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Tiger berührt Schwanengesang nicht

Weltmeister Anand widerlegt Gerede von einer Krise

von Hartmut Metz, 10. November 2001

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   „Nur wegen eines schwachen Turniers darf man bei Vishy keine Krise herbeireden", befand der Weltranglistenachte Michael Adams. Der Inder Viswanathan Anand hatte beim Großmeister-Turnier in Dortmund katastrophal schlecht gespielt, wonach umgehend Schwanengesänge auf den Weltmeister angestimmt wurden. Dass das wohl ein einmaliger Ausrutscher war, belegte der "Tiger von Madras" bei mehreren Schnellschach-Wettbewerben. So setzte sich Anand Ende Oktober beim mit 91 000 Euro dotierten Schnellschach-Open auf Korsika durch.

 

Viswanathan Anand

Viswanathan Anand

 
   Das hohe Preisgeld hatte zahlreiche Topspieler angelockt, weshalb sogar eine Koryphäe wie Alexej Schirow in der Qualifikation des offenen Turniers scheiterte. Der deutsche Großmeister Igor Glek, im August noch Sieger des Open in Baden-Baden, bremste den "Hexer von Riga" in der letzten Partie vor der K.o.-Runde der besten 16 aus. Mit Alexander Tschernin zog ein weiterer "Altmeister" ins Achtelfinale ein und sorgte für Furore. Der 41-Jährige schaltete auf dem Weg ins Finale Koryphäen wie den Weltranglistenzehnten Loek van Wely, Wladislaw Tkatschiew und Joël Lautier aus. Erst Anand stoppte Tschernin. Aber auch nur, weil der Ungar nach zwei Remis im dritten Duell mit den weißen Steinen gewinnen musste - der Inder aber sicher das den Gesamtsieg verheißende Remis hielt.

   Weniger Mühe als mit Alexander Tschernin hatte Anand im Achtelfinale beim 2:0 über den französischen Jungstar Etienne Bacrot. Dank eines sehenswerten Damenopfers setzte sich der Weltmeister in nur 21 Zügen durch.  

 










Bacrot - Anand

 

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.Sf3 c5 5.g3 cxd4 6.Sxd4 0-0 7.Lg2 d5 8.cxd5 Sxd5 9.Db3 Sc6 10.Sxc6 bxc6 11.0-0 Da5 12.Ld2 Lxc3 13.bxc3 La6 14.Tfd1 Dc5 Die beste Fortsetzung. 14...Lxe2 15.c4 Lxd1 16.Txd1 Db6 17.cxd5 cxd5 18.Df3 verspricht Weiß die besseren Aussichten, wie die Partie Chabanon - Dorfman, Meribel 1998, belegte. 15.e4 Sb6 Diese Neuerung hatte Anand ausbaldowert, nachdem er im Vorjahr in Wijk aan Zee mit 15...Lc4 16.Da4 Sb6 17.Db4 Dh5 18.Le3 nicht sehr glücklich wurde, obwohl er damit gegen Garri Kasparow ein Remis hielt. 16.Le3 Dh5 17.Td6? Zu gierig gespielt. Mehrere Kommentatoren liebäugelten stattdessen mit dem positionellen Damenopfer 17.Lxb6 Tfb8 18.Le3!? Txb3 19.axb3 Le2 20.Txa7! und das nachfolgende 21.Tdd7 verspricht sogar Gewinnaussichten. 17...Sc4 18.Txc6 Sxe3 Passabel sieht auch 18...Sa5 aus 19.Txa6? 19.fxe3 De2 20.c4 Tad8 21.Lf1 Df3 22.Lg2 De2 23.Lf1  beschert Weiß wenigstens noch eine Zugwiederholung. Dass der Mehrbauer nichts taugt, zeigt sich jetzt in nur drei Zügen! 19...Tab8! 20.Da4 Tb2 21.Te1? 21.fxe3? scheitert an De2 mit Mattangriff; 21.Dd4 De2 22.Dxe3 Dxa6 hätte den Kampf verlängert, auch wenn Weiß letztlich doch verloren sein wird. 21...De2 0-1 22.Txe2 Tb1+ führt zu einem hübschen Mattbild.

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