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Der "Tiger von Madras" mag ruhige Stellungen

Anand gleicht in unspektakulärer Manier bei Schach-WM in Sofia zum 1:1 aus

von FM Hartmut Metz, 26. April 2010

 

Nach der zweiten Partie der Schach-WM in Sofia haben Viswanathan Anand und Wesselin Topalow die Rollen getauscht: Plötzlich war der zuvor so einsilbige Weltmeister aus Indien gesprächig, dafür zeigte sich sein bulgarischer Herausforderer kurz angebunden. Wie bei allen Schachspielern heben Siege die Laune - und die war bei Anands umgehendem Ausgleich nach der herben Auftaktschlappe am Samstag prächtig. In allen Facetten kommentierte der 40-Jährige seine Meisterleistung mit den weißen Steinen.

Der Sieg in 43 Zügen verlief weit weniger spektakulär als das erste Duell, in dem Topalow wie eine Dampfwalze über den schwarzen König hinweggerollt war. Diesmal verlief die Partie ganz im Sinne des "Tigers von Madras": Die ruhige Katalanisch-Stellung ohne Möglichkeiten zu einem Königsangriff lag dem Weltranglistenvierten weit mehr als dem -zweiten. "Schwarz stand ganz okay", bestätigte Anand. Doch Topalow versuchte wie immer die Initiative an sich zu reißen und schwächte seine Position unmerklich. "An irgendeiner Stelle fing ich in der komplizierten Stellung an, Fehler zu begehen. Dann stand Weiß natürlich irgendwann einfach deutlich besser", analysierte Topalow den Ausgleich zum 1:1.

In der dritten von maximal zwölf Partien am Dienstag (14 Uhr) hat der 35-Jährige mit Weiß wieder "Aufschlag". Nicht nur der vor seinem Rücktritt über zwei Jahrzehnte dominierende Garri Kasparow ist gespannt, ob der Weltmeister in dem mit zwei Millionen Euro dotierten Match wieder zur Grünfeld-Indischen-Verteidigung greift. "Anand ist verrückt, das in der ersten Partie zu spielen", befand der Ex-Weltmeister, der in seinem letzten WM-Kampf 2000 damit auch seinem russischen Landsmann Wladimir Kramnik unterlegen war. "Grünfeld-Indisch ist nicht nur gefährlich, sondern Schwarz erhält keinerlei Kompensation für all die Risiken", urteilte der größte Eröffnungsexperte aller Zeiten. Sollte sich Anand aber heute doch wieder darauf einlassen, hat sein Sekundantenteam eine wasserdichte Verbesserung der Variante gefunden.

http://www.anand-topalov.com/


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