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Ersatzbank verhilft zum Titel

Selbst Punktegaranten haben bei OSG Baden-Baden keine Einsatzgarantie

von FM Hartmut Metz, 28. März 2009

 

Das "Schicksal" von Philipp Schlosser bleibt Arkadij Naiditsch erspart. Mit 9,5:2,5 Zählern ist die deutsche Nummer eins erneut der herausragende Punktesammler der OSG Baden-Baden - dennoch rutscht der Dortmunder heute (14 Uhr) gerade noch soeben in den Bundesliga-Kader des Meisters. Brett sieben oder acht spielt Naiditsch wohl gegen den Tabellenzweiten Aljechin Solingen (21:5 Punkte), denn der Titelverteidiger (24:2) bietet fast alles auf, was Rang und Namen hat. Obwohl Naiditsch am 1. April auf Platz 30 der Weltrangliste vorrückt, ist er nominell nur "Mitläufer" in der Topformation um Weltmeister Viswanathan Anand! Beim Gegner aus der Klingenstadt wäre der 23-Jährige dagegen zweifellos der unumstrittene Spitzenspieler.

Obwohl Schlosser mit 8:2 Zählern prozentual gesehen noch mehr überzeugt, kommt der einzige in Baden-Baden lebende Großmeister höchstens morgen (10 Uhr) gegen Wattenscheid zum Einsatz oder als Kommentator im Firmenkomplex von Sponsor Grenke-Leasing AG. Position 15 im 16er-Kader bleibt bei der OSG in Bundesliga-Hits ein undankbarer Platz.

Dafür haben die Team-Mitglieder die Titel-Garantie. Wer soll die Kurstädter auch schlagen auf dem Weg zur vierten Meisterschaft in Serie? In Runde 13 durfte die Schachabteilung von Werder Bremen das 4:4 als Erfolg verbuchen. Einmal mehr trug Naiditsch dazu bei, gegen den Tabellenfünften die erste Saisonniederlage zu verhindern. Gegen den in der Weltrangliste nahezu gleichauf liegenden Michael Roiz zeigte der Nationalspieler eine weitere Glanzpartie. Nach 22 Zügen gab der Israeli auf.











Naiditsch,A (2678) - Roiz,M (2677) [C45]
Werder Bremen - OSG Baden-Baden 4:4 Eppingen, 01.03.2009

