Kurz noch ein Aufsatz vor der WMDie 16-jährige Elisabeth Pähtz ist die einzige gebürtige Westeuropäerin im Feldvon Hartmut Metz, November 2001 |
Elisabeth Pähtz bricht alle Rekorde bei den deutschen Schachspielerinnen. Mit 13 Jahren feierte die Erfurterin ihr Debüt in der Frauen-Nationalmannschaft, mit 14 wurde die Dresdner Bundesligaspitzenspielerin deutscher Meister und ist heute mit 16 bereits Großmeisterin. Als einzige gebürtige Westeuropäerin qualifizierte sich Elisabeth Pähtz für das 64-köpfige WM-Feld in Moskau. Diesmal rechnet sich die Weltranglisten-49. noch keine Chancen auf den WM-Titel aus, auch wenn das Ausnahmetalent Favoritinnen wie die georgische Ex-Weltmeisterin Maja Tschiburdanidse nicht fürchtet. "Die ist doch alt und langsam. Da spiele ich in den zwei Partien 1:1 und mache sie anschließend im Schnellschach ab", verkündet Elisabeth Pähtz keck.
Ihre kesse Lippe bekamen auch schon Harald Schmitt, der sie gleich zweimal einlud, und Johannes B. Kerner in ihren Shows zu spüren. Nüchterner betrachten Bundestrainer Uwe Bönsch und Vater Thomas Pähtz das WM-Debüt ihres Schützlings. "Die erste Runde gegen die U20-Europameisterin Iweta Radziewicz aus Polen kann Elisabeth überstehen", befinden beide unisono. Herren-Großmeister Thomas Pähtz stellte bei der Mannschafts-Europameisterschaft sogar fest, dass "Radziewicz Angst vor Eli hat. Sie redete seit der WM-Auslosung kein Wort mit ihr".
In der zweiten Runde, in der es um rund 15.000 Mark Preisgeld geht, träfe die Erfurterin auf die 26-jährige Chinesin Wang Lei. Die Weltranglistenfünfte ist wohl noch eine zu hohe Hürde. Den Sprung von Elisabeth Pähtz unter die Top Ten hält aber selbst Schach-Genie Garri Kasparow für beschlossene Sache. Die 16-Jährige knockte vor kurzem nicht nur die Box-Brüder Klitschko in einem Blindspiel ohne Ansicht des Brettes aus, sondern beeindruckte den Ex-Weltmeister im direkten Duell auf der Cebit in Hannover.
Trotz der Doppelbelastung, die staatlich geförderte chinesische Talente nicht auf sich nehmen müssen, geht Elisabeth Pähtz weiter zur Schule. Im Sportinternat will sie ihr Abitur machen. "Das ist vernünftiger. Es fehlt an Sponsoren", klagt Vater Pähtz. Obwohl die Großmeisterin wegen Turnierteilnahmen den Unterricht häufig nachholen muss, sind ihre Zensuren gut. Englisch mag Elisabeth Pähtz am liebsten. "Das ist ein Erholungsfach für mich. Da muss ich nicht aufpassen, weil ich es auf Reisen automatisch übe und das Niveau deshalb für mich zu niedrig ist", freut sich die WM-Qualifikantin. Ihr fotografisches Gedächtnis hilft der Schülerin beim Pauken von Schacheröffnungen wie in den anderen Fächern. In einer kurzen Pause verschlingt Elisabeth Pähtz zwei, drei DIN A4-Seiten und kann sie anschließend auswendig. Diese Fertigkeit half ihr allerdings wenig, als sie zwei Tage vor dem Abflug nach Moskau noch einen Deutsch-Aufsatz zu schreiben hatte.
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Paehtz,E (2392) - Macek,V (2237) [C11]
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Rogule,L (2221) - Paehtz,E (2392) [A40]
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Pokorna,R (2318) - Paehtz,E (2392) [B26]
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Paehtz,E (2392) - Socko,M (2375) [C01]
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Gara,T (2348) - Paehtz,E (2392) [A31]
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Paehtz,E (2392) - Lomineishvili,M (2373) [C11]
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Paehtz,E (2392) - Petrenko,S (2336) [B33]
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Prudnikova,S (2411) - Paehtz,E (2392) [A45]
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