Zielstrebig ohne Orang-UtanPaul Motwani brauchte für gute Schachideen im Zoo keinen tierischen Beistandvon Harald Fietz, Foto Archiv Harald Fietz, März 2002 |
Der Legende nach soll Savielly Tartakower beim New Yorker Turnier 1924 im Zoo zum Zug 1.b4 inspiriert worden sein. Allerdings analysierte er selbst in seinem 1925 erschienenen Klassiker "Die hypermoderne Schachpartie. Ein Schachlehr- und Lesebuch" die Partie Reti gegen Speyer, welche bereits 1923 in Scheveningen gespielt wurde. Dort heißt es im launigen Stil des damaligen Grandseigneur der Schachkommentierung: "Von einem Schachzoologen wurde dieser Zug, offenbar mit Rücksicht auf das Kletterungsmanöver b2-b4-b5, als Orang-Utan-Eröffnung' bezeichnet." Scheinbar helfen visualisierbare Analogien, gewisse Dynamiken des königlichen Spiels begreiflich zu machen.
Viel Spaß beim Freiluftschach: Harald Fietz (links) und Paul Motwani
Der schottische Großmeister und Buchautor Paul Motwani schwört dagegen auf Akronyme. Diese Initialwörter versinnbildlichen einen schachlichen Grundgedanken unabhängig davon, ob dieser strategischer oder taktischer Natur ist. Angefangen hat alles 1996 mit dem feurigen Titel "H.o.t. chess", was synonym für Highly Original Thinking steht. In diese Kategorie kann das Kennwort "Z.O.O". eingeordnet werden, was nicht nur auf den Ort des Geschehens - in diesem Fall das Freiluftschach im Karlsruher Zoo - hinweist, sondern veranschaulicht, dass in der Partie ein Bauernvormarsch auf der b-Linie zielstrebig ohne Orang-Utan die Initiative erobert. Weiter als b7-b5 brauchte sich der b-Bauern nicht schwingen, um den Stützpunkt c4 zu kontrollieren und die offene a-Linie zu provozieren. Danach folgte ein flottes Lehrstück über aktives Figurenspiel und taktische Finessen. Paul Motwani hat den gemeinsamen Analysen von 1993 vier aktuelle Anmerkungen in Englisch beigefügt - verbunden mit dem Wunsch, dass der Nachspielenden ein tierisches Vergnügen erfährt.
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Grant,J/Fietz,H (2280) - Motwani,P (2520) [A21]
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