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Kongress krönt Iffezheimer Traumjahr

Schachclub feiert 25-jähriges Vereinsjubiläum mit vier Mannschaftstiteln

von FM Hartmut Metz, 5. September 2009

 

Der Schachclub Iffezheim schwimmt im Jubiläumsjahr auf der Welle des Erfolgs: Der 1984 von Hermann Merkel gegründete Verein feierte heuer vier Meisterschaften. Die Herren stiegen in die Verbandsliga auf, die Reserve in die Bezirksklasse und Iffezheim IV in die Kreisklasse II. Zudem gewann die U14-Jugend den Titel im Bezirk Mittelbaden. Dazu gesellte sich der U14-Einzeltitel von Johanna Clancy und der Finaleinzug von Bernhard Ast im Pokal.

Der umtriebige Bezirksturnierleiter sorgte auch dafür, dass sein Klub ab nächsten Freitag (19 Uhr) bis Sonntag den Mittelbadischen Schachkongress ausrichtet. Für das fünfrundige Turnier in zwei Leistungsgruppen meldeten sich bereits knapp 60 Spieler an. Damit erlebt der zuletzt oft dürftig besetzte Kongress ein Zwischenhoch und krönt das Jubiläumsjahr der Iffezheimer. Für eine Neuerung sorgt das Organisationsteam um Ast ebenfalls: Die Ergebnisse im A-Open werden beim Schach-Weltverband FIDE zur Auswertung für die Elo-Weltrangliste eingereicht.

Den Aufstieg in die Verbandsliga verdankt der SCI vor allem den "großen Drei", Markus Merkel, Ramadan Raka und Jörg Eiler, die seit mehr als einem Jahrzehnt an allen Erfolgen der ersten Mannschaft beteiligt sind. Jetzt schaffte es mit Colin Kramer erstmals eine Nachwuchskraft, bei der Vereinsmeisterschaft in die Phalanx der Etablierten einzubrechen und Platz eins zu belegen. In der nächsten Saison darf sich der 21-Jährige daher an Brett vier in der Verbandsliga versuchen.

Nachstehend findet sich eine Partie seines starken Vaters Gerald Kramer. Der heute 50-Jährige spielte 2004 beim A-Open in Haßloch gegen Markus Biegler (Illingen) eine der spektakulärsten Partien der SCI-Vereinsgeschichte.











