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Nur zwei Finger am Europapokal

Meister OSG Baden-Baden scheitert in der Schlussrunde

von FM Hartmut Metz, 14. Oktober 2011

 

Die Schachspieler der OSG Baden-Baden sind beim erneuten Anlauf auf den Europapokal gescheitert. Diesmal hatte der deutsche Serienmeister aber im slowenischen Rogaska Slatina zwei Finger schon am Cup. Die ersten fünf Runden spielten die Großmeister der Kurstädter mit den Kontrahenten Katz und Maus. Das 3:3 durch sechs Remis war gegen St. Petersburg CF dann aber schon fast zu wenig. Die Russen lagen vor dem Schlussdurchgang einen Brettpunkt vor Baden-Baden: viel Holz, angesichts des starken letzten Gegners. Das Sextett von Sven Noppes versuchte aber alles, obwohl es gegen den nominellen Favoriten Socar ging.

Gegen das Team aus Aserbaidschan gab es kein einziges Unentschieden - den Baden-Badenern gelangen aber auch nur zwei Siege durch Etienne Bacrot und Peter Heine Nielsen. Dank des 4:2 rückte Socar mit 12:2 Punkten hinter St. Petersburg (13:1) auf Platz zwei vor. Überraschend Dritter wurde Novy Bor (Tschechien) vor Economist Saratow (Russland) und SHSM-64 Moskau (alle 11:3). Wegen der schlechteren Brettpunkte fiel der deutsche Champion auf Platz sechs unter 62 Vereinen zurück. Mini-Trost für Noppes: Mit dem russischen Einzelmeister Peter Swidler und Sergej Mowsesjan gewannen zwei seiner Bundesliga-Stammkräfte doch den Europapokal - im Schach dürfen die Profis für mehrere Vereine antreten. Swidler saß diesmal bei St. Petersburg am Spitzenbrett, Mowsesjan am übernächsten Tisch.

Der Armenier erzielte am dritten Brett das drittbeste Ergebnis. Bacrot war sogar noch etwas erfolgreicher. Nielsen schnitt ebenfalls am zweitbesten auf Position fünf ab. Brettnachbar Arkadij Naiditsch war vor ihm mit Bronze der dritte Baden-Badener auf einem Medaillenplatz.

Herausragend agierte Socars Topmann Teimour Radjabow, der in fünf Partien nur ein Remis abgab und auch Baden-Badens Weltklasse-Engländer Michael Adams ausknockte. Seine Performance betrug 3 019 Elo. Zum Vergleich: Diese liegt fast 25 Prozent über der aktuellen Elo-Zahl des Weltranglistenersten Magnus Carlsen (2 823). Im krassen Gegensatz dazu stand die Leistung von Baadur Jobawa. Der Georgier absolvierte ein unterirdisches Turnier. Seine Leistung lag rund 350 Elo unter seiner sonstigen Weltranglistenzahl von 2 712. WM-Finalist Boris Gelfand, der für SMSH-64 Moskau antrat, hatte es entsprechend leicht im Duell gegen den ukrainischen Meister A Dan Dzo&PGMB. Hier die spektakulärste Partie des Europapokals.











Gelfand,B (2746) - Jobawa,B (2712) [A61]
27. Europapokal Rogaska Slatina, 27.09.2011

