung ist bis gxh5 forciert. 9...Sxe4 10.fxe4 Dh4+ 11.Kd2 Df2+ 12.De2 Dxd4+ 13.Kc2 Dxe5 14.gxh5 b5?N Im Prinzip der eigentliche Fehler. Doch die einzige andere Partie, die es zu dieser Stellung gab, verlief auch nicht gerade gut für Schwarz. [ 14...Sa6 15.Df3 Lxc3 16.bxc3 Sb4+ 17.Kb1 Sd3 18.Lxd3 cxd3 19.Dxd3 Dxh5 20.Td1 0-0 21.Ta2+/- 1-0 Gyimesi,Z- Ilincic,Z/ Eupen 1999] 15.Tg1 Mit der Idee Tg4 nebst Lf4 stellt Drohungen auf, gegen die Schwarz kaum etwas unternehmen kann. 15...Le7 [ 15...h6 16.Tg4+/- ; 15...Sa6 16.axb5 Lxc3 17.bxa6+- ] 16.Tg4 Sa6 17.Lf4 Sb4+ 18.Kb1 Dc5 [ 18...Dxh5 19.axb5 cxb5 20.Txg7+/- ] 19.Le3 Dxh5 20.axb5 Lf6? [ 20...cxb5 21.Ta5+/- oder ( 21.Txg7+/- ist jeweils klar besser für Weiß.) ] 21.Tg2+- Die Partie ist gelaufen. Schwarz steht auf verlorenem Posten. 21...Dh4 [ 21...Dxe2 22.Lxe2 cxb5 23.Sxb5+- ] 22.Lf2 Dh6 23.De3 cxb5 24.Dc5 Le7 25.Dxb5+ Kf8 26.Lc5 Df6 27.Lxc4+- [ 27.Tf2 ist noch stärker. Der Textzug genügt aber auch völlig.] 1-0

 

   In der vierten Runde schlug Schenk den schweizerischen Internationalen Meister Andreas Huss.

 










W: Schenk S: Huss

1.d4 e6 2.c4 Sf6 3.Sc3 Lb4 4.Dc2 d5 [ 4...0-0 ist am populärsten.] 5.cxd5 exd5 [ 5...Dxd5!? ist das aktuellere Abspiel, welches Schwarz bessere Chancen auf Ausgleich bietet.] 6.Lg5 h6 7.Lh4 c5 8.dxc5 Ab hier erhält die Partie taktisches Fahrwasser. Gut vorbereitet, sollte dieses Abspiel einfach besser sein für Weiß. 8...Sc6 [ 8...d4 9.0-0-0+/- ; 8...g5 9.Lg3 Se4 10.e3 Da5 11.Sge2 Lf5 12.Le5! und nach langen Theorievarianten steht Weiß am Ende besser, wie Garri Kasparow bei seinem Sieg über Nigel Short in London bei der WM 1993 bewies.] 9.e3 g5 10.Lg3 Da5 11.Sge2 Lxc5N Stellt eine Neuerung dar, die aufgrund ihrer Zweifelhaftigkeit nicht viele Anhänger finden wird. Ohnehin genießt das ganze Abspiel nach 7...c5 seit dem WM-Match Kasparow - Short keinen guten Ruf. [ 11...Se4 12.a3 Lf5 ( 12...Lxc5 13.Td1+/= ) 13.Dc1 Sxc5 ( 13...Lxc3+?! 14.Sxc3 Sxc3 ( 14...Sxg3 15.hxg3 Dxc5 16.Sb5 De7 17.Dc3 f6 18.Le2+/- ; 14...Dxc5 15.Sxe4 Dxc1+ 16.Txc1 dxe4 17.Lb5+/- ) 15.Dxc3 Dxc3+ 16.bxc3+/- ) 14.axb4 Sd3+ ( 14...Dxb4? 15.Sd4+/- ) 15.Kd2 Dxb4 ( 15...Sxc1 16.Txa5 Sb3+ 17.Ke1 Sxb4 18.Txd5 Sxd5 19.Sxd5+/- ) 16.Ta4+/= geschah in Kasparow - Timman (Nowgorod 1995). Zwar endete die Partie remis, doch Weiß besaß die besseren Chancen.] 12.Sc1! Sb4 Konsequent, aber schlecht. Früher oder später werden die schwarzen Aktivposten allesamt zurückgeworfen. [ 12...d4 13.Sb3 Db6 14.exd4 Sxd4 15.Sxd4 Lxd4 16.Lb5++/- nebst 0-0 und Schwarz bekommt Probleme mit seinem König, da er sowohl am Damen- als auch am Königsflügel kein sicheres Plätzchen mehr findet.; 12...Db6 13.Sb3+/= ; 12...Lb4 13.Sb3 Lxc3+ ( 13...Db6 14.a3+/- ) 14.bxc3+/= ] 13.Dd1 Lf5! 14.Lb5+ Ke7 [ 14...Kf8 wäre ein wenig besser. So oder so muss Schwarz aber ums Überleben kämpfen.] 15.0-0 Thd8 Anscheinend steht Schwarz aktiv, doch alle seine Figuren hängen in der Luft und der König steht offen. Auf taktische Art bekommt er auch sogleich Probleme. [ 15...Sc2 16.Sb3 Db6 17.Le5+- ( 17.Tc1+- ; 17.Sxd5+ Sxd5 18.Dxd5+- ) ] 16.a3 Sc2 [ 16...Sc6? 17.Lxc6 bxc6 18.Sb3 Db6 19.Sa4+- Lg4 20.Dc2! ; 16...d4 17.exd4 Lxd4 18.Sb3+- Lxf2+ 19.Lxf2 Txd1 20.Lc5++- nebst Sxa5.] 17.b4 Lxb4 [ 17...Sxb4 18.Sb3+- ] 18.Sb3 Lxc3 Beendet das Leiden sofort. [ 18...Db6 19.axb4 Sxa1 20.Sd4 und; 18...Sxa1 19.Sxa5 Lxc3 20.Sxb7 sind aber ebenso verloren.] 19.Sxa5 Lxa5 20.Ta2 Tac8 21.La4 Schwarz verliert weiteres Material und streckte daher die Waffen. 1-0

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