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Baden-Baden macht Double perfekt

Ooser Schachclub schon vor der letzten Runde deutscher Meister / "Luft raus" beim 4:4 gegen Hamburg

Text und Fotos von FM Hartmut Metz, April 2007

 

   Die Großmeister-Riege aus Baden-Baden hat souverän ihren deutschen Meistertitel verteidigt. Das Ausnahmeteam des Ooser Schachclubs (OSC) schloss die Bundesliga-Saison mit 27:3 Zählern und vier Punkten Vorsprung ab. Der Hamburger SK, der den Gastgebern gestern noch ein 4:4 abrang, wurde sensationell Vizemeister (23:7).

   Bereits am Samstag hatte der deutsche Pokalsieger das Double perfekt gemacht. Das Team um Spitzenspieler Viswanathan Anand deklassierte Werder Bremen mit 6:2. Dabei war vor allem das Brett von Magnus Carlsen dicht umlagert. Der 16-jährige Norweger schlug am vierten Brett den Tschechen Zybnek Hracek mit einer sehenswerten Endspiel-Kombination. Außerdem siegten sein dänischer Trainer Peter-Heine Nielsen, Anand und Alexej Schirow. Der überragende Wahl-Spanier steigerte damit seine Saisonbilanz auf überragende acht Siege und zwei Remis.

   Gegen Hamburg umging der "Hexer von Riga" allerdings nur mit Glück die erste Niederlage. Lubomir Ftacnik hatte - wie auch mehrere andere Spieler des nicht einmal in Bestbesetzung angetretenen Vizemeisters - gewaltigen Vorteil. Dank "zäher Verteidigung", befand Kapitän Sven Noppes, zogen aber alle seine Schützlinge den Kopf aus der Schlinge. "Die Luft war offensichtlich raus. Sergej Mowsesjan erzählte, dass es bei seiner tschechischen Mannschaft vergangene Woche genauso war: Sein Team stand als Meister fest und unterlag in der letzten Runde", berichtete Noppes. An einer zu langen Meisterschaftsfeier könne das enttäuschende 4:4 nicht gelegen haben, meinte er. "Die Spieler haben sich alle um Mitternacht verabschiedet", berichtete der OSC-Kapitän.

   Abgesehen vom Saisonausklang beherrschte Baden-Baden die Liga. "Dieses Jahr war es so einfach! Dabei dachte ich nach unserer einzigen Niederlage gegen Köln-Porz: Oje, oje, jetzt wird es wieder schwer", wunderte sich Anand über den Verlauf. Während der Inder sein Remis gegen den Hamburger Radoslaw Wojtaszek rasch verschmerzte, kippte der Schach-Weltverband FIDE einen Wermutstropfen in seinen Freudenbecher. In der neuen Weltrangliste übernahm der 37-Jährige doch nicht Platz eins, weil es die FIDE versäumte, das Topturnier im März in Linares (Spanien) auszuwerten.

   Unfähig zeigen sich die Verbände auch bei der Planung des Europapokals. Weil dieser einen Tag nach der Einzel-WM beginnt, dürfte der OSC einmal mehr passen. "Dass auf die Besten verzichtet wird, ist nicht nachzuvollziehen", kritisierte Wolfgang Grenke. Der Sponsor hatte zusammen mit Oberbürgermeister Wolfgang Gerstner, der sich "gerne zugunsten der Gastgeber parteiisch" zeigte, den 6:2-Sieg live verfolgt.

   Baden-Baden - Bremen 6:2.
1. Anand - McShane 1:0, 2. Swidler - Jewfimenko remis, 3. Schirow - Areschchenko 1:0, 4. Carlsen - Hracek 1:0, 5. Vallejo Pons - Pelletier remis, 6. Nielsen - Babula 1:0, 7. Mowsesjan - Nybäck remis, 8. Krasenkow - Knaak remis.

   Hamburg - Baden-Baden 4:4.
1. Wojtaszek - Anand remis, 2. Gustafsson - Swidler remis, 3. Ftacnik - Schirow remis, 4. Kempinski - Carlsen remis, 5. van Delft - Vallejo Pons remis, 6. Heinemann - Nielsen remis, 7. Sebastian - Mowsesjan remis, 8. Huschenbeth - Krasenkow remis.

 

Luke McShane
Luke McShane gegen Viswanathan Anand

 

Luke McShane
Magnus Carlsen


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