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Kühler Brite macht OSG noch heißer

Baden-Baden peilt mit Michael Adams die vierte Meisterschaft in Folge an / Heute Saisonauftakt in Trier

Von FM Hartmut Metz, 5. Oktober 2008

 

Die Konkurrenz in der Schach-Bundesliga scheint eher schwächer geworden zu sein - dennoch fällt es der OSG Baden-Baden schwerer, die vierte deutsche Meisterschaft in Serie zu gewinnen. Ein Widerspruch vor der heute beginnenden neuen Saison? "Durch den Rückzug von Bindlach sinkt die Chance, dass sich die Gegner wechselseitig die Punkte wegnehmen". befindet Sven Noppes.

Dennoch lässt der Kapitän der Kurstädter keinen Zweifel am Saisonziel, "einer erfolgreichen Titelverteidigung". Vizemeister Werder Bremen, das ebenfalls aufrüstete, und SV Mülheim Nord sieht Noppes als schärfste Rivalen.

Den Sieg im Europapokal hat das Starensemble dagegen erst einmal aus dem Visier genommen. So hatte der 17-jährige Magnus Carlsen schon gegenüber dem BT angekündigt, für ein anderes Team anzutreten - im Schach ist es statthaft, in mehreren nationalen Ligen zu spielen. Zudem plagen Spitzenspieler Viswanathan Anand in diesem Monat andere Sorgen: Ab 14. Oktober verteidigt er in Bonn die Weltmeisterschaft gegen den Russen Wladimir Kramnik. Deshalb fehlt der "Tiger von Madras" auch heute in Trier - weil das offensichtlich ist, räumt das selbst die OSG ein. Ansonsten pokert der Verein bei der Aufstellung wie gewohnt, um die Eröffnungsvorbereitung der Rivalen zu erschweren.

Die Andeutung von Großmeister Fabian Döttling, dass sich die Fahrt für alle Schachfans in die älteste Stadt Deutschlands lohne, könnte auf einen Einsatz von Carlsen gemünzt sein. Derzeit finden keine wichtigen Turniere statt, weshalb nicht nur Baden-Baden aus dem Vollen schöpft. So dürfte auch Neuzugang Michael Adams sein Debüt feiern. Seine Verpflichtung ist ein cleverer Schachzug: Der Engländer zählt seit mehr als einem Jahrzehnt zu den Topspielern und findet sich in der neuesten Weltrangliste auf Platz zwölf. Weil Adams eher unspektakulär wirkt und spielt - ein bescheidener, zurückhaltender Geselle der Marke typisches britisches Understatement -, bekam er zuletzt seltener Einladungen zu den großen Wettbewerben. Deshalb steht er dem OSG-Kader sicher häufiger zur Verfügung als Anand&Co.

"Wir haben uns nicht die Gelegenheit entgehen lassen, die Mannschaft weiter zu verstärken und die Homogenität zu wahren", beurteilt Sponsor Wolfgang Grenke die zwei Zugänge. Mit Fabiano Caruana sicherte sich der Meister zudem einen Wechsel auf die Zukunft. Der in den USA aufgewachsene Italiener tritt ein wenig in die Fußstapfen Carlsens: Mit 16 Jahren findet sich Caruana bereits auf Platz 87 der Weltrangliste. Da die Grenke-Leasing AG auch Dependancen in Großbritannien und Italien unterhält, sieht es Grenke gerne, "wenn Spieler aus diesen Ländern zum Erfolg der OSG beitragen".

Das Potenzial des heißen Teams zeigt der Blick auf die Baden-Badener Rangliste (siehe Kasten): Der Weltranglisten-29. Etienne Bacrot besitzt als Nummer acht noch gerade eine Stammplatz-Garantie. Caruana folgt im 16er-Stammkader erst auf Position 13, und Adams sitzt theoretisch an Brett fünf! Dass er wie die vor ihm gemeldeten Anand, Carlsen, Alexej Schirow und Peter Swidler das Potenzial für ganz vorne hat, liegt auf der Hand. Das kann der 36-Jährige heute ab 14 Uhr gegen Außenseiter Trier und morgen (10 Uhr) gegen Remagen beweisen. In dessen Reihen stehen der Weltranglistendritte Wassili Iwantschuk (Ukraine) und auch Robert Hübner.

Die deutsche Legende kehrt nach einem arbeitsrechtlichen Zwist mit der Grenke-Leasing AG und der ungeschickten Ausbootung in Baden-Baden wieder auf das Bundesliga-Parkett zurück. Der bald 60-Jährige hatte vor seinem Abschied in Baden-Baden seit 1959 ununterbrochen immer in der höchsten deutschen Liga gespielt! Weil der ehemalige WM-Kandidat Hübner aber einen zurückhaltenden Charakter besitzt, wird er nicht besonders motiviert gegen seine alten Kameraden bei der OSG antreten. Unabhängig davon gedenkt Kapitän Noppes mit "zwei Siegen" in Trier zu starten.

Der Kader der OSG Baden-Baden tritt in der heute beginnenden Bundesliga-Schachsaison mit folgender Rangliste an:

1. Brett Weltmeister Viswanathan Anand (Indien/Platz 5 in der Weltrangliste), 2. Magnus Carlsen (Norwegen/ 4), 3. Alexej Schirow (Spanien/18), 4. Peter Swidler (Russland/17), 5. Michael Adams (Großbritannien/12), 6. Sergej Mowsesjan (Slowakei/13), 7. Liviu-Dieter Nisipeanu (Rumänien/37), 8. Etienne Bacrot (Frankreich/ 29), 9. Pentala Harikrischna (Indien/62), 10. Arkadij Naiditsch (44; deutsche Nummer eins), 11. Peter Heine Nielsen (Dänemark/60), 12. Francisco Vallejo Pons (Spanien/ 55), 13. Fabiano Caruana (Italien/87), 14. Rustem Dautov (deutsche Nr. 6), 15. Philipp Schlosser (deutsche Nr. 12), 16. Fabian Döttling (deutsche Nr. 14). Nachwuchs-Ersatzspieler: 17. Frederik Beck, 18. Florian Dinger.

Michael Adams
Neuer Weltstar in den Reihen der OSG Baden-Baden: Der Brite Michael Adams.


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