Campomanes als Präsident umstrittenTod des Filipinos und der erneut verkündete Ufo-Trip von Kirsan Iljumschinow überschatten Schach-WMvon FM Hartmut Metz, 16. Mai 2010 |
Die Weltmeisterschaft zwischen Viswanathan Anand und Wesselin Topalow hat sich nicht ganz der unsäglichen Schach-Politik entziehen können. Ungeachtet der spannenden Partien verstand es Kirsan Iljumschinow, Präsident des Weltverbandes FIDE, wieder einmal, mit kruden Äußerungen die WM kurzzeitig in den Schatten zu stellen. Nachdem Ex-Weltmeister Anatoli Karpow im ersten russischen TV-Kanal für die Abwahl Iljumschinows und seine Inthronisation warb, wollte der Präsident der Teilrepublik Kalmückien auch bei Moderator Wladimir Posner auftreten. Der Millionär hatte dann dort nichts Besseres zu tun, als seine olle Kamelle aufzuwärmen, er habe 1997 in Moskau auf seinem Balkon Kontakt zu Außerirdischen gehabt. Die waren angeblich in Gelb gewandet, hätten Gedanken mit ihm ausgetauscht und ihn zum Abschluss mit ihrem Ufo umhergeflogen, berichtete die britische "Sun" genüsslich aus der TV-Sendung.
Der Parlamentarier Andrej Lebedew forderte daraufhin den russischen Präsidenten Dmitri Medwedew auf, "angenommen, dass es kein schlechter Witz ist", doch Verhaltensmaßregeln für künftige Treffen mit Außerirdischen festzulegen - nicht, dass die durch Politiker an russische Geheiminformationen kämen ... Am Tag als Karpow im Militärklub in Sofia den ersten Zug der siebten WM-Partie ausführte, wurde auch der Tod von Florencio Campomanes bekannt. Dem an Bauchspeicheldrüsen-Krebs gestorbenen 83-jährigen FIDE-Ehrenpräsidenten wurde mit einer Schweigeminute gedacht.
Als der Filipino 1982 Präsident wurde, hielten Korruption und Günstlingswirtschaft Einzug bei der FIDE. Immerhin gelang es "Campo", rund 50 neue Förderationen zu gewinnen. Durch die Neuaufnahmen wuchs man zu einem der größten Sportverbände der Welt. Heutzutage gibt es bei mehr als 200 Mitgliedern nur noch wenige weiße Flecken in Südamerika und Asien sowie ein paar Länder in Afrika, die nicht der globalen Schachgemeinschaft angehören. Zu den unrühmlichen Höhepunkten der Campomanes-Ära, die bis 1995 währte, zählt außer der Absplitterung der Profis um Garri Kasparow 1993 auch der Abbruch des Mammut-WM-Kampfs 1984/1985. Nach 48 Partien wurde Kasparows WM-Kampf beim Stand von 5:3 für Karpow beendet.
Letzterer verzichtete in Bulgarien aber angesichts seiner Kandidatur auf Kritik. Der 58-Jährige pries lieber die Bemühungen des Filipinos "von 1972 bis 1978 ein Match zwischen mir und Bobby Fischer zu ermöglichen. Das hätte den bis heute gültigen Rekordpreisfonds von fünf Millionen Dollar aufgewiesen". Anschließend richtete Campomanes 1978 in Baguio das WM-Duell zwischen Karpow und Viktor Kortschnoi aus.
In seinem Heimatland sorgte "Campo" auch für einen Schach-Boom. Selbst brachte er es zum zweithöchsten Titel, dem eines Internationalen Meisters. Der zweifache philippinische Landesmeister (1956 und 1960) nahm an fünf Schach-Olympiaden teil und kreuzte in seinem Nationalteam die Klinge mit Assen wie Ex-Weltmeister Michail Tal oder Miguel Najdorf. Bei der Schach-Olympiade 1958 in München gelang Campomanes in der achten Runde im C-Finale ein hübscher Kurzsieg gegen den Puerto-Ricaner Francisco Emilio Benitez.
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Campomanes,F - Benitez,F [A24]
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