Iwantschuk fliegt wieder nach vorneSchachverrückter Ukrainer deklassiert die Weltklasse gleich zweimal in Moskauvon FM Hartmut Metz, 7. September 2008 |
Das Auf und Ab von Wassili Iwantschuk setzt sich fort. Nachdem der Ukrainer im vergangenen Oktober als Weltranglistenzweiter nach der Spitze gegriffen hatte, stürzte der 39-Jährige anschließend wieder einmal ab. Doch der schachverrückte Großmeister kehrt auch stets zurück. Beim derzeit laufenden Grand-Slam-Finale in Bilbao kann Iwantschuk endlich die Spitze der Weltrangliste von Platz vier aus erstürmen - wenn er vor dem bis dato führenden Weltmeister Viswanathan Anand und dessen Baden-Badener Mannschaftskameraden Magnus Carlsen ins Ziel kommt.
Den Grundstein zu dieser Chance legte Iwantschuk in Moskau. Das Tal-Memorial, das an den "Hexer von Riga", Kombinationskünstler Michail Tal, erinnert, gewann der Ukrainer mit einem Punkt Vorsprung! Mit 6:3 Zählern deklassierte er den Weltranglistenzweiten Alexander Morosewitsch (Russland), Boris Gelfand (Israel), Ruslan Ponomarjow (Ukraine) und Wladimir Kramnik (alle 5:4). Für den russischen Ex-Weltmeister war das Turnier keine gute Generalprobe vor der anstehenden WM gegen Anand im Oktober in Bonn. Bei den drei Superturnieren in Wijk aan Zee, Dortmund und Moskau, an denen er heuer teilnahm, verlor Kramnik insgesamt sogar eine Partie mehr, als er gewann.
Immerhin rehabilitierte sich der 33-Jährige etwas beim anschließenden Blitzturnier in Moskau: Bis kurz vor Toreschluss führte Kramnik, doch dann überflügelte ihn einer: Iwantschuk! In der vorletzten der 34 Runden setzte sich der Ukrainer dank brillanten Spiels durch und sicherte sich mit 23,5:10,5 Punkten die 25 000 Dollar Siegprämie. Einen Zähler dahinter folgte Kramnik vor dem 17-jährigen Carlsen (21:13), dem Russen Peter Swidler und dem Aserbaidschaner Schachrijar Mamedjarow (beide 20:14). Rang sechs teilten sich Peter Leko (Ungarn), Alexander Grischuk (Russland) und Sergej Karjakin (Ukraine/alle 18:16).
Legende Anatoli Karpow maß sich auch mal wieder mit den Besten und schlug sich trotz seines Einbruchs gegen Ende achtbar in den Partien mit fünf Minuten Bedenkzeit. Mit 14:20 Punkten landete der vieljährige Weltmeister auf dem 13. Platz unter 18 Teilnehmern - Morosewitsch war nicht besser.
Während sich alle anderen nach den zwei Turnieren in Moskau ein Päuschen gönnen, eilte der unermüdliche Iwantschuk weiter nach Spanien, wo der Sieger des Grand-Slam-Finales 150 000 der 400 000 Euro Preisgeld einstreicht. Sicher hat ihn auch der folgende Abschluss gegen Kramnik in der Rückrunde beflügelt!
|
Kramnik (2788) - Iwantschuk (2781) [D93]
|
In der 25. Runde des Blitzturniers gelang Carlsen eine brillante Abschlusskombination, obwohl der Norweger diese gegen Ex-Weltmeister Ponomarjow nicht ganz optimal abschloss.