Kramer,G (1838) - Biegler,M (2131) [A80]
Open Hassloch A, 29.05.2004

1.d4 e6 2.Sf3 f5 3.g3 b6 4.Lg2 [ 4.d5 Lb7 5.dxe6 dxe6 6.Dxd8+ Kxd8 7.Lg2 Ld6 8.0-0 Sd7 9.b3 Sgf6 10.Lb2 Ke7 11.Sbd2 Ld5 12.Tfe1 Tae8 13.Sd4 c5 14.Sc6+ Lxc6 15.Lxc6 Tc8 16.Lxd7 Kxd7 17.e4 Le7 18.Tad1 The8 und Weiß stand überlegen im Duell des damaligen Weltklassespielers Florin Gheorghiu (2605) in London 1980 gegen den jungen Emporkömmling Nigel Short (2360). Weiß gewann auch später.] 4...Lb7 5.b3 [ 5.0-0 und andere Züge sind natürlicher als das beabsichtigte Doppelfianchetto.] 5...Sf6 6.c4 Lb4+ 7.Ld2 Le7 8.0-0 0-0 9.Sc3 De8 10.Se5 [ 10.Lf4 verzichtet auf die Vereinfachung, die eher Schwarz entgegenkommt. Der weiße König wird so einer wichtigen Schutzfigur beraubt.] 10...Lxg2= 11.Kxg2 d6 12.Sd3 Sc6 [ 12...c5 erhöht die Spannung im Zentrum. 13.d5 exd5 14.cxd5 Sa6 15.Sf4 Sc7 16.Dc2 Dd7 17.f3 b5 18.Dd3 b4 19.Sa4 führt zu gleichem Spiel.] 13.e3 Se4 14.f4 Lf6 15.Sxe4 fxe4 16.Sf2 d5 17.Sg4 Df7?! [ 17...Le7 ist besser, um den Springer auf c6 gedeckt zu halten. Nach Df7 hat es Kramer leichter, Druckspiel auf der c-Linie aufzubauen.] 18.Sxf6+?! [ 18.Tc1 sollte geschehen. 18...Se7 ( 18...Dd7 19.Dc2 Se7 20.cxd5 exd5 21.Sxf6+ Txf6 22.Dxc7 De6 23.Db7 und Weiß ist am Drücker.) 19.cxd5 Sxd5 20.Tc4 Dg6 21.Sf2 Ld8 22.Dc2 Sf6 23.Tc6 Te8 hält den schwarzen Laden mühsam und mit gekünstelten Zügen gerade noch zusammen. 24.Dc4 Sd5+/= ] 18...gxf6?! [ 18...Dxf6 19.Tc1 Se7! nimmt dem weißen Spiel auf der c-Linie den Wind aus den Segeln. Auf 20.cxd5 folgt 20...Sxd5 und der Springer auf d5 erweist sich als mächtig.] 19.cxd5 exd5 20.Tc1 Sd8 21.Lb4 Te8 22.Dg4+ [ 22.f5! überzeugt, um dem Springer das schöne Feld e6 zu nehmen.] 22...Kh8 23.Df5 [ 23.f5 kann noch immer geschehen.] 23...c6 24.Tf2 De6 [ >=24...a5!? 25.Ld6 a4 gibt Biegler wenigstens etwas Gegenspiel auf der a-Linie. 26.g4+/= ] 25.Dxe6+/= Txe6 26.f5 Te8 27.Tfc2 Kg8?! Eine weitere Sorglosigkeit. [ 27...a5! 28.Ld6 Ta7+/= pariert alle Drohungen. Kramer hat es danach schwer, den Druck weiter zu erhöhen.] 28.g4?! [ 28.Ld6! Tc8 29.b4 a6 30.a4 b5 31.Ta1 Sf7 32.Lf4 Sd8 33.axb5 axb5 34.Ta6+/- legt die schwarzen Steine fest. Danach kann Weiß mit g4, h4, g5 eine weitere Kampffront eröffnen.] 28...Kf7 29.Kg3 a5 30.Ld6 Ta7 31.h4 Tg8 32.Kf4 [ 32.Lf4 wirkt natürlicher. Doch Kramer hatte wohl schon die Krönung seines Spiels im 34. Zug im Sinn.] 32...h6 33.Tg1 Ke8 34.Le5!! Ein schöner Zug, auch wenn Schwarz nicht gezwungen ist, das potenzielle Danaergeschenk anzunehmen. "Traut nicht dem Pferde, Trojaner! Was immer es ist, ich fürchte die Danaer, selbst wenn sie Geschenke bringen", heißt es bei Vergil in der griechischen Mythologie - auch wenn es sich hier um einen Läufer statt um ein "Pferd" handelt, sollte Schwarz auf der Hut sein. 34...fxe5+=/+ [ 34...Ke7 agiert nur scheinbar vorsichtiger - die Figur muss der Nachziehende ohnehin verspeisen. 