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Schaukämpfe mit Timman und Short

WM-Veteranen im Vorruhestand

von Harald Keilhack, 10. August 2002

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Nr. 4285 C. Mansfield
The Problemist 1956

Schach-Aufgabe

Matt in zwei Zügen (6+5)


Die Lösung in der nächsten Ausgabe. Die Lösung der Mattaufgabe aus der vorherigen Ausgabe:

 










Nr. 4284 A. Åkerblom
Nya Dagligt Allehanda 1930

 

1.Tb5! Zugzwang 1...f3 [1...La6 2.Sc7# ; 1...Lc8 2.Sc7# ; 1...Lc6 2.Da1# ]
2.Sb6#

 

   Nigel Short und Jan Timman waren in den Jahren um 1990 - den letzten des Kalten Krieges - die führenden Spieler der westlichen Welt.

Short besiegte 1992 überraschend Karpow und beendete damit die Ära der epischen Karpow-Kasparow-Duelle. Zum Eklat kam es, als Kasparow und der inzwischen 37-jährige Engländer beschlossen, ihr fälliges WM-Match "privat", also außerhalb des Weltschachverbands Fide zu veranstalten, der besseren Verdienstmöglichkeiten wegen. Eiligst organisierte die Fide einen eigenen WM-Kampf mit Timman und Karpow. Die sportliche Geschichte der beiden WM-Kämpfe 1993 ist schnell erzählt: Short (gegen Kasparow) und Timman (gegen Karpow) verloren klar.

Für beide war es, zumindest auf Weltschachebene, der Schwanengesang. Die Karriere des jetzt 50-jährigen Holländers begann sich ohnehin zu neigen. Short hingegen sah sich nach dem "gekaperten" Match Boykotten gegenüber und nutzte die Millionenbörse zu einem reichlich zeitigen Vorruhestand.

Dieser Tage sah man beide wieder in Aktion. Jan Timman bestritt im Rahmenprogramm der Dortmunder WM-Ausscheidung (wir berichteten) ein Match gegen Arkadi Naiditsch - der 16-Jährige hat bereits den GM-Titel und gilt als größte deutsche Hoffnung:

 










J. Timman - A. Naiditsch
2. Matchpartie Dortmund 2002
Sizilianische Verteidigung

 

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.h3?! Ein Zug, der zwar brauchbar gegen den Najdorf-Aufbau (...d6/...a6/...e5) sein mag, aber nicht, wenn Schwarz auf den Drachenaufbau mit ...g6 umschwenkt. Es scheint, als wolle Timman vor einem theoretischen Duell kneifen. 6....g6! 7.Le3 Lg7 8.Dd2 b5 9.0-0-0 Lb7 10.f3 Sbd7 11.g4 Tc8 12.Kb1 0-0 13.Lh6 Lxh6 14.Dxh6 e5 15.Sb3 b4 16.Sd5 Sxd5 17.exd5 a5 18.h4 Siehe Anmerkung zum sechsten Zug. 18...Dc7 19.Ld3 a4! Hält sich nicht mit 19...Lxd5 auf (20.h5!) 20.Sd2 Sc5 21.Lf5 Eine Art Notopfer, c2 soll so gedeckt bleiben. 21...b3! 22.cxb3 axb3 23.a3 La6! 24.Tc1 Db7 25.Lxc8 Txc8 Ganz still hat Schwarz die Qualität gegeben. Als Gegenleistung muss Weiß endgültig seine Angriffshoffnungen begraben (h4-h5:g6/...f:g6!). 26.Sc4 Sa4 27.Sxd6 Tc2!! Und das stille Damenopfer als Höhepunkt der Partie: 28.Thd1 (28.Sxb7 Txb2+ 29.Ka1 Ta2+ 30.Kb1 Ld3+ 31.Tc2 Sc3+ 32.Kc1 Txc2# ; 28.Txc2 bxc2+ 29.Kxc2 Dxb2+) 28...Txb2+ 29.Ka1 De7! 30.Sb5 Lxb5 31.Tc8+ Le8 32.d6 Dd7 33.Tc4 Tc2 34.Txc2 bxc2 35.Td3 Sc5 36.Tc3 Dxd6 0-1

 

   Am Ende trennte man sich leistungsgerecht mit einem 4:4. Schlimmer erging es dem Kollegen Short, der im Rahmen einiger Schaukämpfe in China gegen die zweimalige Damenweltmeisterin Xie Jun mit 1:3 unter die Räder kam:

 










Xie Jun - N. Short
2. Matchpartie Jinan 2002, Weiß am Zug

 

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 c5 4.exd5 exd5 5.Sgf3 Sc6 6.Lb5 cxd4 7.0-0 Ld6 8.Sb3 Sge7 9.Sbxd4 0-0 10.Lg5 Db6 11.c3 a6 12.Lxc6 bxc6 13.Te1 Sg6 14.Dc2 Ld7 15.b3 Tfe8 16.Txe8+ Txe8 17.Te1 Txe1+ 18.Sxe1 c5 19.Sdf3 h6 20.Le3 Dc7 21.Dd2 Se7 22.h3 Lf5 23.Sd3 Le4 24.Sfe1 g5 25.b4 cxb4 26.cxb4 Dc4 27.Lc5 Lxc5 28.Sxc5 Sc6 29.Sxe4 dxe4 30.a3 Sd4 31.h4 f6 32.hxg5 hxg5 33.De3 Kf7 34.Kh2 Se6 35.Da7+ Kg6 36.De7 Sg7 37.f3 exf3 38.Sxf3 Df4+ 39.Kg1 Dc1+ 40.Kh2 Dxa3 41.De4+ Kh6 42.Dd4 Sh5 43.Dd8 Db3 44.Dh8+ Kg6 45.De8+ Df7 46.Dc6 De7 47.Dxa6 Dxb4 48.Dd3+ Kh6 49.Dd8 Df4+ 50.Kg1 Sg7

Gespielt wurde mit 20 Minuten plus zehn Sekunden Zugabe pro Zug. Mit dem Mehrbauern will Schwarz natürlich gewinnen, aber ...

51.Sd4! Ein klassisches Fallenspiel. 51...g4?? 52.Dh8+ Kg6 53.Dxg7+! (53.Dxg7+ Kxg7 (53...Kh5 54.Dh7+ ) 54.Se6+ ) 1-0

Die Springergabel, jener albtraumhafte Schrecken des Amateurspielers, fordert ihr jüngstes prominentes Opfer.

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