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Der Shogi-Meister am Schachbrett

Habu verblüfft die Fachwelt

von Harald Keilhack, 25. Mai 2002

mehr Schachtexte von Harald Keilhack


Nr. 4275 K. Harcz
Magyar Sakkvilág 1925

Schach-Aufgabe

Matt in zwei Zügen (4+5)


Die Lösung in der nächsten Ausgabe. Die Lösung der Mattaufgabe aus der vorherigen Ausgabe:










Nr. 4274 Manfred Schenk, Lörrach
Urdruck Stuttgarter Zeitung

 

1.Lf8! Nicht1.Ld6? Sf4+! oder 1.Le7? Sf6! 1...Sg7 [1...Sf4+ 2.Txf4 ; 1...Sf6 2.Txf6 ; 1...Sg3 2.hxg3 ; 1...h6 2.Lxh6 Sg7 (2...Sf6 3.Txf6 Kd1 4.Tf1# ; 2...Sg3 3.hxg3 Kd1 4.Tf1# ) 3.Lxg7 Kd1 4.Tf1# ] 2.Lxg7 h6 [2...h5 3.h4 Kd1 4.Tf1# ] 3.Lxh6 Kd1 4.Tf1#

 

   Für Schlagzeilen sorgt derzeit der Japaner Yoshiharu Habu, der weltbeste Spieler im "japanischen Schach" Shogi, das dort viel populärer ist als das hierzulande eher bekannte Go.

Habu gelang das, was bisher nur dem Romanheld "Dr. B." in Stefan Zweigs Schachnovelle gelungen war: Nämlich mit ein bisschen Literaturstudium und ohne jegliche Turnierpraxis Meisterstärke zu erlangen. Schon in seinem ersten Turnier, dem Chikago Open 2000, lieferte Habu dem US-Spitzenspieler Yermolinsky einen erbitterten Kampf. In St. Quentin 2001 schaffte Habu bereits eine Norm zum internationalen Meister. Sein dritter Auftritt, dieser Tage im NAO-Einladungsturnier in Paris, sah den 32-jährigen mit 4½ aus 9, punktgleich mit der Schachlegende Mark Taimanow.

Stefan Zweig hin oder her, im Schachsport gilt ein ehernes Gesetz: Als Jugendlicher oder besser noch im Kindesalter anfangen, mühsam eine Stufe der schachlichen Ausbildung nach der anderen nehmen, dann winkt nach zehn Jahren intensiver Beschäftigung ein mittleres Meisterniveau. Die Vorstellung, ein dahergelaufenes Genie könnte bislang unentdeckte Strategien finden und damit die Fachwelt in Erstaunen setzen, mag zwar die schriftstellerische Fantasie beflügeln - ist aber in Wirklichkeit etwa ebenso wahrscheinlich wie dass ein bislang noch nicht bekannter Kontinent entdeckt wird.

Tatsächlich ist Habus Spiel in keinster Weise außergewöhnlich - jedoch verblüffend gut in Hinblick auf seine minimale Praxis:

 










Yoshiharu Habu - T. Serafimow (Elo 2288)
NAO-Meisterturnier Paris 2002, 1. Runde
Caro-Kann-Verteidigung

 

1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Lf5 5.Sg3 Lg6 6.h4 h6 7.Sf3 Sd7 8.h5 Lh7 9.Ld3 Lxd3 10.Dxd3 e6 11.Lf4 Da5+ 12.Ld2 Dc7 13.0-0-0 0-0-0 14.De2 Ld6 Eine Standardstellung, 14...Sgf6 ist üblicher. 15.Se4 Lf4 16.c4 Sgf6 17.Sc3 The8 18.Kb1 a6 19.c5!? Gibt dem Gegner das Feld d5 und macht den eigenen Läufer "schlecht". Im Gegenzug werden b6 und d6 fixiert sowie insbesondere der Vorstoss ...c6-c5 unterbunden. 19...Sd5?! Routinemäßig und schlecht! Schwarz musste auf 19...Lxd2 umsatteln: 20.Sxd2?! (20.Txd2 e5 21.dxe5 Sxe5 mit Ausgleich laut Lautier) 20...e5! 21.Sce4 exd4 22.Sd6+ Dxd6 23.Dxe8 Dd5 24.De2 Sxc5 20.Le1! "Rettet" den schlechten Läufer vor dem Abtausch. Erneut eine sehr konkrete Stellungseinschätzung des Japaners! 20...Db8 21.Sxd5 cxd5 22.g3 Lc7 23.Tc1 Bereitet den Angriff auf der c-Linie vor, die Wirkung des Gegenstosses ...e6-e5 verpufft: 23...e5 24.dxe5 Sxe5 25.Sxe5 Lxe5 26.c6 Da7 27.f4 Lf6 28.Dc2 b5?! (28...Db6) 29.La5 Td6 30.Thd1 d4 31.Df5+ Tde6 32.g4 De7 33.c7 Dd7 34.g5 hxg5 34...Le7 35.Dxf7 hxg5 36.Txd4 Dxd4 37.Dxe8+ 35.fxg5 Le5 36.Df3 Hier zeigt sich der Sinn von g4-g5: Der Dame ist der Weg nach a8 gebahnt! 1-0

 

 










Habu - Yermolinsky
Chikago 2000

 

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.Le2 0-0 6.Sf3 e5 7.0-0 Sc6 8.d5 Se7 9.Se1 Sd7 10.Le3 f5 11.f3 f4 12.Lf2 g5 13.Tc1 Sg6 14.c5 Sxc5 15.b4 Sa6 16.Sb5 Ld7 17.Sxa7 h5 18.a4 Tf7 19.Sd3 Lf8 20.Sb5 Tg7 21.Kh1 Sh8 22.g3 fxg3 23.Lxg3 Sf7 24.Tg1 Tc8 25.Lf2 Df6 26.Le3 Tg6 27.Dd2 Le7 28.Sc3 Kh7 29.b5 Sc5 30.Sxc5 dxc5 31.d6 Dxd6 32.Sd5 b6 33.a5 Ta8 34.a6 Ld8 35.Tcd1 Le8 36.Db2 De6 37.Ld2 Sd6 38.Lc3 g4 39.Lxe5 gxf3 40.Sf4 fxe2 41.Sxe6 exd1D 42.Sf8+ Kg8 43.Txd1 Kxf8 44.Lxd6+ cxd6 45.Dh8+ Ke7 46.Dh7+ Lf7 47.e5 Ke8 48.Txd6 Txd6 49.exd6 Ta7 50.Kg1 c4? 51.De4+ Kd7 52.Dc6+ Ke6 53.Dc8+ 1-0

 

   Auch in Deutschland wird Shogi gespielt. Regeln, Kontaktadressen u.v.m. findet man im Internet unter www.shogi.de. Am 8./9. Juni finden im Forum 3, Gymnasiumstr. 21, die Stuttgart Shogi Open 2002 statt.


   Die Offene Stuttgarter Stadtmeisterschaft in Ditzingen gewann D. Bunzmann mit 6½ aus 7 vor H. Rau, Haub, Weindl, Ksieski, Kühn und Zeller mit je 5½ (103 Teilnehmer). In Crailsheim siegte ein Großmeister-Trio mit Wells, Karpatschew und Schmittdiel, je 6 aus 7 (128 Tln.). In Reutlingen setzte sich der Württembergische Meister von 1978, E. Frolik (Böblingen) durch (48 Tln.).


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