Ovationen für Maja TschiburdanidseGeorgischer Triumph bei der Olympiade / Ehemalige Kuppenheimerin Lomineischwili im Gold-TeamFotos und Text von FM Hartmut Metz, 14. Dezember 2008 |
Der Applaus wollte kaum enden: Die mehr als 1 000 Nationalspieler feierten Maja Tschiburdanidse mit Ovationen bei der Siegerehrung der Schach-Olympiade in Dresden. Während die erfolgreichsten Großmeister - etwa der beste Spitzenspieler Peter Leko (Ungarn) - freundlichen Applaus gespendet bekamen, verneigten sich die Besucher der Abschlussveranstaltung tief vor Tschiburdanidse.
Sie hatte Georgien nicht nur zur Goldmedaille hauchdünn vor Titelverteidiger Ukraine (beide 18:4 Punkte) geführt. Die 47-Jährige ragte an Brett eins bei den Frauen mit 7,5:1,5 Zählern weit heraus. Ihre Leistung von 2 715 Elo lag rund zwölf Prozent über der der Verfolgerinnen, Joanna Majdan (Polen) und Martha Fierro Baquero (Ecuador). Die Ehrenbezeugung fußte aber auch auf Sympathie für die bescheidene Georgierin und auf Respekt vor ihrer Lebensleistung. Mit 17 Jahren wurde Tschiburdanidse 1978 jüngste Weltmeisterin der Schach-Geschichte und verteidigte den Titel bis 1991! Während ihrer Zeit auf dem Thron nahm die inzwischen tief gläubige Orthodoxe, die stets mit Kopfbedeckung spielt, auch an mehreren Turnieren in Baden-Baden teil.
Bezug zu Mittelbaden hat überdies ihre Mannschaftskameradin Maja Lomineischwili, die in den 90ern für die Rochade Kuppenheim antrat. Eine Einladung von Michail Saakaschwili erhielten außerdem Nana Dzagnidse, Lela Jawachischwili und Sopiko Chuchaschwili, die in der Residenz des Staatspräsidenten mit einem Ehrenorden bedacht wurden. Frauenschach besitzt in dem kleinen Kaukasus-Land einen hohen Stellenwert. Diesen begründete Nona Gaprindaschwili als Weltmeisterin von 1962 bis 1978. Bis zum Zerfall der Sowjetunion räumte eine Schar von Georgierinnen regelmäßig Gold für das Riesenreich ab. Wie das "Schach-Magazin 64" in seiner aktuellen Ausgabe mit zahlreichen Olympiade-Beiträgen berichtet, zählt in Georgien ein Schachbrett zur Aussteuer jeder Braut!
Tschiburdanidse demontierte in Dresden nicht nur die 14-jährige Chinesin Hou Yifan mit Schwarz, sondern auch deren Bezwingerin im WM-Finale, Alexandra Kosteniuk. Die Russin, die mit ihrem Team nur Platz vier hinter den USA (beide 17:5 Punkte) belegte, hatte keine Chance gegen die Ex-Weltmeisterin. Der Sieg in der fünften Runde stellte zumindest eine kleine Revanche für die Georgierinnen dar - im September hatten sie wegen des Krieges mit Russland die dortige WM boykottiert - ungeachtet der guten Titelchancen von Tschiburdanidse.
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Kosteniuk (2525) - Tschiburdanidse (2489) [B61]
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Eine Klasse für sich: Maja Tschiburdanidse |
Die frühere Kuppenheimerin Maja Lomineischwili feierte in Dresden ihren größten Erfolg |