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 c5 4.d5 exd5 5.cxd5 g6 6.Sc3 Lg7?! Den Zug geißelte Jobawa nach der Partie. Seiner Ansicht nach musste er [ 6...d6 ziehen, um dem folgenden Abspiel aus dem Weg zu gehen.] 7.Lf4 d6 8.Da4+! Ld7 9.Db3 b5?! [ 9...Lc8 stellt zwar einen Tempoverlust dar, aber Schwarz erhält zumindest Kompensation, sollte sich Weiß auf den schwachen d6-Bauern stürzen: 10.Sb5? ( 10.Db5+! ist weit stärker. 10...Kf8 11.e4+/= ) 10...0-0 11.Lxd6 ( 11.Sxd6? taugt nichts wegen 11...Sh5! 12.g3 Sxf4 13.Sxc8 Da5+ 14.Sd2 Txc8 15.gxf4 c4 16.Dc2 Sa6-+ und der Nachziehende ist am Drücker.) 11...Te8 12.Lxc5 Sxd5 13.e3 ( 13.Td1 Da5+ 14.Td2 Sa6 15.e3 Sxc5 16.Dxd5 Lf8 17.Sg5 Le6 18.Sxe6 fxe6 19.Dc4 a6 ) 13...Le6 mit Ausgleich.] 10.Lxd6 [ 10.Sxb5! hinterlässt ebenfalls einen guten Eindruck. 10...Da5+ 11.Sc3 Se4 12.Sd2! Sxd2 ( 12...Sxc3 13.bxc3 ( 13.Sc4? Db4 ) 13...Lxc3 14.Tc1 Lb4 15.Db2 f6 16.Dxf6+- ) 13.Lxd2+/= ] 10...Db6 11.Le5 0-0 12.e3 c4 [ 12...b4 kannte Gelfand schon aus seiner Partie 2010 in Linares gegen den Aseri Wugar Gaschimow. 13.Sb1 a5 14.a4 Lg4 ( 14...Lf5!? 15.Sbd2 Sbd7 16.Sc4 Dd8 war in Khismatullin - Wenewtsew, Olginka 2011, auch etwas besser für Weiß.) 15.Sbd2 Sbd7 16.Lb5 Tfd8 17.Lg3 Lxf3 18.gxf3+/- ] 13.Dd1 Sa6?! [ 13...b4 fordert Weiß mehr heraus. 14.Sb1 Tc8 15.Sbd2 Lb5 16.Tc1 c3 17.bxc3 Lxf1 18.Sxf1 bxc3 19.Lxc3 Sa6 20.S1d2 Sb4 21.Lxb4 Dxb4 22.0-0 Txc1 23.Dxc1 Sxd5 24.Dc6 Td8 mit allerdings auch besserem weißen Spiel.] 14.a4! Sb4 [ 14...b4?! fordert Weiß mehr heraus. 15.Sb5+/- bescherte in Jakowitsch - Handke, Stockholm 2000, dem Anziehenden ein fast vorentscheidendes Plus. 15...Lxb5 16.axb5 Dxb5 verbietet sich wegen 17.Dd4 Sc5 18.Lxc4 ( 18.Lxf6 reicht wohl auch: 18...Sb3 19.Dxc4 Dxc4 20.Lxc4 Sxa1 21.Lxg7 Tfc8 22.Se5! Kxg7 23.Kd2 Txc4 24.Sxc4 Sb3+ 25.Kc2 Sc5 26.Sa5 mit Mehrbauer.) 18...Db6 19.0-0 Scd7 20.Ta6 Dxd4 21.Lxd4+- ] 15.axb5 Lf5 16.Lxc4 Tfc8N Das ist der erste neue Zug. [ Gespielt wurde schon 16...Sc2+ 17.Ke2 Sxa1 ( 17...Sg4 18.Lxg7 Sgxe3?! 19.fxe3 Dxe3+ 20.Kf1 Kxg7 21.Tc1+- führte in der polnischen Fernschachpartie Wiacek - Daciuk 1992 zu einer weißen Gewinnstellung. ) 18.Dxa1+/- Auch in dieser Stellung sind die drei Bauern samt aktiven Figuren eine mehr als ausreichende Kompensation für die Qualität weniger.] 17.b3 Sg4 [ 17...Sc2+ 18.Ke2 Sxa1 19.Dxa1+- stört Weiß wiederum wenig.] 18.Lxg7 Sc2+ 19.Dxc2! Ein spektakuläres Damenopfer. [ 19.Ke2 sieht zwar gefährlich aus nach 19...Sxf2 ( 19...Kxg7? 20.Ta6+- ) , doch 20.Kxf2 Dxe3+ 21.Kg3 Kxg7 22.Dd2 Dxd2 23.Sxd2 Sxa1 24.Txa1 erweist sich ebenso als hoffnungslos.] 19...Lxc2 20.Ld4 Dd8 21.0-0 De7 [ 21...Sf6 22.Se5 nebst Sc6 beschert Schwarz trotz der Dame für zwei Figuren und drei Bauern wenig Freude an der Stellung!] 22.Tfc1 Lf5 23.e4 Ld7 [ 23...Lxe4? 24.Te1 f5 ( 24...Sf6 25.Sg5 ) 25.d6+ Txc4 26.dxe7 ] 24.h3 Sf6 25.d6 Dd8 26.e5+- Sh5 27.Sd5 Kf8 28.Le3 Sg7 Den Zug als Fehler zu brandmarken, ist angesichts der schauderhaften Stellung schon zu viel des Guten. Jobawa kann sich eh nicht mehr rühren. 29.Lg5 [ 29.Lg5 Schwarz gab auf wegen 29...De8 30.Le7+ Kg8 31.Sf6+ mit Damenverlust.] 1-0



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