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Kick gewinnt Ratingpreis beim Ordix Open

Metz überzeugt bei Chess Classic Mainz mit 7,5/11

Von FM Hartmut Metz, 9. August 2008

 

Seit dem Gewinn seines ersten Bezirkstitels scheint Joachim Kick wie ausgewechselt: Der Zeitnotspezialist im klassischen Schach kann plötzlich auch im Schnellschach auftrumpfen! Der mittelbadische Schnellschach-Meister überzeugte beim berühmten Ordix Open, das zusammen mit dem FiNet Chess960 Open ein Preisgeld von 40.000 Euro bietet. Immerhin ein Stückchen von diesem Preiskuchen sicherte sich auch Kick: Mit glänzenden 7/11 belegte der Kapitän der Kuppenheimer Ersten den dritten Platz in der Ratingklasse bis 2200 Elo. Bei einem Buchholzpunkt mehr hätte es schon zu Rang zwei und 300 statt 150 Euro Preisgeld gereicht. Obwohl Hartmut Metz mit Kick und seiner mitgereisten Freundin gescherzt hatte, dass er gefälligst den ersten Preis zum Shoppen zu gewinnen habe, war der Kuppenheimer höchst zufrieden mit seinem Abschneiden. Der 90. Platz (nach Buchholzwertung 129.) wurde unter anderem mit drei Großmeistern geteilt. In dem Superfeld fand sich Kick unter 692 Teilnehmern und 166 Titelträgern nur auf Platz 228 der Setzliste! Gegen die drei IM Gyula Iszak, Leonid Milov und Viktor Gasthofer zog der Kuppenheimer zwar den Kürzeren, gegen IM Klaus Klundt reichte es aber zu einem Remis - und vor allem schlug er im großen Stil die beiden 2350er-FM Christoph Pfrommer und Gerd Euler (gegen Keres-Angriff) zum Auftakt des zweiten Tages (6. Runde) und zum Abschluss.

Velimir Kresovic, Günther Tammert und die Vereinsspitze der Caissa-Rochade, Markus Merklinger und Hussain Chaltchi, wollten ursprünglich zwar auch mitspielen, beließen es aber dann doch beim Zuschauen. Vor allem abends erwies sich der Kampf um die Schnellschach-WM, die zum elften Mal Viswanathan Anand gegen Magnus Carlsen mit 3:1 gewann, als spannend. Nichts schenkten sich auch Alexander Morosewitsch und Judit Polgar, die das kleine Finale unglücklich mit 1,5:2,5 verlor. Im Ordix Open triumphierte der 17-jährige Russe Jan Nepomniachtschi vor seinem Landsmann Pawel Eljanow (beide 9,5/11).

Nachdem das Kuppenheimer Quartett passte, blieb lediglich Hartmut Metz als zweiter Vertreter der Schachgemeinschaft übrig. Ihm gelang zwar nicht der Sprung in die Rating-Preisgeldklasse bis 2400 Elo - aber mit den 7,5:3,5 Punkten konnte er ebenso mehr als zufrieden sein. Ab Platz 43. tummelten sich weltweite Größen wie Alexandra Kosteniuk, die nach brillanten 7/8 völlig eingebrochen war, Ulf Andersson, Thomas Markowski (2606 Elo) und insgesamt 13 Großmeister wie der Deutsche Michail Prusikin. Nach Buchholz reichte es für Metz zu Platz 76 - genug, um von Turnierorganisator Hans-Walter Schmitt eine Urkunde zu erhalten! Mit seinem Freund hatte der frühere Pressechef der Chess Classic Mainz ausgemacht, dass er bei einer besseren Platzierung als Rang 198 eine Urkunde erhalte ... Der Kuppenheimer musste nur Niederlagen gegen drei Großmeister über 2500 hinnehmen. Die Gegner unter 2200 kanzelte der FM sicher mit 6/6 ab, obwohl er teilweise wegen der vorher zu machenden Fotos von den Topspielern bis zu sechs der 20 Minuten Bedenkzeit (plus 5 Sekunden pro ausgeführten Zug) vorgab.

Am ersten Tag hing das Unternehmen "Urkunde" am seidenen Faden. Gegen Viktorija Cmilyte wurde Metz nach langem Halten übermütig und spielte nach einem Bauerngewinn auf Sieg - ein Fehler, den die äußerst sympathische Litauerin bestrafte. Gegen Gennadi Ginsburg überzog der Journalist ein Königsgambit und wurde hübsch ausgeknockt in der fünften Runde. Besser lief es dann am zweiten Tag, an dem lediglich Pawel Jaracz den vollen Punkt gegen ihn einfuhr. Zwar stellte Schwarz einen Bauern ein, nach einem verfehlten Plan des Polen holte ihn der Außenseiter aber wieder zurück - doch als er sich auf ein Turmopfer einließ, war es erneut um Metz geschehen. Dafür war er in der vorletzten Runde mit Fortuna im Bunde: Vlastimil Hort überspielte ihn völlig im Caro-Kann. Nur mit Mühe hielt Schwarz die Stellung und Material zusammen. In Horts Zeitnot konterte Metz und gewann im Endspiel sogar einen Bauern. Mit dem Remis war er aber immer noch sehr gut bedient. Fatal begann die letzte Runde gegen IM Dieter Pirrot. Wie gewohnt etwas zu spät am Brett, erlaubte Metz nach schnellem und hektischen Ziehen nach 1.e4 e5 2.f4 d5 3.exd5 exf4 4.Sc3?? Dh4+, so als ob er noch nie Königsgambit gespielt hätte (siehe Partie). Notgedrungen folgte 5.Ke2 - doch nach einer ungenauen schwarzen Fortsetzung gewann Weiß in nur 22 Zügen! Mit 7,5/11 übertraf Metz somit sein Vorjahresergebnis um einen halben Punkt. Mainz bleibt also eine Reise wert!