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d4! Mit Schottisch vermeidet Naiditsch die ellenlangen theoretischen Abspiele, die sich im Spanisch über teilweise 20 Züge erstrecken. 3...exd4 4.Sxd4 Lb4+ "Eine seltene, aber spielbare Variante", kommentiert Großmeister Philipp Schlosser auf der Webseite der OSG Baden-Baden. [ Als Hauptvarianten gelten 4...Sf6 5.Sxc6 bxc6 6.e5 De7 7.De2 Sd5 8.c4 ; oder 4...Lc5 . "Jedoch konnte sich Roiz sicher sein, dass Naiditsch auf diese beiden Varianten hervorragend vorbereitet sein würde", erläutert Schlosser.] 5.c3 Lc5 6.Le3 Lb6 7.f4!? Eine interessante Neuerung. Bisher wurden [ 7.Sf5 und ; 7.Dg4 bevorzugt.] 7...Sge7 8.c4! Damit unterbindet Naiditsch den Befreiungsschlag mittels d5, der die Stellung öffnet und den durch f4 etwas entblößten weißen König gefährden könnte. 8...d6 9.Sc3 Ein weiterer Vorteil des Bauernaufzugs gen c4: Der Springer findet auf seinem natürlichen Entwicklungsfeld Platz. 9...0-0 10.Le2 f5!? Schwarz möchte weiterhin die Stellung öffnen. 11.Sxc6 bxc6? Roiz will das Feld d5 kontrollieren, damit sich der Schimmel nicht darauf einnisten kann. [ 11...Sxc6 wirkt deutlich solider. 12.Lxb6 axb6 13.exf5 Lxf5 14.0-0 führt zu einer minimal besseren weißen Position.] 12.c5! Lxc5 13.Lxc5 dxc5 In Großbritannien nennt man den Trippelbauern, der meist äußerst schwach ist, spöttisch "irisches Bauernzentrum". Die Iren gelten als Ostfriesen der Engländer. 14.Db3+ Kh8 15.Td1 De8 16.e5 g5? Roiz geht aufs Ganze. Der Israeli weiß: Schließt Weiß seine Entwicklung ab und kann danach die Bauern auf der c-Linie ins Visier nehmen, ist es um diese geschehen. Deshalb sucht Schwarz aggressiv Angriffschancen - verliert aber den eigenen König aus den Augen, der nun ebenfalls relativ ungeschützt zur Zielscheibe wird. [ Schlosser empfiehlt >=16...Sd5 17.Sxd5 Le6 18.Lc4 cxd5 19.Lxd5 Tb8 20.Dc2 Lxd5 21.Txd5 Db5 22.b3+/= mit gewissen Rettungschancen im Schwerfiguren-Mittelspiel - vertrauenerweckend wirkt die Position allerdings auch nicht. 22...Tbd8 23.Txd8 ( 23.Txc5?? gibt Schwarz dagegen Recht: 23...Db4+ 24.Dc3 ( 24.Dd2 ist dagegen nicht mehr möglich, wie es vorher mit dem Turm auf d5 der Fall gewesen wäre.) 24...De4+ 25.Kf2 Dxf4+ 26.Ke2 De4+ 27.Kf2 Td3 28.Dc1 Dd4+ 29.Ke2 Td8 30.Tc2 Dxe5+ 31.Kf2 Dd4+ 32.Ke2 Te8+ 33.Kf1 Td1+ 34.Dxd1 Dxd1+ 35.Kf2 Dd4+ 36.Kg3 De3+ 37.Kh4 Df4+ 38.Kh5 g6# ) 23...Txd8 24.Kf2 Db4 25.Kg3! und Naiditsch steht besser, weil 25...Td2 mit 26.Td1 gekontert wird. 26...Txd1 ( 26...Txc2?? 27.Td8# ) 27.Dxd1+/- ] 17.0-0 Sg6 [ 17...gxf4 18.Lc4 Sg6 19.e6+/- hemmt die schwarze Entwicklung durch den e6-Pfahl im Fleisch.] 18.Lh5!? Fesselt den agilen Springer. [ 18.fxg5 Dxe5 19.Lf3 De3+ 20.Kh1 a5 21.Lxc6 Ta6 22.Lf3 Dxg5 23.Dc4+/- verspricht Weiß ebenso das bessere Spiel.] 18...gxf4 19.Se2! Ein feiner Zug, der den Springer auf das neue Traumfeld f4 zu überführen gedenkt. 19...La6 [ 19...Dxe5 verbietet sich wegen 20.Lxg6 Dxe2 ( Durchschlagenden Angriff verheißt ebenso 20...hxg6 21.Sxf4 Df6 22.Tf3+- ; 20...Le6 21.Dh3 De3+ 22.Dxe3 fxe3 23.Lh5+- ergibt ein hoffnungsloses Endspiel mit Minusfigur.) 21.Dc3+ Kg8 22.Tde1 Dg4 23.Lxh7+! Kxh7 24.Te7+ Kh6 25.Tf3 Dg8 ( 25...Tg8 26.Df6+ Dg6 27.Th3# ) 26.De5! Tf7 27.Dxf4+ und Weiß gewinnt Haus und Hof.] 20.Lxg6 hxg6 [ 20...Dxg6 21.Sxf4+- möchte man als Nachziehender auch vermeiden angesichts der positionellen Ruine.] 21.Sxf4! Lxf1 22.e6!! Ein prächtiger Zug: Naiditsch schert sich nicht um den geopferten Turm und den Läufer auf f1. [ 22.e6 Die vermeintlich rettende Idee 22...Td8 widerlegt Weiß durch 23.e7! Dxe7 ( 23...Txd1 24.exf8D+ Dxf8 25.Sxg6+ Kg7 26.Sxf8 ) 24.Sxg6+ Kg7 25.Sxe7 Txd1 26.Dxd1 ] 1-0



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