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Kramnik zur Halbzeit wie ausgewechselt

Seltsame Wende in Bahrain

von Harald Keilhack, Oktober 2002

mehr Schachtexte von Harald Keilhack


Nr. 4296 Baldur Kozdon
Urdruck Stuttgarter Zeitung

Schach-Aufgabe

Matt in sechs Zügen (3+4): Den alleinstehenden König können zwei Springer nicht mattsetzen, aber wenn der Verteidiger noch Material hat, kann es anders aussehen!


Die Lösung in der nächsten Ausgabe. Die Lösung der Mattaufgabe aus der vorherigen Ausgabe:

 










Nr. 4295 F. Pedersen - P. Bergström
Europapokal Chalkidike 2002

 

1.De5?? und nach Damentausch läuf der c-Bauer durch, falls die Dame weg zieht, folgt 2.Dh8#. Das dachte auch der Schwarze, und er gab die Partie umgehend auf. Indes  1...Dxe5! [1...Dd2 2.Dh8# ] 2.fxe5 f4! und 3...g5# ist nicht mehr abzuwenden.

 

   Wie zur Halbzeitpause ausgewechselt scheinen die Akteure beim Zweikampf Kramnik gegen Deep Fritz. Die erste Wettkampfhälfte sah einen souveränen Kramnik, die zwei Remisen für die Maschine entsprangen einer Mischung aus Gnade und Vorsicht.

Die Wende dann in der fünften Partie. Kramnik steht mit Schwarz etwas schlechter. Direkte Gefahr besteht freilich nicht, und auch keine Zeitnot. Dann das Unbegreifliche: Kramnik stellt anderthalbzügig einen Springer ein. Solch ein Versehen unterläuft einem durchschnittlichen Oberligaspieler etwa einmal in fünf Jahren. Bei vernünftigem Spiel wäre ein Damenendspiel mit vier gegen drei Bauern am Königsflügel entstanden. Dasselbe Endspiel wie in Kramnik - Anand, Monaco 1999, dort hatte Kramnik die vier Bauern und erreichte nicht annähernd Gewinnchancen. In der sechsten Partie setzte Kramnik ganz wider sein vorsichtiges Naturell auf einen abenteuerlichen Angriff und scheiterte.

Abenteuerlich sind auch die Erklärungen, die auf den Pressekonferenzen geliefert werden. Da ist einmal von "Ermüdung" Kramniks die Rede (nach zuvor vier undramatischen Partien in neun Tagen, bei jedem Eliteturnier sind die Bedingungen härter), mal vom "ungeheuren Druck" beim Spiel gegen die Maschine, weil man sich nicht den geringsten Fehler erlauben dürfe. Den eingestellten Springer hätte ihm jeder Klubspieler weggenommen. Kramnik selbst kann höchstem Druck standhalten, das hat er zu Genüge beim Zweikampf gegen Kasparow bewiesen.

Ähnlich schwach wie zuletzt Kramnik sah man überhaupt nur einmal einen Weltmeister spielen: Nämlich Kasparow bei seiner Niederlage gegen das IBM-Programm Deep Blue 1997.

Beim Zwischenstand von 3:3 zum Redaktionsschluss ist nun alles offen, heute findet die achte und letzte Partie statt.


   Gutes Schach wird derweil beim Weltpokal im indischen Hyderabad gespielt, obwohl viele Topspieler fehlen. Iwantschuk und Morosewitsch schieden in den Vorrunden aus, unter den Viertelfinalisten ist Anand der große Favorit - zum Leidwesen seines Klubs Baden-Oos; beim Bundesligastart am Wochenende wäre Anand allenfalls im Falle eines vorzeitigen Ausscheidens dabei gewesen.

 










Xu Jun - K. Sasikiran
Weltpokal Hyderabad 2002

 

1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 e6 5.e3 Sbd7 6.Dc2 b6 7.cxd5 exd5 8.Ld3 Lb7 9.0-0 Le7 10.e4 dxe4 11.Sxe4 0-0 12.Se5 c5 13.Sxd7 Sxd7 14.dxc5 bxc5 15.Lf4 Db6 16.Tad1 g6 17.Lc4 Tad8

Der 21-jährige Inder Sasikiran hatte zuvor seinen großen Landsmann Anand bezwungen. Nach dem folgenden Spießrutenlauf musste er indes seine Koffer packen, und Anand schaffte es doch noch ins Viertelfinale.

18.Lh6 Tfe8 19.Dc3 Lf6 Soweit alles erzwungen (19...Sf6 20.Sg5) 20.Lxf7+ Kxf7 21.Sg5+ Lxg5 Wieder erzwungen, 21...Kg8 22.Dc4+ Nun muss der König ins Freie: 22.Dg7+ Ke6 23.Lxg5 Tg8 24.De7+ Kf5 25.f3 Sf6 26.Lxf6 c4+ 27.Kh1 Db5 28.Lc3 1-0

 

   Im Alter von 57 Jahren ist der internat. Meister Jürgen Dueball gestorben. Der gebürtige Berliner vertrat Deutschland auf den Schacholympiaden Skopje 1972 und Nizza 1974. Bis 1992 war Dueball Stammspieler bei einem der erfolgreichsten europäischen Klubs, der SG Solingen, mit der er zahlreiche nationale und internationale Titel errang.

Oberliga Württemberg, 1. Runde: Stuttgart II - Böblingen 3:5, Ulm - Wolfbusch 5:3, Sindelfingen - Lindenberg 5:3, Tübingen - Marbach 5½:2½, Pfullingen - Ditzingen 3½:4½.


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