Tarrasch kein "herzloser Dogmatiker"Zar Nikolaus II. verleiht ersten Großmeister-Titel nach großem Siegvon FM Hartmut Metz, 18. März 2012 |
Siegbert Tarrasch ist oft als Dogmatiker verschrien worden (dritter und letzter Teil zu seinem 150. Geburtstag am 5. März). Der "Lehrmeister der Deutschen" hat aber durch seine Bücher und Lehrsätze enorm viel erreicht. Garri Kasparow, einer der besten Spieler aller Zeiten, würdigt den Nürnberger Mediziner in der Buchreihe über seine großen Vorgänger als Weltmeister besonders: "Dr. Tarrasch, ein eiserner Verfechter von Steinitz' Theorien, wurde von nachfolgenden Generationen zu Unrecht als ,herzloser Dogmatiker' apostrophiert. Tatsächlich hat sein unermüdliches Eintreten für die positionellen Ideen von Steinitz einen wichtigen Beitrag zur Fortentwicklung des Schachspiels geleistet und das Niveau von durchschnittlichen Schachspielern gesteigert. Und was sein Spiel anbelangt, pflegte Dr. Tarrasch selbst sich nicht allzu streng an die Lehren zu halten, die er in seinen Büchern darlegte. Viele brillante Siege und eine insgesamt sehr stabile Leistung bei internationalen Turnieren ließen ihn zu einem echten Anwärter für den Titel des Weltmeisters werden."
Außer mit seinen zu Hunderttausenden verkauften Büchern ist Tarrasch auch als Theoretiker ein Platz in der Schach-Historie gewiss. Das Tarrasch-System im Französisch ist eine der nach ihm benannten Eröffnungen, die Tarrasch-Verteidigung die andere. Diese wandte er erfolgreich gegen einen Antagonisten an: Aron Nimzowitsch, Vertreter der Hypermodernen Schule, unterlag dem Lehrmeister der klassischen Richtung 1914 in Bausch und Bogen. Die Endrunde in St. Petersburg hat besondere Bedeutung in der Geschichte, weil Zar Nikolaus II. den fünf Qualifizierten - neben Tarrasch noch Weltmeister Emanuel Lasker, José Raul Capablanca, Alexander Aljechin und Frank Marshall - die ersten Großmeister-Titel verlieh.
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Nimzowitsch,A - Tarrasch,S [D05]
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