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Schach-Talent rettet vor Malaria-Tod

Höchste Spieler-Dichte im "Ländle" / OSC gewinnt auch ohne sieben Stars

Text und Bild von FM Hartmut Metz, 3. November 2007

 

Die Teilnahme an einer Jugend-Weltmeisterschaft hat vor vier Jahren sein Leben gerettet. Jetzt feierte Ahmed Adly in Eriwan seinen zweitgrößten Erfolg: Der Ägypter wurde überraschend Junioren-Weltmeister. In Armenien heimste der nur auf Platz 21 gesetzte Adly dank seiner zehn Punkte aus 13 Runden Gold ein. Die weiteren Medaillen gingen an den Russen Iwan Popow (9,5) und den Topfavoriten Wang Hao, der wie Dimitri Andrejkin (Russland) neun Punkte verbuchte. Der Chinese verlor zwar als einziger Teilnehmer keine Partie, remisierte jedoch achtmal. Einen guten fünften Platz belegte der Trierer Georg Meier (8,5). Der Bundesligaspieler von Werder Bremen büßte erst durch seine Schlussrunden-Niederlage alle Chancen auf Edelmetall ein.

Bei den Juniorinnen lag Vera Nebolsina (Russland) mit zehn Zählern vorne. Dahinter folgten Jolanta Zawadzka (Polen) und die Georgierin Melia Salome (beide 9,5). Sarah Hoolt (7) vom Essener Erstligisten SF Katernberg wurde 20.

Wie das "Schach-Magazin 64" in seiner jüngsten Ausgabe berichtet, hatte sich Adly vor vier Jahren bei einem Turnier in Nigeria mit Malaria infiziert. Zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch des Sumpffiebers vergehen rund zwei Wochen. Zwei Kameraden des Ägypters kehrten nach dem Wettbewerb direkt in ihre Heimat zurück, wo sie starben, weil die Krankheit zu spät entdeckt wurde. Adly rettete dagegen sein Talent das Leben! Er flog von Nigeria aus direkt zur Jugend-WM nach Griechenland weiter. Wegen der Einreise aus einem seuchengefährdeten Land untersuchten ihn die Behörden sogleich. Daraufhin setzte umgehend die Behandlung der Malaria ein, die Adly wieder gesund werden ließ.

Der 20 Jahre alte Großmeister pflegt einen sehr unternehmungslustigen Stil. Gegen den Tschechen Viktor Laznicka gelang dem Ägypter eine spektakuläre Partie.