35.g5! hxg5+ 36.hxg5 fxe5+ 37.dxe5 c5 38.Th1 Se6+ 39.fxe6 Tf8+ 40.Kg4 Kxe6 41.Th6+ Kxe5 42.Txb6 Tf3 43.Txc5 Txe3 44.Tf6 Kd4 45.Tb5 Td3 46.Td6 Ke5 47.Tf6 e3 48.Tf5+ Ke4 49.Tf4+ Ke5 50.Tf5+ wickelt ins Remis ab.] 35.dxe5 Tf7 36.f6 Kd7 37.Kf5 Se6?? Übersieht eine "Kleinigkeit"! [ 37...Tff8 lockt einen zu ambitionierten Gegner auf vermintes Terrain. 38.g5 hxg5 39.hxg5 Se6 40.Th2 ( 40.g6 Sg7+ 41.Kg5 Se6+ 42.Kf5 Sg7+ 43.Kg4 Se6 führt nur zur Punkteteilung.) 40...Sg7+ 41.Kg4 Ke6 42.fxg7 ( 42.Th7!? birgt Tücken. Danach muss stets Weiß nach Fortsetzungen suchen, die mit knapper Not einen halben Punkt retten: 42...Sf5 ( 42...Se8 43.Te7# ) 43.Kf4 Th8 44.Tgh1 Txh7 45.Txh7 d4! 46.exd4? ( 46.g6! dxe3 47.Tc7 e2 48.Txc6+ Kd7 49.Tc1 Tc8 50.Te1 Sh4 51.g7 Sg2+ 52.Kf5 Sxe1 53.f7 Sd3 54.f8D Txf8+ 55.gxf8D e1D 56.Dd6+ Kc8 57.Dc6+ mit Dauerschach.) 46...e3 47.Th1 ( 47.Tc7 c5! 48.Tc6+ Kd5 49.Kxf5 Kxc6 50.g6 e2 51.g7 Td8 52.f7 e1D 53.g8D Df1+ 54.Ke6 Dh3+ 55.Kf6 Df3+ 56.Ke7 Td7+ 57.Ke6 Dh3+ 58.Kf6 Dh6+ 59.Dg6 mit Ausgleich.) 47...Td8 48.g6 e2 49.g7 Sxd4 50.Te1 Kf7 51.Ke4 c5 und Schwarz hat alles unter Kontrolle.) 42...Txg7 43.Th6+ Kxe5 44.Txc6 Tf3 45.Txb6 Txe3 bereitet dem Nachziehenden kein Kopfzerbrechen. In dieser Stellung muss eher Weiß ums Remis kämpfen gegen die zwei verbundenen Freibauern im Zentrum.] 38.Txc6!!+- Ein unerwarteter wie siegverheißender Einschlag. 38...Sg7+ [ 38...Kxc6 39.Kxe6 Th7 40.Tc1+ Kb7 41.Kf5! und die verbundenen Freibauern sind nicht mehr zu stoppen.] 39.Kg6 Der Monarch demonstriert auf prächtige Weise, dass er im Endspiel eine mächtige Figur sein kann. 39...Te7?? Schwarz bricht zusammen. Dabei hätte Kramer noch einige starke Züge finden müssen, um den vollen Zähler einzufahren. [ 39...Se6+! 40.Kxf7 Tf8+ 41.Kg6 Kxc6 42.Tc1+ Kd7 43.Td1 Kc6 44.Kxh6 Th8+ 45.Kg6 d4! ( 45...Txh4 46.Kf5 Sf8 47.e6 verliert rasch.) 46.h5! ( 46.Kf5 Kd5 47.h5 d3 48.Tg1 Sd8 49.Tf1 Sf7 50.g5 b5 ( 50...Txh5 51.Kg6 Txg5+ 52.Kxf7 Txe5 53.Kg6+- ) 51.Th1 Te8 52.e6 Sd6+ 53.Kf4 Kxe6 ) 46...dxe3 47.h6 e2 48.Te1 Kd5 49.f7 Kxe5 50.Txe2 Sf4+ 51.Kg7 Tc8 52.h7! Se6+ ( 52...Sxe2 53.f8D Txf8 54.Kxf8 Sf4 55.h8D+ Die Umwandlung erfolgt mit Schach, weshalb die Springergabel auf g6 nicht fruchtet.) 53.Kh6 Sf4 54.Tc2! Td8 55.Tc6! e3 56.Kg7 Se6+ 57.Txe6+ Kxe6 58.f8D Txf8 59.Kxf8 e2 60.h8D e1D 61.Dg8+ Kd7 62.Dd5+ Kc7 63.g5 Db1 64.Df7+ Kb8 65.g6 und das Damen-Endspiel ist leicht gewonnen.] 40.Td6+ Ke8 41.fxe7 Kxe7 42.Kh7 Krönt die "Laufarbeit" Ihrer Majestät! 1-0



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