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Historische Übereinkunft in Prag

Zeller brilliert am Bodensee

von Harald Keilhack, 11. Mai 2002

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Nr. 4273 Manfred Schenk, Lörrach
Urdruck Stuttgarter Zeitung

Schach-Aufgabe

Matt in drei Zügen (4+3)


Die Lösung in der nächsten Ausgabe. Die Lösung der Mattaufgabe aus der vorherigen Ausgabe:










Nr. 4272 Ladislav Cimburek
17. DSB-Kongress Hamburg 1910, 1. Preis

 

1.Lb7! -- 1...-- 2.Sxg6# ; 1...Tg3 2.Sd3# ; 1...Dg3 2.Sxg6# ; 1...Txf4 2.d4# ; 1...Dxf4 2.Dh8# ; 1...Lxb7 2.Te6# 2.Sd3#

 

   Montag, der 6. Mai 2002 - ein historisches Datum in der Schachgeschichte. Am Rande des Eurotel-Schnellturniers in Prag trafen sich alle bedeutenden Figuren der Weltschachbühne: Spieler, Funktionäre, Organisatoren. Als Ergebnis wurde ein Papier unterzeichnet, dass das Ende des seit 1993 anhaltenden Chaos um den WM-Titel bedeuten sollte.

Damals hatten Kasparow und Short dem Weltschachverband Fide den Rücken gekehrt und ihren WM-Zweikampf in eigener Regie veranstaltet. Die Fide hatte daraufhin eiligst ein eigenes WM-Match mit den zuvor von Short besiegten Karpow und Timman organisiert.

Seitdem waren alle WM-Ausscheidungen, konkurrierend veranstaltet von wechselnden privaten Verbänden wie auch von der Fide, gekennzeichnet von Mauscheleien, Terminansetzungen und -absagen, usw. Die Fide führte Karpow, Khalifman, Anand und Ponomarjow als Titelträger. Kramnik löste vor anderthalb Jahren Kasparow als Weltmeister der privaten Verbände ab. Die Veranstalterfirma "Braingames" der beiden Finanzjongleure Alan Lubin und GM "Don Raymondo" Keene ist längst liquidiert, das Vermögen privater Investoren durchgebracht.

Die Übereinkunft von Prag sieht nun die Zusammenführung der beiden WM-Hemisphären vor. Auf der "privaten" Seite spielt Kramnik wie geplant gegen den Sieger des Ausscheidungsturniers von Dortmund (Topalow, Adams, Bareew, Morosewitsch, Gelfand, Leko, Schirow, Lutz). Auf der offiziellen Seite tritt Fide-Champ Ponomarjow gegen Kasparow an - das ist die eigentliche Überraschung des Deals.

Denn gerade der Weltranglisten-Erste war in der Vergangenheit der schärfste Kritiker der Fide-Gewaltigen. Und nun übergeht die Fide u. a. den ihr stets loyalen Inder Anand und nominiert den einst verhassten Kasparow kampflos zum Herausforderer "ihres" Weltmeisters. Die Sieger der beiden Matches (Kramnik vs. Dortmund-Gewinner und Ponomarjow vs. Kasparow) tragen dann im Herbst 2003 ihr Duell aus, der Gewinner soll von allen Seiten als Weltmeister respektiert werden.

Die Details nachfolgender WM-Zyklen sollen in den nächsten Wochen ausgearbeitet werden. Es zeichnet sich ein Trend zurück zum "klassischen" Schach ab, nur noch bedingt mit Entscheidungen im K.o.-System und Blitzschach. Die Ära der Endlos-Wettkämpfe mit zwölf bis 20 Partien in den Kandidatenkämpfen und 24 Spielen im WM-Match scheint indes unwiderruflich vorbei. Der Titelträger wird im nächsten Zyklus voraussichtlich unter den letzten Vier gesetzt sein; ein guter Kompromiss zwischen den alten Privilegien (der Weltmeister wartet auf seinen Herausforderer und behält bei einem Unentschieden den Titel) und den jüngsten K.o.-Turnieren, wo die Titelverteidiger von Beginn an im 128er-Feld mitspielen mussten.

Man kann nur hoffen, dass nicht wieder alles umgeschmissen und abgesagt wird. Für die Seriösität des Unterfangens spricht das Engagement von Bessel Kok als Organisationschef. Der belgische Geschäftsmann hatte sich Ende der Achtziger Jahre um die Durchführung des Weltcups verdient gemacht und geniesst einen untadeligen Ruf.


   Zum sportlichen Geschehen. Ganz überraschend gelangte in Prag der 50-jährige Exweltmeister Karpow ins Finale, wo er allerdings gegen Anand mit ½:1½ unterlag.

Karpow hatte auf dem Weg ins Finale Short, Kramnik, Morosewitsch und Schirow ausgeschaltet; Anand setzte sich im Halbfinale gegen Iwantschuk durch. Kasparow besiegte zunächst Milos und Polgar klar mit 2:0, schied aber im Viertelfinale in der Blitzschach-Verlängerung gegen Iwantschuk aus. Für Leko, der kürzlich in Dubai ein ähnliches Turnier gewann, war diesmal in Runde Eins Endstation.

Das Bodensee-Vierländerturnier gewann Baden mit 4:2/19 vor Bayern 3:3/18½, Württemberg 3:3/18 und der Schweiz 2:4/16½. Überragender Akteur der Württemberg-Auswahl war Zeller mit 2½/3 am Spitzenbrett, u. a. entzauberte er GM "Adlerauge" Schmaltz:

 










Schmaltz - Zeller [B42]
Vierlaenderturnier 2002

 

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Ld3 Sf6 6.0-0 d6 7.f4 Sbd7 8.Kh1 g6 9.Sc3 Lg7 10.Le3 0-0 11.Df3 Dc7 12.Tae1 b5 13.a3 Lb7 14.Dh3 Sc5 15.f5 Tae8 16.Lh6 Dd8 17.Lxg7 Kxg7 18.fxe6 fxe6 19.b4 e5 20.Sf3 Se6 21.Dh4 Dc7 22.Se2 d5 23.exd5 Lxd5 24.Sg3 e4 25.Sxe4 Sxe4 26.Lxe4 Tf4 27.Lxd5 Txh4 28.Sxh4 Dd7 29.Lb3 Sd4 30.Td1 Dg4 31.Sf3 Te2 32.Se1 Tf2 0-1

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