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Legenden gratulieren an 200 Brettern

Der älteste Schachklub der Welt feiert Jubiläum: 200 Jahre SG Zürich

von FM Hartmut Metz, 2. August 2009

 

Die Schachgesellschaft Zürich ist nicht irgendein Verein. Das hängt weniger mit den 22 nationalen Titeln zusammen, die der schweizerische Rekordmeister anhäufte. Vor allem gilt die SG Zürich als ein ganz besonderer Schachklub, weil er der älteste der Welt ist! 1809 gründeten die Herren Johann Escher, Sigmund Spöndli, der erste Präsident Heinrich Maurer, Leonhard Ziegler, Carl und Heinrich Schultheiss zwar zunächst nur den fünften Schachverein auf dem Globus - doch im Gegensatz zu jenen 1774 und 1807 in London, 1783 in Paris sowie 1803 in Berlin besteht die Schachgesellschaft in Zürich auch noch 200 Jahre später.

Dieses außerordentliche Jubiläum wissen die Denksportler in der Banken-Metropole würdig zu feiern mit den vier großen K: Viktor Kortschnoi, Garri Kasparow, Anatoli Karpow und dem frischgebackenen neunfachen Dortmund-Sieger Wladimir Kramnik. Das garnieren Weltmeister Viswanathan Anand und drei seiner Vorgänger: Wesselin Topalow, Ruslan Ponomarjow und Boris Spasski. Von den lebenden Legenden fehlt nur der 88-jährige Wassili Smyslow.

Sportlich mag der Stellenwert nicht ganz so hoch sein wie beim Turnier 1934, als Alexander Aljechin beim 125-jährigen Jubiläum der SG Zürich siegte. Oder wie 1959, als der 16-jährige Fischer seinen kometenhaften internationalen Aufstieg begann und in Zürich Platz drei hinter Michail Tal und Svetozar Gligoric, aber vor Paul Keres, Bent Larsen und Wolfgang Unzicker belegte. Doch wie das "Who is who" des Schachs liest es sich allemal, wenn die vier K, Anand, Topalow, Ponomarjow und nicht zu vergessen Spasski zum Simultan schreiten. Acht Koryphäen an jeweils 25 Brettern treffen - passend zum runden Geburtstag - auf 200 Amateure. Der Zürcher Hauptbahnhof wird an dem Samstag (14.15 Uhr), 22. August, noch überlaufener als sonst sein. Bedauerlicherweise verweigert sich der zurückgetretene Kasparow dem Schnellschach-Turnier, das tags darauf ab 11 Uhr über die Bahnhofs-Bühne geht. Dafür springt unter anderem mit Judit Polgar die beste Schachspielerin aller Zeiten ein.

Zum Jubiläum erschien ein 576 Seiten starkes Mammutwerk über den ältesten Schachklub der Welt. "Schach-Gesellschaft Zürich 1809 bis 2009" enthält zahlreiche historisch interessante Fakten. Selbst ein Teil der 608 Kurzbiographien aller Mitglieder beinhaltet Spannendes. Dies gilt zum Beispiel für die zwei Seiten über Walter Henneberger (1883-1969), der sich in vielerlei schachlicher Hinsicht hervortat und großartige Partien spielte. Zu seinen schönsten Siegen zählt gewiss jener anno 1934 über Erich Eliskases, der damals zur Weltspitze zählte.











Eliskases,E - Henneberger,W [E47]
DSV in der CSR-ch13 Bad Liebwerda, 1934

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.e3 0-0 5.Ld3 d6 6.Sge2 e5 7.0-0 c5 8.dxe5 dxe5 9.Dc2 Lxc3 10.Sxc3 Sc6 11.a3 Le6 12.b3 De7 13.Lb2 Tad8 14.Tad1 g6 15.Se4 Sh5 16.Sg3 [ 16.Le2 wirkt etwas stärker. Aber auch mit dem Textzug verteidigt Weiß ein kleines Plus. ] 16...Sxg3 17.hxg3 Dg5 18.Le4 Lg4 19.Td5 De7 20.Dc3 f6 21.f4 exf4 [ 21...Tde8 22.Td2 exf4 23.Lxc6 bxc6 24.Txf4 h5 25.e4 Tf7 26.Tdf2 Tef8 hält das Gleichgewicht, da Eliskases seine Stellung nicht verstärken kann.] 22.Txf4 Se5! 23.Txe5?! [ 23.b4 cxb4 24.axb4 Lc8 sollte stattdessen geschehen.] 23...Td1+! 24.Kh2 fxe5?! [ 24...Dxe5! 25.Ld5+ ( 25.Dxe5 fxe5 26.Ld5+ ( Bloß nicht 26.Txg4?? Tff1 und das Matt kann lediglich durch 27.Txg6+ hxg6 28.g4 verhindert werden.) 26...Txd5 ( 26...Kg7? 27.Lxe5+ Kh6 28.Txf8 ) 27.Txf8+ Kxf8 28.cxd5 Jetzt steht das Remis bei ungleichfarbigen Läufern außer Frage.) 25...Txd5 26.cxd5 Dxc3 27.Lxc3 f5 28.b4 Td8 29.e4 cxb4 30.Lxb4 Td7 und die Stellung bleibt in der Waage.] 25.Txg4 [ 25.Ld5+ Txd5 26.Txf8+ Kxf8 27.cxd5 Lf5 28.Dc4 endet auch ohne Sieger.] 25...Tff1 26.Ld5+ Df7!! Ein äußerst ungewöhnlicher Zug - Damenopfer hat man zwar schon oft gesehen, jedoch höchst selten welche, bei denen der Gegner diese auch noch mit Schach schlagen kann. [ Bei dem von Eliskases wohl erwarteten 26...Kf8? 27.Tf4+! Txf4 ( 27...exf4?? 28.Dh8# ) 28.exf4 Dg7 29.Le6! Dh6+ 30.Lh3 wäre seine Rechnung aufgegangen. Das gilt ebenso für; 26...Kg7? 27.Dxe5+ Dxe5 28.Lxe5+ Kh6 29.Th4+ Kg5 30.Lf4+ Kf6 31.Kh3 g5 ( 31...h5 32.g4 g5 33.Lxg5+ Kxg5 34.Txh5+ Kf6 35.Lxb7 Tde1 36.Txc5 Txe3+ 37.Lf3 Txb3 38.g5+ Ke6 39.Kg4 und der Anziehende steht auf Gewinn.) 32.Th6+ Kg7 33.Td6 gxf4 34.gxf4 Td3 35.Td7+ Kf8 36.Kg4 ( 36.Txb7 Txf4 ) 36...Txb3 37.e4 Txa3 38.Txh7 und Weiß macht das Rennen dank der gefährlicheren drei verbundenen Bauern und der schlechten schwarzen Königsstellung.] 27.Lxf7+?? Eliskases scheint die geniale Antwort des Problemkomponisten Henneberger aus dem Konzept gebracht zu haben. Ansonsten hätte er den schmalen Remispfad sicher noch gefunden: [ 27.Txg6+! Kf8! ( Nur nicht 27...hxg6?? 28.Lxf7+ Kxf7 29.g4 ) 28.g4 Dxg6 29.Dxe5= und das Läuferpaar reicht in Verbindung mit der Dame stets mindestens zu einem Dauerschach: 29...Dxg4 30.Db8+ Ke7 31.Dc7+ Ke8 32.Db8+ Ke7 ] 27...Kf8! Weiß gab auf angesichts des unparierbaren Matts durch Th1. 0-1



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