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Zwei wild gewordene Schimmel

Rolf Schlindwein neuer badischer Meister

von Hartmut Metz, 19. Mai 2001

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Der badische Meister IM Rolf Schlindwein

Der neue badische Meister IM Rolf Schlindwein

   Rolf Schlindwein heißt der neue badische Meister. 6,5:2,5 Punkte genügten dem Bundesliga-Spitzenspieler der SF Baiertal-Schatthausen in Leimen, um seinen Mannschaftskameraden Rainer Buhmann zu entthronen. Der ehemalige deutsche Jugendmeister verpatzte in der Schlussrunde eine Gewinnstellung gegen Max Scherer (Dreisamtal) und belegte mit 5,5 Zählern nur Rang sechs. Ansonsten hätte es einen Stichkampf gegeben. Dieser steht allerdings noch Matthias Müller (Mosbach), Hajo Vatter (Slavija Karlsruhe) und Max Scherer bevor. Mit jeweils sechs Zählern kämpft das Terzett um den zweiten Qualifikationsplatz für die deutschen Meisterschaften.

   Die niedrigen Punktzahlen der Besten überraschen, war doch das Feld auf 26 Teilnehmer aufgebläht. In den Vorjahren hatte der Badische Schachverband (BSV) stets nur zehn oder zwölf Spieler zugelassen, doch diesmal mangelte es an Meldungen der Vorqualifizierten beziehungsweise an Freiplatzanträgen der Spitze. So rückte die zweite Reihe aus dem Meister- A- und -B-Turnier auf.

   In der vierten Runde gelang dem badischen Pokalsieger Hajo Vatter eine herrliche Partie gegen den späteren Sieger, die prompt den Schönheitspreis des Schachkongresses gewann. Nachstehend das Kleinod, das der Sieger für das BT kommentierte.









Stellung nach:

W: Vatter S: Schlindwein

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d4 exd4 5.0-0 Sxe4 6.Te1 d5 7.Lxd5 Dxd5 8.Sc3 Was so spektakulär aussieht, ist ein altes Abspiel der Preußischen Partie. 8...Da5 9.Sxe4 Le6 10.Ld2 Df5 11.Lg5 h6? 12.Dd3 Dg6? 13.Db5 Lb4? 14.Se5 Dh5? Der endgültige Verlust. Schwarz muss nach der Serie von Tempoverlusten Dh7 versuchen. 15.Sxc6 Lxe1 Ebenso verliert hxg5 16.Sxb4+ c6 17.De5. 16.Sxd4+ Damit verpasst Schwarz ein herrliches Mattbild: 16.Dc5!! Kd7 17.Se5+ Kc8 18.Sd6+ Kb8 19.Dc6 bxc6 (cxd6 20.Dxd6+ Kc8 21.Dc5+ Kb8 22.Sd7+ Lxd7 23.Lf4+ De5 24.Lxe5 matt) 20.Sxc6 matt. 16...c6 17.Sd6+ Kd7 Kf8 18.Le7+ Kxe7 19.Dxh5 kostet die Dame. 18.Dxb7+ Kxd6 19.Dxc6+ Ke5 20.Txe1+ Kxd4 Weil Rolf Schlindwein Spaß versteht, gab er nicht auf, sondern gönnte seinem Kontrahenten das schöne Mattbild. 21.Te4 matt.


   Dass Rolf Schlindwein ansonsten mehr als in der vorherigen Begegnung kann, bewies der Internationale Meister gegen die Nummer eins von Zweitligist Kirchheim. „Ich denke, strategisch war das die bisher beste Leistung meiner Karriere", äußerte der neue badische Champion. Ulkigerweise hätte auch in der Partie der sechsten Runde ein Matt durch zwei Springer entstehen können!










Stellung nach:

W: Schlindwein S: Gschnitzer

1.d4 Sf6 2.Lg5 c5 3.Lxf6 gxf6 4.d5 d6 5.Sc3 Lg7 6.e3 f5 7.Ld3 0-0?! Während Schlindwein in seiner Partie gegen Hajo Vatter zahlreiche schwache Züge entdeckte, brandmarkt er nur die Rochade als Schnitzer. „Hier ist es schwer, einem schwarzen Zug ein Fragezeichen für einen schlechten Zug zu geben." 8.Dh5 e6 9.g4 Um Sd7 nebst Sf6 durch g5 zu entkräften. 9...c4 10.Lxc4!? Dc7 11.gxf5 Dxc4 12.Sge2 Sd7 13.Tg1 Kh8 Ansonsten entscheidet Dh6. 14.Txg7! Kxg7 15.0-0-0 Schwarz ist hilflos: Zwar verfügt der Nachziehende über einen Mehrturm - doch außer dem Springer steht keine einzige Figur dem Monarchen bei der Verteidigung richtig bei. 15...Se5 16.Td4 Dc7 17.Dg5+ Kh8 18.Df6+ Kg8 19.Sg3 Dd8 20.Dh6 f6 Traurige Pflicht, da ansonsten Weiß mit f6 das Mattnetz knüpft. 21.Sh5 Kf7 22.dxe6+ Lxe6 Oder Ke7 23.Sd5+ Ke8 24.Sg7 matt. 23.Dxh7+ Ke8 24.fxe6 1:0. Angesichts der neuerlichen Mattdrohung der Springer auf d5 und g7 streckte Gschnitzer die Waffen.

Schachlektüre

Viktor Kortschnoi, „Meine besten Kämpfe - Band 1: Partien mit Weiß", Edition Olms, 49,80 Mark.

Über den 70. Geburtstag des Ausnahmespielers Viktor Kortschnoi berichtete das BT ausführlich. Jetzt liegt der erste von drei geplanten Bänden vor, in dem der ehemalige Vizeweltmeister seine 50 besten Partien mit Weiß veröffentlicht. Zwei davon hatte das BT bereits als Vorabdruck in der Schachspalte veröffentlicht. Die Reihe wird ein Monument für die Ewigkeit sein. Neben den vorzüglich kommentierten Begegnungen gefällt vor allem auch die hervorragende Aufmachung, mit der der Verlag Edition Olms dem Ereignis gerecht wird.


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