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Radschabow setzt seinen Aufstieg fort

Drei Bücher Stuttgarter Autoren

von Harald Keilhack, 12. Juni 2002

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Nr. 4277 Ralf Krätschmer, Neckargemünd
Urdruck Stuttgarter Zeitung

Schach-Aufgabe

Matt in vier Zügen (4+3)


Die Lösung in der nächsten Ausgabe. Die Lösung der Mattaufgabe aus der vorherigen Ausgabe:










Nr. 4276 J. Hartong
Probleemblad 1957

 

1.Sd7 Zugzwang, z. B. 1...Ke6 1...Shxg6 2.Sd6# ; 1...Sfxg6 2.Sd6# 2.gxf8S#

 

   Beim Turnier in Sarajevo setzte der 15-jährige Teimour Radschabow seinen Aufstieg in Richtung Weltspitze fort. Der Turniersieg ging an den tschechischen Spitzenspieler S. Movsesian, nachdem Schirow sich in der entscheidenden Schlussrundenpartie veropfert hatte. Der Endstand:

1. Movsesian 6 aus 9, 2. I. Sokolov 5½, 3.-6. Radschabow, Schirow, Dreew, Smirin je 5, 7. Georgiew 4½, 8.-9. Dizdarevic, Kozul je 3½, 10.Kozul 2; Elo-Durchschnitt 2628.

 










T. Radschabow - E. Dizdarevic
Sarajevo 2002 9. Runde, Unregelmäßige Eröffnung

 

1.d4 d6 2.c4 e5 3.d5 f5 4.e4 Sf6 5.exf5 Lxf5 6.Sc3 Sa6 7.Sge2 Se4 Der erfahrene bosnische Großmeister setzt gegen das Wunderkind auf einen Altindisch-Verschnitt. Die Stellung ist längst abseits jeder Theorie. 8.Sxe4 Lxe4 9.Sg3 Lg6 10.Ld3 Lxd3 11.Dxd3 Sc5 12.Dc2 Le7 13.Le3 Sd7 14.Df5 Mt einfachen Manövern erlangt Weiß Initiative auf den hellen Feldern. Es sieht alles sehr einfach aus, nichtsdestotrotz versanden solche Partien allzu leicht im Remis.  14...Sf6 15.0-0 Dd7 16.f4 exf4 17.Lxf4 g6 18.Dd3 0-0 19.Tae1 Se8 20.Lh6 Txf1+ 21.Txf1 Sg7 22.Dd4 Ld8 23.Df4 De8? (23...De7) cheinbar hat Weiß sich festgerannt. Indes:  24.c5! dxc5 25.d6! cxd6 26.Dc4+ Kh8 27.Dc3 [27.Dc3 Dg8 28.Lxg7+ Dxg7 29.Tf8# ] 1-0

 

   Schriftstellerischer Fleiß bei den Akteuren des SSF Stuttgart. Bei drei verschiedenen Verlagen brachten die Bundesligaspieler jüngst folgende Titel heraus:

Mikhail Golubev: The Sicilian Sozin (engl.), Gambit Publications, London 2001/02. 272 Seiten, kartoniert, ca. 25 Euro.

Sizilianisch mit 6.Lc4, also Fischer-, Sosin-Angriff und Verwandtes nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 (auch e6/Sc6) 3.d4 c:d4 4.S:d4 Sf6 5.Sc3 a6/Sc6 6.Lc4. Eine detaillierte Studie zu diesem scharfen Angriffssystem - häufig rochiert Weiß lang und spielt einen Opferangriff am Königsflügel. Das Buch vom führenden britischen Schachverlag ist sehr "technisch", dass heißt präzise Theorie, peinlich genau im Hinblick auf Zugumstellungen, aber mit eher knappen textlichen Erläuterungen. Das ukrainische Spitzenbrett der "Schachfreunde" präsentiert eine Fleißarbeit mit vielen Originalanalysen, für Spezialisten des Systems unerläßlich.

Valeri Bronznik: Die Tschigorin-Verteidigung 1.d4 d5 2.c4 Sc6, Schachverlag Kania, Schwieberdingen 2001/02, 302 Seiten, gebunden, 22,50 Euro.

Ein aggressives Schwarzsystem sehen wir hingegen in der Erstlingsarbeit des in Stuttgart ansässigen Schachtrainers. Auch diese Arbeit, die bereits hervorragende Fachkritiken erhielt, ist in erster Linie theoretisch, jedoch mit einem guten Anteil an erklärendem Text. Die Tschigorin-Verteidigung ist nicht zuletzt dank der Erfolge von Morosewitsch im Aufwind; der Klubspieler erhält hier eine sehr praxistaugliche Waffe, da Schwarz wie kaum in einer anderen Eröffnung frühzeitig um die Initiative kämpfen kann.

Frank Zeller: Tübinger Meisterturnier 2001, Promos-Verlag (Hrsg. H. Ellinger) Pfullingen 2002, 128 Seiten, kartoniert, 12,50 Euro.

Ein kleiner Anachronismus scheint das Buch zu dem Turnier, bei dem der Autor wie auch Igor Beresowski den IM-Titel sicherstellten. Denn Turnierbücher sind "out", das Internet als Plattform für größere und kleinere Veranstaltungen "in". Liebevoll gemacht ist das Buch, abgesehen von Schwächen im Layout, allemal. Die Partiekommentare des dreifachen württembergischen Meisters sind lehrreich und eingängig - der Durchschnittsspieler kann beim Studium durchaus etwas lernen.


   Zum Auftakt der nächsten Bundesliga-Saison spielt SSF Stuttgart am 19./20. Oktober gegen Solingen und Wattenscheid, Austragungsort ist Baden-Baden. Heimspiele gibt es am 14./15. Dezember gegen Forchheim und Tegernsee sowie am 8./9. Februar gegen Kreuzberg und Neukölln. Wieder meinten es die Terminplaner nicht gut mit dem Stuttgarter Publikum - die Begegnungen gegen die mit Weltstars gespicken Titelanwärter Lübeck, Porz, Baden-Oos und Solingen finden auswärts statt.


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