Metz (2298) - Pirrot (2436) [C31]
Ordix Open Mainz, 03.08.2008

1.e4 e5 2.f4 d5 3.exd5 exf4 4.Sc3? Ein megapeinlicher Zug! Nach dem Fotografieren ans Brett geeilt, überlegte ich kurz: Das Läuferschach auf b5 gebe ich immer später. Was also zunächst ziehen? Sc3 schien mir ein nützlicher Zug, um den d-Bauern zu verteidigen. Obwohl schon tausend Mal gespielt, kam ich nicht im Entferntesten darauf, mit [ 4.Sf3 den normalen Entwicklungszug auszuführen. Alsbald dämmerte mir nach dem Springerzug: "Was machst du jetzt eigentlich auf Dh4+?] 4...Dh4+ 5.Ke2 Traurige Notwendigkeit. Ich überlegte schon, ob ich alsbald aufgebe - andererseits habe ich schon einige Partien gespielt, in denen der König vergnügt umherwanderte ... 5...Sf6 6.Sf3 Dh5 [ 6...Lg4 sieht natürlicher aus. Darauf beabsichtigte ich 7.De1 Dxe1+ 8.Kxe1 ] 7.d4 Ld6 8.Kf2 0-0 9.Ld3 [ 9.Lc4 wäre etwas kleinmütig, um den d-Bauern zu verteidigen.] 9...g5?! Schwächt die Königsstellung, ohne den eigenen Königsangriff von Schwarz zu unterstützen. [ 9...Lg4 kommt als Fortsetzung in Betracht.] 10.Se5!? Lg4?! [ 10...Dxd1 11.Txd1 Lxe5 12.dxe5 Sg4+ 13.Kg1 Sxe5 14.Lf1 ist etwas besser für Schwarz, aber Weiß lebt noch.] 11.Sxg4 Sxg4+ 12.Kg1 Dh4 13.Df1 [ 13.Se4 ist interessant, denn auf 13...f5 folgt 14.g3! Dh6 15.Sxd6 Dxd6 16.Df3~~ ] 13...f3? Sieht äußerst gefährlich aus, weil sowohl ein Matt durch f2 wie auch Lxh2+ droht. Aber Weiß schüttelt nun den schlimmsten Druck ab. [ 13...Sd7 ist ein guter Entwicklungszug.] 14.Dxf3 Sxh2? [ 14...Lxh2+ führt erstaunlicherweise auch zu nichts. 15.Kf1 f5 16.g3 Dh3+ 17.Ke2! Te8+ 18.Kd1 Dxg3 19.Dxg3 Lxg3 20.Lxg5! Sf2+ 21.Kd2 Sxh1 22.Txh1 Tf8 23.Tg1 f4 24.Se4 Kf7 25.Lh6 Td8 ( 25...Tg8 26.d6 ) 26.Sxg3 fxg3 27.Txg3+- ] 15.Df2 [ 15.De4 überzeugt ebenfalls: 15...Dh5 16.De2 Dxe2 ( 16...Dh6 17.Se4 ) 17.Lxe2+- ] 15...Lg3 16.De3 Sd7? [ 16...Lf4 17.De4 Lxc1 18.Txc1 Dxe4 19.Sxe4 Sg4 20.Sxg5 h6 21.Sh7 Td8 22.Th4 Se3 23.c4 Sd7 24.Txh6+- ] 17.Dxg5+ Das war Pirrot völlig entgangen, dass mit Schach geschlagen wird - ansonsten hätte nun Lf2 einfach matt gesetzt. 17...Dxg5 18.Lxg5 Schwarz ist nun völlig verloren. 18...Sg4 19.Se4! Der Zwischenzug raubt dem Läufer jegliches Feld. 19...f6?! Ein letzter Verzweiflungszug, bei dem Schwarz nicht mehr klar war, dass er damit eine weitere weiße Gewinnmöglichkeit schafft. 20.Ld2 Ld6 21.Sxd6 cxd6 22.Lf5! und weil sich die beiden Springer via f6 nicht mehr gegenseitig decken können: Aufgabe! Im Nachhinein hat sich nach Ansicht einiger der Königszug nach e2 bewährt, brachte dieser doch den ansonsten so theoretisch beschlagenen IM Dieter Pirrot völlig aus dem Konzept. 1-0



Metz-Hort
Gegen Vlastimil Hort mit Fortuna im Bunde: Hartmut Metz

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