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Mamedjarow glänzt mit neuem Open-Rekord

Großmeister aus Mainzer Partnerstadt Baku holt 10:1 Punkte

von FM Hartmut Metz, 22. August 2009

 

"Für Mainz ist es ein gutes Turnier, wenn ein Spieler aus der Partnerstadt Baku gewinnt", frohlockte Jens Beutel. Den Oberbürgermeister und früheren Oberliga-Schachspieler machte Schachrijar Mamedjarow während der Chess Classic Mainz glücklich. Der Aseri brillierte im Ordix Open, das alljährlich das weltbeste offene Schnellschach-Turnier ist. Diesmal nahmen 694 Spieler aus 30 Nationen die elf Runden in Angriff. 172 Titelträger bildeten ein erlesenes Feld. Die 20 stärksten Spieler kamen auf durchschnittlich 2700 Elo-Weltranglistenpunkte, die der absoluten Spitze entsprechen.

"Bei solch einer Gegnerschaft muss man sehr stark spielen, um vorne zu landen", unterstrich Mamedjarow. Das tat der ehemalige Weltranglistenfünfte aus der Bakuer Schachfamilie, in der es auch seine Schwestern Turkan und Seinab zu großmeisterlichen Ehren brachten. Der 24-Jährige holte sensationelle 10:1 Punkte, die eine Performance von 3001 Elo bedeuteten. Zum Vergleich: Der Weltranglistenerste Wesselin Topalow kommt derzeit "nur" auf 2813 Elo, was einer Leistungsdifferenz von mehr als 20 Prozent entspricht!

Bei der neuen Bestmarke in Mainz gönnte der Aseri erst in der letzten Runde einem zweiten Gegner, Wladimir Akopjan von Mannschafts-Weltmeister Armenien, ein Unentschieden. "Als ich keine Chance mehr sah, an Mamedjarow vorbeizuziehen, bot ich ein Remis an. Wenn ich noch schlechter stehe, hätte er es abgelehnt", überreizte Akopjan lieber nicht und beschied sich mit Platz drei. Mamedjarow war klug genug, das Friedensangebot zu akzeptieren. Damit rettete er einen komfortablen Vorsprung über die Ziellinie. Zudem sicherte sich der Bakuer die Kombinationswertung aus Ordix und Chess960Open: Mit insgesamt 18,5:3,5 Punkten in beiden Turnieren strich Mamedjarow mehr als 5000 Euro Preisgeld ein.

"Ich habe in Mainz kein Glück", klagte derweil Arkadij Naiditsch, der im Vorjahr in letzter Sekunde einen scheinbar sicheren Open-Sieg noch "verdummbeutelt" hatte. Letztlich war der ehrgeizige Baden-Badener Bundesligaspieler aber mit Platz zwei in dem "Klasseturnier zufrieden". Akopjan und der Aseri Wugar Gaschimow (alle 9,5:1,5) folgten im Ordix Open. Die Güte des Feldes bestätigte Gata Kamsky unfreiwillig. Der zuletzt auf dem Weg ins WM-Finale von Topalow gestoppte Amerikaner belegte mit sieben Punkten nur Rang 89!

Der Armenier Gabriel Sargissjan hatte als einziger im Ordix Open Mamedjarow auf der Pfanne - doch der Turniersieger überstand glücklich das kaukasische Duell. Sargissjan musste sich so mit 8,5:2,5 Punkten und Platz neun bescheiden. Immerhin gelang ihm in der siebten Runde das schönste Matt gegen die deutsche Nummer drei, Georg Meier (Werder Bremen).











Sargissjan,G (2683) - Meier,G (2658)
Ordix Open Chess Classic Mainz 2009

1.d4 e6 2.c4 Sf6 3.Sf3 d5 4.Sc3 Le7 5.Lf4 0-0 6.a3 c5 7.dxc5 Lxc5 8.e3 Sc6 9.Dc2 Da5 10.0-0-0 Le7 11.h4 a6 12.Le2 dxc4 13.Sg5 h6 14.g4! Ein interessanter Zug. Weiß greift rücksichtslos am Königsflügel an. 14...Td8? [ 14...hxg5 verbietet sich wegen 15.hxg5 und der Springer darf wegen des Matts auf h7 nicht wegziehen.; 14...Lxa3! 15.bxa3 Dxa3+ 16.Kb1 Db4+ 17.Kc1 Da3+ mit Dauerschach kommt in Betracht.] 15.Sxf7! Das Opfer hat die armenische Nationalmannschaft bestimmt mit dem Computer ausanalysiert. Programme erkennen den kleinen weißen Vorteil danach. 15...Kxf7 16.g5 Txd1+ 17.Txd1 Df5 Das vom Elektronenhirn bevorzugte [ 17...Lb4 18.axb4 Sxb4 19.g6+ Ke8 ( 19...Kf8 20.Ld6+ Ke8 21.Lxb4 Dxb4 22.Se4 Sxe4 23.Dxe4 Ld7 24.Df3 De7 25.Dxb7 Td8 26.Td4 beschert Sargissjan Oberwasser.) 20.Da4+ Dxa4 21.Sxa4 Sbd5 22.Le5 Ke7 23.Lxc4 Ld7 ( 23...b5? birgt Gefahren. Ein Beispiel: 24.Lxd5 Sxd5 25.Txd5! exd5 26.Sb6 Ke6 27.f4 Lb7 28.Sxa8 Lxa8 29.Lxg7 Kf5? 30.h5 Kg4 31.Ld4 und Weiß gewinnt.) 24.Sc3 Tc8 25.Lb3 führt zu bequemerem weißen Spiel.] 18.Dxf5 exf5 19.Lxc4+ Kg6? [ 19...Le6 ist trotz 20.g6+! besser: 20...Kxg6 21.Lxe6 Sh5 22.Tg1+ Kf6 23.Sd5+ Kxe6 24.Sc7+ Kf7 25.Sxa8 Lxh4 26.Lg3 Sxg3 27.fxg3 Lg5 28.Te1 Se5 29.Kc2 Sg4 30.e4 gewährt Weiß weniger Gewinnchancen als die Partiefortsetzung.] 20.gxf6 Lxf6 21.h5+! Kxh5?! Erlaubt ein schönes Finale. [ 21...Kh7 verliert nach 22.Sa4 b5 23.Sb6 Ta7 24.Sxc8 Ta8 25.Le6 ] 22.Lf7+ Kg4 23.Tg1+ Kf3 24.Ld5+ Kxf2 25.Tg2+ Kf1 26.Sb1! [ 26.Sb1 Ein ungewöhnliches Schlussbild: Der schwarze König wird auf der letzten gegnerischen Reihe matt gesetzt: 26...Lh4 27.Sd2+ Ke1 28.Lf3 Lf2 29.Lg3! Lxg3 30.Te2# ] 1-0



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