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Bönsch "richtig stolz" auf deutsches Team

Außenseiter bei Schach-Olympiade ungeschlagen auf Platz zwei

von FM Hartmut Metz, 22. November 2008

 

Armenien hat bei der Schach-Olympiade überraschend Topfavorit Russland mit einem 2,5:1,5 von der Spitze gestürzt. Mit 13:1 Punkten führt der Titelverteidiger bei der alle zwei Jahre stattfindenden Mannschafts-WM. Die "Helden des Turniers" sind aber die Deutschen. Das findet nicht nur der ukrainische Großmeister Michail Golubew. Der nur an Position elf unter 146 Nationalteams gesetzte Außenseiter schlug auch Rumänien 2,5:1,5. Das Quintett von Uwe Bönsch bleibt ungeschlagen und gab nur gegen Russland und die ebenfalls hochgewetteten Ukrainer ein Unentschieden ab. Die Gastgeber lagen vor dem nächsten Gegner, Israel, und Frankreich (alle 12:2) auf Platz zwei.

"Natürlich habe ich nicht von solch einem Triumph geträumt. Ich bin richtig stolz auf unser Team", gesteht der Bundestrainer. Bönsch hält die Euphorie der Fans, die auf Sensations-Silber wie 2000 in Istanbul hoffen, dennoch für verfrüht: "Eine Medaille liegt noch in weiter Ferne. In den nächsten vier Runden kann gegen all die starken Gegner viel schiefgehen, es läuft nicht immer so optimal", warnt der Hallenser Großmeister.

Gegen Rumänien verkraftete der Gastgeber sogar die erste Niederlage des bisher herausragenden Spitzenspielers Arkadij Naiditsch. Der Dortmunder unterlag seinem Vereinskameraden beim deutschen Meister OSG Baden-Baden, Liviu-Dieter Nisipeanu. Mit 4,5:2,5 Punkten weist der 23-Jährige dennoch weiter ein Topergebnis vor. Vor allem die "tolle Verteidigungsleistung" gegen den ukrainischen Weltranglistendritten Wassili Iwantschuk imponiert Bönsch, denn "passives Spiel liegt Arkadij nicht". Spielt Naiditsch im Kongresszentrum weiter wie bisher, könnte er die Schallmauer von über 2700 Elo-Weltranglistenpunkten erstmals durchbrechen und von Rang 44 in die Top 30 vorstoßen. Der 50-jährige Bundestrainer traut dem noch jungen "Rückgrat des Erfolgs" den Sprung in die Top 20 zu.

Ihre Klasse beweisen aber auch seine vier anderen Schützlinge vor den täglich mehr als 60 Millionen Besuchern auf der Webseite, die die rund 500 Partien verfolgen,. "Alle sind in Superform und zeigen eine Weltklasse-Leistung von über 2700 Elo", freut sich Bönsch. Als Naiditsch gegen Rumänien aufgab, war der Sieg seines Quartetts schon längst unter Dach und Fach. Jan Gustafsson (29) und Youngster David Baramidze sprangen mit spektakulären Siegen in die Bresche. Der gebürtige Hamburger mit dem schwedischen Namen verbesserte sein eigenes Spiel. Vor drei Wochen hatte der Pokerbuch-Autor gegen den Armenier Gabriel Sargissjan in der Bundesliga verloren - Andrei Istratescu folgte frohgemut der scharfen Variante, die Gustafsson aber entscheidend verstärkte. "Es war schon ungenau, die Dame im 16. Zug nach f3 zu ziehen, und sein Springeropfer im 23. Zug funktioniert überhaupt nicht", resümiert der Hanseat. Einen prächtigen Angriffswirbel schloss Baramidze im 38. Zug mit einem Matt ab. Der ebenfalls für den Hamburger SK spielende 20-Jährige wich trotz der schwarzen Steine einer Zugwiederholung samt Unentschieden gegen Levente Vajda aus - Selbstvertrauen, das aus seinen vorher bereits gesammelten 2,5:0,5 Punkten am vierten Brett stammt.

Der 32-jährige deutsche Meister Daniel Fridman (SV Mülheim-Nord) trug das fehlende Remis gegen Mircea Parligras bei. Igor Khenkin (40) vom TV Tegernsee hatte nach seiner ersten Niederlage an Brett zwei pausiert, steht aber mit 3:2 Zählern ebenfalls positiv zu Buche. Mit den Erfolgen wächst die deutsche Mannschaft zusammen. Gab es vor der Olympiade zahlreiche Unkenrufe zur Nominierung der fünf Individualisten, entdeckt Gustafsson wachsenden Teamgeist: "Ich würde sagen, je besser es läuft, desto besser ist auch die Chemie!"


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