Adly (2494) - Laznicka (2610)
Junioren-WM Eriwan (Armenien), 11.10.2007

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d3 Sc6 4.g3 d5 5.Sbd2 Sf6 6.Lg2 Le7 7.0-0 b6 Der nominelle Favorit versucht die zig hundert Vorläufer-Partien zu umgehen, die nach [ 7...0-0 bekannt sind. Weiß greift dann am Königsflügel an, Schwarz auf der Damenseite: 8.Te1 Dc7 9.e5 Sd7 10.De2 b5 11.Sf1 a5 12.h4 b4 13.Lf4 La6 14.Se3 Sb6 15.Sg4 c4? und nun ist 16.Sf6+! eine starke Fortsetzung. 16...gxf6 17.exf6 Ld6? Andere Züge sollten allerdings auch verlieren. 18.Sg5! h6 19.Dg4 Kh8 20.Dh5 und das Matt ist nicht mehr abzuwenden.] 8.Te1 Lb7 9.e5 Sd7 Schwarz zögert geschickt die kurze Rochade hinaus, um nicht dem Standardangriff zum Opfer zu fallen. Setzt der Anziehende unverdrossen mit dem Plan Sf1, h4 etc. fort, rochiert Laznicka einfach lang und reißt den Königsflügel auf, wonach plötzlich er auf Matt spielen würde. 10.c4 Dc7 [ 10...d4 wurde ebenfalls schon mehrfach gespielt. Laznicka möchte jedoch dem Gegner das Feld e4 nicht kampflos für den Springer überlassen.] 11.cxd5 exd5 12.d4 [ Nichts bringt 12.e6 fxe6 13.Sg5 ( 13.Txe6 0-0 ) 13...Lxg5 14.Dh5+ Kf8 15.Dxg5 Te8 ein.; In der Bundesliga geschah 2006 zwischen Porz und Baden-Baden 12.Sf1 0-0-0?! ( 12...0-0 ist vorzuziehen.) 13.d4 Sf8 14.Se3 Se6 15.Sf5 Lf8 16.Lh3 Kb8 17.Le3 Ka8 18.Tc1 und Sergej Mowsesjan besaß gegen Eric van den Doel Vorteil.] 12...Sf8 [ 12...0-0 mit gleichen Chancen.] 13.Sf1 Se6!? 14.dxc5 Der erste neue Zug. Bekannt ist noch [ 14.Se3 ] 14...bxc5 15.Se3 [ Nach hinten geht der Bauernfraß 15.Dxd5 los: 15...Scd4 16.Dxb7 ( 16.Dc4 kostet einfach eine Figur auf f3.) 16...Se2+! Der Zwischenzug sorgt für klare Verhältnisse, während ( 16...Dxb7 17.Sxd4 Dc8 18.Sf5 Tb8 19.S1e3 Weiß Gegenspiel beließe.) 17.Txe2 Dxb7 18.Sd4 Da6! 19.Lc6+ Kf8 20.Lxa8 Sxd4 21.Te4 Sb3 22.axb3 Dxa1 23.Tc4 und Schwarz gewinnt.] 15...d4 16.Sd5 Dd7 17.Sd2 Sb4 [ Nun erweist sich 17...0-0 als heimtückisch. 18.Se4! Sxe5? Das erlaubt dem Kontrahenten eine schneidige Attacke. 19.Sxe7+ Dxe7 20.f4 Sc4 21.f5 Sd8 22.f6 Reißt die Königsstellung auf. 22...De5 23.Lf4 Df5 24.fxg7 Kxg7 25.Tc1 Sxb2 26.Dd2 Sa4 27.Lh6+ Kg8 28.Lxf8 Kxf8 29.Dh6+ Ke7 30.Dd6+ Ke8 31.Sf6# ] 18.Sxe7 Lxg2 19.Sf5! Ld5 20.Se4 Kf8 [ Wieder scheitert die Rochade 20...0-0 , diesmal an 21.Sxg7! Lxe4 ( 21...Kxg7 verliert nach 22.Sf6 Db5 23.Dg4+ Kh8 24.a3 und Schwarz darf nicht 24...Sc6 ziehen, weil dann 25.Df5 nicht mehr mit Dd3 pariert werden kann.) 22.Sxe6 Dxe6 23.Txe4 f5 24.Th4 Dxe5 25.Ld2 und Adly steht besser.] 21.a3?! [ 21.Sed6 mit leichtem Vorteil für den Anziehenden.] 21...Sc6 22.Dh5? [ 22.Sed6 war noch immer geboten.] 22...d3? Versäumt die Abwicklung in ein aussichtsreiches Endspiel mit Mehrbauer: [ 22...Lxe4! 23.Txe4 g6 24.Dh6+ Kg8! 25.Sd6 ( 25.Sh4? Dd5 ) 25...Sxe5 26.Txe5 Dxd6 27.Lf4 Sxf4 28.Dxf4 Kg7 29.Tae1-+ ] 23.Sf6! Das dürfte dem Tschechen entgangen sein. 23...gxf6 [ Bei 23...Dd8 vollstreckt 24.Lh6! Scd4 25.Sd6 Sf3+ 26.Kf1 Sxe5 27.Dxe5 ] 24.Dh6+ Kg8 [ Oder 24...Ke8 25.Dxf6 Tg8 26.Sd6+ Kf8 27.Lh6+ Sg7 28.Sf5+- ] 25.exf6 Te8 Um die Drohung 26.Txe6 fxe6 27.Se7+ mit Txe7 parieren zu können. 26.Lf4! Führt den Läufer entscheidend in die Schlacht. 26...Tc8 [ 26...Scd4 wendet die Niederlage auch nicht mehr ab. 27.Sxd4 cxd4 28.Txe6! fxe6 29.Dg5+ Kf8 30.Ld6+! Kf7 ( 30...Dxd6 31.Dg7# ) 31.Dg7# ] 27.Ld6 Scd4 28.Dg7+! und Laznicka gab wegen [ 28.Dg7+ Sxg7 29.Sh6# auf.] 1-0



Viktor Laznicka
Viktor Laznicka
Georg Meier
Georg Meier


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