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Bundesliga-Auftakt: Stuttgart glücklos

Anand gewinnt Weltcupturnier

von Harald Keilhack, Oktober 2002

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Nr. 4297 Baldur Kozdon
Urdruck Stuttgarter Zeitung

Schach-Aufgabe

Matt in fünf Zügen (4+7): Das Ende der Sommerzeit: Vier weiße Lichter brennen schon am Baum.


Die Lösung in der nächsten Ausgabe. Die Lösung der Mattaufgabe aus der vorherigen Ausgabe:

 










Nr. 4296 Baldur Kozdon
Urdruck Stuttgarter Zeitung

 

1.Sfe4 f5 [1...f6 2.Sxf6 Sf5 3.Sf7# ; 1...Sf5 2.Sxf7+ Kh7 3.Seg5# ] 2.Sd2 Sf7 [2...f4 3.Sdf3 Sf5 4.Sf7+ Kh7 5.S3g5# ; 2...Sg4 3.Sdf3 ; 2...Sg8 3.Sdf3 ] 3.Kxf7 f4 4.Sc4 f3 5.Se5 f2 6.Sxg6#

 

   Wenig glücklicher Bundesliga-Auftakt für SSF Stuttgart. Von diversen Misslichkeiten im Vorfeld war der Kampf gegen die allenfalls gleich starken Wattenscheider geprägt, Stuttgart verlor 2½:5½. Der Kampf gegen Solingen schien rasch abgehakt, zwei schnelle Niederlagen, und eine dritte Null zeichnete sich auf Dauer ab. Doch nach Erfolgen von Bunzmann und Golubew war alles wieder offen; am Spitzenbrett hatte der 20-jährige Buhmann den früheren Weltklassemann P. Nikolic am Rande einer Niederlage. Mit knapper Not rettete Nikolic das Remis zum 4½:3½ für Solingen, nichtsdestotrotz ein in kämpferischer Hinsicht überzeugender Auftritt von Stuttgart.

Hier Golubews faszinierende Partie:

 










Piket - Golubew

 

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0-0 6.Le3 a6 7.Dd2 Sc6 8.Sge2 Te8 9.Tc1 Ld7 10.b3 e6 11.h3 Tb8 12.d5 exd5 13.cxd5 Se7 14.Lf4 Tc8 15.g4 c6 16.dxc6 Lxc6 17.Dxd6 Da5 18.b4 Da3 19.b5 Da5 20.bxc6 Sxc6 21.Dd2 Sb4 22.Ld6 Tcd8 23.a3 Dxa3 24.e5 Sxg4 25.hxg4 Lxe5 26.Kf2 Txd6 27.Dh6 Sd3+ 28.Kg2 Sxc1 29.Se4 Sxe2 30.Lxe2 Da2 31.Dxh7+ Kf8 32.Te1 Td1 33.Txd1 Dxe2+ 34.Sf2 Lg7 35.Td7 Db5 36.Tc7 Db6 37.Tc2 Db1 38.Tc7 Db2 39.Dh4 Kg8 40.g5 Ld4 0-1

 

   Stuttgart spielte mit C. Gabriel 0/1, Buhmann ½/2, Golubew 1/1, Jenni ½/2, Schmittdiel ½/2, Zeller ½/2, Duppel 1½/2, Bunzmann 1/2, W. Schmid ½/2.

In den Parallelkämpfen verlor Baden-Oos gegen Solingen mit 3½:4½ (wohl schon das Ende aller heimlichen Titelträume bei den Badenern) und gewann gegen Wattenscheid mit 5:3. Ansonsten blieben Überraschungen aus, es führen Lübeck, Porz, Kreuzberg und Solingen mit je 4:0 Punkten, Stuttgart liegt auf Platz 13.


  "Ich lösche gerade alle Kramnik-Partien aus meiner Datenbank", verkündete der norwegische GM Einar Gausel im Live-Chat unmittelbar nach dem enttäuschenden Ende der 8. Partie. Das ist in etwa so, als würde ein Teenager alle Bilder seines Idols verbrennen.

4:4 endete das Duell zwischen Kramnik und dem Programm Deep Fritz, und alle Seiten wirkten glücklich: Kramnik, der auf ein Flugzeug spart und auf die Börse in einem Revanchekampf hoffen darf. Die Computerleute, die weltmeisterliches Niveau für ihre Produkte reklamieren dürfen. Und die Medien, für die das Duell Mensch gegen Maschine allemal interessanter ist als Mensch gegen Mensch.

Überhaupt, die Medien. André Schulz und Frederic Friedel, Inhaber der Vertriebsfirma von Fritz, zeichnen zugleich verantwortlich für die gesamte Berichterstattung im Spiegel. Der Deutsche Schachbund zieht sich aus der PR-Arbeit zurück, sogar das offizielle neue Portal www.schachbundesliga.de wird von der Monopolfirma aus Hamburg betrieben.

Der erwähnte Friedel war auch bei Kasparows Niederlage gegen Deep Blue dabei, als Kasparows Berater. Kasparow verlor zwei Partien; eine durch den größten Fehlzug seiner Laufbahn, die andere durch Aufgabe in einer Remisstellung. Kramniks Verluste kamen auf genau die selbe Weise zustande - in der Schlussstellung der sechsten Partie hatte er noch Rettungschancen, wie herausgefunden wurde.

In den zwei Jahren seit seinem Sieg über Kasparow hat Wladimir Kramnik viel Kredit beim Fachpublikum verspielt: Eine Hinhaltetaktik bei Verhandlungen über WM-Kämpfe, seit einem Jahr keine Teilnahme an ernsthaften Turnieren, wenig weltmeisterliche Resultate bei Schnell- und Schauturnieren. Schon im Vorfeld redete er notorisch seinen Gegner stark ("Fritz ist viel stärker als damals DeepBlue"), während des Matches in Bahrain war er nie um Erklärungen verlegen. Eine simple Zugumstellung soll ihn in der letzten Partie aus dem Konzept gebracht haben. Der Nichtangriffspakt in den letzten zwei Spielen als Höhepunkt einer Show, die Kramnik mit 700 000 Dollar versüßt wurde. Im Dezember spielt Kasparow für eine ähnliche Gage gegen das israelische Programm Junior.


   Den Weltpokal im indischen Hyderabad gewann Anand im Finale mit 1½:½ gegen Kasimdschanow. Im Halbfinale, beim 3½:2½ gegen Dreew, musste Anand ein Damenendspiel mit drei gegen vier Bauern am Königsflügel remis halten, sonst wäre er ausgeschieden - genau jenes Endspiel, das bei der fünften Partie Deep Fritz - Kramnik "so verzweifelt" erschien, dass Kramnik lieber gleich eine Figur einstellte.


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