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Anand im Aufwind

Erstmals Top Ten komplett versammelt

von Hartmut Metz

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   Die Frankfurt Chess Classic haben Schach-Geschichte geschrieben. Zum ersten Mal waren die ersten Zehn der Weltrangliste an einem Ort vereint. Doch damit nicht genug: Während andere Veranstalter kaum ein Simultan mit Weltmeister Garri Kasparow finanzieren können, ist das für den umtriebigen Organisator Hans-Walter Schmitt eher Beiwerk und privates Vergnügen. Bisher hatte er nämlich noch nie im Simultan gegen Kasparow gespielt - also wurde er dafür verpflichtet. Außerdem gab noch der Weltranglistenachte Wassili Iwantschuk erstmals in Deutschland ein Simultan. Zum Nebenprogramm gehörten während des glänzend besetzten Ordix Open faszinierende Duelle zwischen den weltbesten Menschen und dem Programm Fritz on Primergy, das 5:5 endete. Außerdem schlug der Computer im Shuffle Chess (dabei wird eine von 960 Grundstellungen der Figuren ausgelost) den deutschen Ranglistenersten Artur Jussupow mit 2:0.

   Im Mittelpunkt standen in Bad Soden jedoch das Frankfurt Chess Masters und insbesondere das Fujitsu Siemens Giants mit den Top 6. In diesem feierte Viswanathan Anand ein Comeback. Nach zwei Jahren mit für ihn eher schwachen Resultaten düpierte der zweifache Vizeweltmeister vor allem Garri Kasparow. Hatte der 37-Jährige im Vorjahr mit 1,5 Punkten Vorsprung die Schmach von 1998 getilgt, als Anand siegte, drehte der Inder wieder den Spieß um. Mit 7,5:2,5 Zählern lag Letzterer mit demselben Abstand vor Kasparow.

   Rang drei sicherte sich das Geburtstagskind, obwohl es Wladimir Kramnik (5:5) an seinem 25. Jubeltag versäumte, Anand die einzige Niederlage beizubringen. Platz vier ging an Alexej Schirow (4,5:5,5) vor Peter Leko und Alexander Morosewitsch (beide 3,5:6,5).

   Für Anand bedeutet der Gewinn der Schnellschach-WM den dritten Erfolg in Frankfurt nach 1997 und 1998. „Ich muss zugeben, dass ich eine Vorliebe für das Turnier hier habe", erklärte er und räumte ein, dass ihn die Entthronung durch Kasparow im Vorjahr „gewurmt hat wie kein zweiter Titelverlust!" Kein Wunder, freute sich der 30-Jährige bei der Siegerehrung: „Das war hier ein fantastischer Event. Die vielen Zuschauer sorgten für eine großartige Atmosphäre. Frankfurt besitzt einfach einen speziellen Touch." Nachstehend Anands schönster Partiegewinn.









Stellung nach:

Anand,V (2769) - Shirov,A (2751) [C11]
Fujitsu-Siemens Giants Frankfurt(9), 25.06.2000

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.e5 Sfd7 5.Sce2 c5 6.c3 Sc6 7.f4 Db6 8.Sf3 Le7 9.a3 0-0 10.h4 f6 11.Th3 Sa5? Die zeitraubende Umgruppierung des Springers nach c4 ist wohl der Grund des nun einsetzenden Übels. Weiß behält sein mächtiges Zentrum und droht alsbald einen Einschlag auf h7. 12.b4 cxb4 13.axb4 Sc4 14.Sg3 a5 15.Ld3 f5 Traurige Notwendigkeit. Ta7 erlaubt 16.Lxh7+! Kxh7 17.Sg5+ fxg5 18.hxg5+ Kg8 19.g6 und gegen 20.Th8+ nebst 21.Dh5+ ist nichts mehr zu erfinden. 16.Sg5 Td8 17.Dh5 Lxg5 18.Dxg5! 18.hxg5 Sf8 ist weniger aussichtsreich für Weiß. 18..Tf8 19.Sh5 Tf7 20.Tg3 g6 21.Lxc4 dxc4 22.b5! Aktiviert den schwarzfeldrigen Läufer. 22..Dxb5 23.La3 b6?! Zäher, wenn auch langfristig verloren ist Db6 24.Dh6 Lb7 25.Txg6+! hxg6 26.Dxg6+ Kh8 27.Dxf7 Tg8 28.Lf8! Nach dem letzten Keulenhieb wollte sich Schirow nicht auch noch Sxf8 29.Sf6 zeigen lassen.

1-0

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