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Großer Auftritt von Schirow

Kasparow gegen Junior verlegt

von Harald Keilhack, September 2002

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Nr. 4292 Ralf Krätschmer, Neckargemünd
Urdruck Stuttgarter Zeitung

Schach-Aufgabe

Matt in zwei Zügen (6+2)


Die Lösung in der nächsten Ausgabe. Die Lösung der Mattaufgabe aus der vorherigen Ausgabe:










Nr. 4291 Ralf Krätschmer, Neckargemünd
Urdruck Stuttgarter Zeitung

 

1.Db4 (droht Dd6#) "1.g4? droht nichts" (Krätschmer) 1...Kxd4 2.Dd2+ Ke5 3.g4 (droht Sc6#) 3...fxg3 4.Dg5+ Kd4 5.Sb5# *

 

   Vom Duell Russland gegen den Rest der Welt eine mitreißende Partie; beide Seiten überbieten sich mit materiellen Angeboten beim Kampf um die Initiative, zum Schluss entsteht ein Endspiel mit vier verbundenen Freibauern gegen einen Turm. Alexej Schirow, erfolgreichster Punktesammler von "Team Welt", bestätigt seinen Ruf als bester Spieler in Stellungen mit materiellem Ungleichgewicht:

 










A. Grischuk (Russland) - A. Schirow (Welt)
Russland - "Welt", Moskau 2002, 9. Runde, Caro-Kann-Verteidigung

 

1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 Lf5 4.Sc3 e6 5.g4 Lg6 6.Sge2 c5 7.Le3 Sc6 8.dxc5 Tc8 9.f4 Dh4+ 10.Lf2 Dxg4 11.Dd2 Sb4 12.Tg1 Df5 13.Tc1 Sxc2+ 14.Kd1 d4! Der schwarze Handstreich mit ...Dh4+ und Sb4:c2+ ist vollendet, und im Gegenzug droht die Initiative auf Weiß überzugehen, z. B. mit Sd4 nebst gelegentlich f4-f5 samt e5-e6 und/oder Sb5-d6. Mit ...d5-d4! gibt Schwarz den Mehrbauern, aber nicht den Kampf um die Initiative auf, u. a. mit Blick auf den Kd1. 15.Lxd4 Sb4 16.Sg3 Dg4+ 17.Le2 Dh4 18.Sce4 Sc6 19.Sd6+ Lxd6 20.exd6 Sxd4 21.Dxd4 Sf6 22.Lb5+ Kf8 23.d7 Sxd7 24.Lxd7 Td8 Die Geschichte mit Sd6+ konnte Schwarz nicht verhindern, aber dank der geöffneten d-Linie erlangt er Gegendrohungen - fügt man einen sBd5 hinzu, würde Weiß dominieren. 25.Ke1 Dxh2 26.Kf1 h5 27.Tg2 Dh3 28.Kg1 h4 29.Sf1 Th5 Damit hat Schwarz seine Kräfte im Spiel. Nun ist es wiederum an Weiß, mit einem Opfer den Gang der Dinge zu ändern. 30.Txg6 Allerdings kam auch das gierige 30.Db4 Kg8 31.Dxb7 in Frage. 30...fxg6 31.Dd6+ Kf7 32.Te1 Dg4+ 33.Kf2 Txd7 34.Dxd7+ Kf6 35.Dd8+ Kf7 36.Dd7+ Kf6 37.Se3 Das Dauerschach wäre ein plausibles Ende, doch Russland lag zur 9. Runde mit drei Punkten zurück. Nun wird wieder Weiß gejagt: 37...Dxf4+ 38.Ke2 Te5 39.Kd3 De4+ 40.Kd2 Db4+ 41.Kd1 Txc5 Der Bauerngewinn schließt das Intermezzo ab. Jetzt ist wieder Weiß am Drücker: 42.Tf1+ Tf5! Die Retourkutsche zu 30.T:g6. Schwarz gibt die Qualität und begradigt seine Bauern wieder. 43.Sxf5 gxf5 44.Dd2 Dxd2+ 45.Kxd2 g5 46.Ke2 g4 47.Tc1 h3 48.Kf2 f4 49.Tc7 g3+ 50.Kf3 h2 51.Th7 e5 52.Th6+ Kg5 53.Th8 e4+ 54.Kg2 Kf5 55.Tf8+ Ke5 56.Th8 Kd4 57.Th4 Ke3 58.b4 b5 59.a3 a6 Ein Stehversuch am Ende dieser temporeichen Partie. Tatsächlich herrscht beiderseitiger Zugzwang: Schwarz am Zug hätte mit 60...f3 61.K:g3 f2 62.Kg2 Ke2 63.T:e4+ Kd2 64.Th4 Ke2 bzw. 60...Kd2 61.T:f4 e3 62.Td4+ Kc2 gerade noch ein Remis. Doch Weiß muss ziehen, und er kann seinen Turm nicht auf dem optimalen Verteidigungsfeld h4 halten (Motiv T:e4+ in der ersten Variante). Daraus folgt: Stünde einer der schwarzen Bauern in der Diagrammstellung auf a6 oder b6, wäre die Partie nach 58.a3! bzw. 58.b3! remis. 60.Th8 f3+ 61.Kxg3 f2 62.Kg2 Ke2 0-1

 

   Unterdessen wurde nach Erklärungen für das schwache Abschneiden von Kramnik (spielte trotz Fieber) und Kasparow gesucht. Beide bereiteten sich auf gut dotierte Schaukämpfe mit Computern vor; Kramnik spielt vom 4.-19. Oktober in Bahrain gegen Fritz, Kasparows Duell mit Junior - ebenfalls für Oktober geplant -wurde kurzfristig verschoben. Sollte die übermäßige Beschäftigung mit dem Computergegner ihr Spiel gegen Menschen negativ beeinflusst haben!? Das wurde zumindest behauptet. Wo doch die Schachcomputer-Lobby uns ständig eintrichtert, dass man dank ihrer Produkte (noch) stärker werden kann.


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