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Doppelter Coup mit „Stümper"

GrenkeLeasing AG verpflichtet Robert Hübner

von Hartmut Metz, März 2001

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   Er selbst hält sich in steter Selbstkasteiung für einen Stümper, alle Schachspieler achten ihn jedoch wegen seines Tiefgangs und seiner Intelligenz. Der klügste Kopf im Schachzirkus hat mehr als jeder andere Großmeister das Prädikat „genial" verdient. Robert Hübner gilt wie sein Vater als einer der weltweit führenden Papyrologen und soll rund 20 Sprachen beherrschen. Perfekt, versteht sich - trotz aller „Stümperhaftigkeit".

   Die Baden-Badener GrenkeLeasing AG landete einen Coup und will sich die Künste des besten deutschen Schachspielers in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dienstbar machen. Wie kann ein Sprachforscher, der sich an der Universität in Köln mit altgriechischen Manuskripten der Antike beschäftigte, einem prosperierenden Unternehmen nützlich sein? „Robert Hübner wird unsere internationale Firmenpost übersetzen und kontrollieren", erklärt Wolfgang Grenke, Chef des Marktführers im so genannten Small-Ticket-Bereich (Leasingverträge bis zu 50 000 Mark). Angesichts der Akribie Hübners wird sich künftig kaum noch ein Fehler in die Schreiben der GrenkeLeasing AG einschleichen. Und der Expansion sind ebenso fast keine Grenzen gesetzt: Der mehrfache Qualifikant für den WM-Zyklus beherrscht selbst solch schwierige Sprachen wie Finnisch.

   Wolfgang Grenke verfolgt aber nicht nur konsequent seine Firmenstrategie. Auch seinen Verein, den SC Baden-Oos, will der Hobbyspieler an die Spitze führen. Bevorzugt stellt Grenke daher starke Schachspieler ein. Momentan steht das „Firmenteam" vor dem Sprung in die Zweite Bundesliga. Aber auch diese soll nur Durchgangsstation sein. Zu den Großmeistern wie Philipp Schlosser und Ludger Keitlinghaus werden sich folglich weitere gesellen. Dass Hübner vom Bundesliga-Spitzenteam Solingen an die Oos wechselt, sei „noch nicht sicher", erklärt Wolfgang Grenke. Der ehemalige Weltranglistendritte wäre jedoch der erste Topspieler auf der Gehaltsliste der Leasing-Firma, der nicht zum Ziel erste Liga beizutragen hat.

   Sein Debüt gibt Hübner auf jeden Fall heute und morgen bei der deutschen Betriebsschach-Meisterschaft. Im Baden-Badener Kurhaus soll der 52-Jährige zusammen mit Keitlinghaus, Günther Beikert, Michael Schwarz und Michael Kuraszkiewicz (ein weiterer Zugang vom Bundesligisten König Plauen) den Titel im zweiten Anlauf gewinnen. Bei der Meisterschafts-Premiere hatte SAP dem Favoriten ein Schnippchen geschlagen.

   Diesmal tragen die 57 Vierermannschaften sieben Runden aus, damit die Spitzenteams auf jeden Fall aufeinander prallen. Heute werden von 10 bis etwa 20.30 Uhr vier Schnellschach-Partien mit einer Stunde Bedenkzeit ausgetragen. In der entscheidenden Phase morgen (9 Uhr und 15 Uhr) sowie am Sonntag (9 Uhr) bestreiten die über 200 Schachdenker mehrstündige Turnierpartien.


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