Startseite Rochade Kuppenheim

Staatspräsident feiert armenische Schach-Helden

Titelverteidiger widmet Olympiade-Gold verstorbenem Kameraden / Neuprofi Meier überzeugt im deutschen B-Team

von FM Hartmut Metz, 28. November 2008

 

Den armenischen Schach-Großmeistern hat die Unterstützung ihres Staatspräsidenten Glück gebracht. Sergej Sargissjan flog nach Dresden, um die Sport-Helden seines Landes zu unterstützen. Am ersten Brett führte er gestern den ersten Zug für Lewon Aronjan gegen China aus, den Rest erledigten die Spieler aus dem Kaukasus bei der Schach-Olympiade selbst: Armenien schlug die Nachwuchsstars aus dem Reich der Mitte mit 2,5:1,5 und verteidigte souverän den Titel bei der Mannschafts-WM mit 19:3 Punkten. "Der Sieg hat große Bedeutung für unser Land", befand Sargissjan freudestrahlend und klopfte jedem Großmeister nach dem letzten Zug anerkennend auf die Schulter.

Die Goldmedaille widmete das Quintett von Arschak Petrosjan seinem Kameraden Karen Asrjan. Der Großmeister war während eines Topturniers im Juni in Jerewan im Alter von 28 Jahren an Herzversagen gestorben. "Das gigantische Ergebnis", wie es Chefkommentator und Großmeister Klaus Bischoff nannte, verdankte Armenien den "Monsterkillern" hinter dem in Berlin lebenden Aronjan (5,5:4,5 Punkte): Wladimir Akopjan (8:3), Gabriel Sargissjan (9:2) und Tigran Petrosjan (7,5:3,5). Der Namensvetter von Staatschef Sargissjan remisierte nach Petrosjans Erfolg über Li Chao bei der 2:1-Führung gerne, auch wenn er damit seine phänomenale Siegesserie abrupt beendete.

Der einzige Bezwinger der Armenier, Israel (18:4), wurde Zweiter vor den USA. Die Ukraine fiel durch eine 0,5:3,5-Schlappe hinter die Amerikaner (beide 17:5). Topfavorit Russland (16:6) blamierte sich als Fünfter mit dem stärksten Nationalteam aller Zeiten. Nur einen Punkt dahinter folgt bereits Deutschland I. Die Auswahl von Uwe Bönsch zählt zu den positiven Überraschungen vor den mehr als 15.000 Besuchern im Kongresszentrum und den 126 Millionen Zuschauern, die im Internet die rund 5.500 Live-Partien verfolgten. Beim 2,5:1,5 über Litauen sorgte der 20-jährige David Baramidze am vierten Brett für den entscheidenden Sieg, wodurch die Gastgeber auf Rang 13 kletterten.

"Wir können sehr zufrieden sein. Wir lagen bis zur siebten Runde ganz vorne, ehe wir leider etwas einbrachen", befand Bönsch und ergänzte zufrieden mit Blick auf seinen Kader, "alle spielten besser als ihre Leistungszahl." Deswegen haderte der Hallenser Großmeister auch nicht mit dem Verzicht auf Georg Meier. Der 21-jährige Neuprofi von Werder Bremen zählte zu den fünf erfolgreichsten Spitzenspielern unter den 146 Nationalteams - sammelte aber seine herausragenden 7:2 Zähler nur für Deutschland II, das als 42. sieben Plätze hinter Deutschland III (beide 13:9) einkam. "Dieses tolle Ergebnis freut mich für Georg. Er wird das nächste Mal für das A-Team nominiert", versprach Bönsch nach dieser Weltklasse-Vorstellung. In seiner Equipe gefiel vor allem David Fridman. Der deutsche Meister vom SV Mülheim-Nord bekam für seine 7:3 Punkte die Bronzemedaille für die drittbeste Leistung am vierten Brett.

Die deutschen Frauen (14:8), die zum Abschluss Schweden 3:1 schlugen, zeigten sich enttäuscht von Rang 21. "Davon können wir uns nichts kaufen, wir wollten in die Top Ten", unterstrich Spitzenspielerin Elisabeth Pähtz. Eine hauchdünne Entscheidung gab es in ihrem Wettbewerb mit 111 Auswahlteams: Die Ukraine kam wie Georgien auf 19:3 Punkte. Die Kaukasier hatten in der komplizierten Feinwertung, die sich nur Schachspieler statt der Einzel-Brettpunkte ausdenken können, knapp die Nase vorne dank der starken Ex-Weltmeisterin Maja Tschiburdanidse. Bronze gab es auch für die Frauen aus den USA. Noch mehr als die Russinnen (beide 17:5) enttäuschten die Chinesinnen, die mit 12:0 Punkten gestartet waren und dann kein Match mehr gewannen.

Der Schach-Weltverband FIDE setzte am Rande der Olympiade das Duell der WM-Herausforderer für den Februar in Sofia an: Der bulgarische Weltranglistenerste Wesselin Topalow spielt im Februar mit Gata Kamsky (USA) um 250.000 Dollar Preisgeld. Der Sieger trifft im September 2009 auf Weltmeister Viswanathan Anand (Indien). Die nächste Olympiade findet 2010 in Sibirien statt. Den Zuschlag für 2012 erhielt Istanbul. Die Türken stellen den Etat der Dresdner, den die Stadt und der Freistaat mit decken mussten, weit in den Schatten. Von vier Millionen wächst er auf zehn Millionen Euro. Mit 42.000 Trainern, die 1,7 Millionen Schüler unterrichten, boomt der Denksport am Bosporus.
Olympiade 2008
Lewon Aronjan (links) und Armenien sichern sich gegen die Chinesen um Wang Yue erneut den Titel
Olympiade 2008
Der türkische Verbandspräsident Ali Nihat Yazici verspricht nach dem Zuschlag für 2012 eine glorreiche Olympiade in Istanbul, die über einen Rekordetat verfügen wird
Olympiade 2008
Ehemalige Kuppenheimerin gewinnt Gold: Maja Lomineischwili triumphiert mit Georgien
Olympiade 2008
Herausragender Akteur bei den Armeniern: Gabriel Sargissjan holte 9/11


Meko 2008
Meko-Übersicht
Startseite