Europas Schachclubs vereint unter der Sonne KretasSibirisches Team von Norilsky Nikel erobert souverän die kontinentale Kronevon Harald Fietz, Oktober 2001 |
Auch wenn den beiden Bundesliga-Teams gegen Ende des Turniers die Kampfkraft ausging, haben deutsche Akteure einige Glanzlichter gesetzt. Die Opferorgie von Stefan Berndt am Neuköllner Spitzenbrett erregte überall Aufsehen. Ein weiterer Kombinationssieg gab es gegen den US-Veteran James Sherwin in Reihe des walisischen Team Monmouth bei 6-0-Mannschaftssieg. Dieser hatte in den 50er Jahren bereits Robert James Fischer gegenüber gesessen.
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Sherwin,J (2359) - Berndt,S (2479) [A16]
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Sein Teamkollege Martin Borriss
versuchte ebenfalls oft aktives Spiel zu initiieren, aber nirgends gelang
es so überzeugend wie gegen den schottischen Fide-Meister, der seit
zehn Jahren beim europäischen Rechnungshof arbeitet und deshalb Bonnevoie
Luxemburg vertrat.
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Martin Borriss
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Borriss,M (2445) - Upton,T (2303) [C75]
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Einer von dem man es in diesem
Stil nicht erwartet hätte, blühte in südlichen Gefilden auf.
Dirk Poldauf, neben seiner Orientierung auf den russischen Sprachraum auch
mit einem Faible für die spanischsprachigen Länder, ist eigentlich
ein Vertreter des positionell orientierten Stils. Doch gegen den bekannten
russischen Jugendtrainer, der für Israelis von Herzlia antrat, setzte
er auf typische Aufmarschmuster eines e4-Spielers.
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"Wie bringen wir dem Dirk mehr Taktik bei?" (v.l.n.r.):
Martin Borriss, Dirk Poldauf, Stephan Berndt, Lars Thiede
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Poldauf,D (2403) - Bykhovsky,A (2443) [A28]
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Vom österreichischen Dialekt
seines Gegenüber beim weißrussischen Vertreter Vesnianka
überrascht wurde Neuköllns Brett sechs, der Rostocker
Mathematik-Student Henrik Rudolf. Da Visaprobleme nur ein Fünferteam
nach Kreta verschlug, machte Turnierdirektor Dirk de Ridder eine Ausnahme
und erlaubte den Einsatz zweier Ersatzleute des SK Hohenems. Leider konnte
diese Westhilfe nur 1,5 Punkte aus sechs Begegnungen beitragen. Hier eines
ihrer wenig erfolgreichen Spiele.
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Tavernen-Analyse in der Mitte Henrik Rudolf, links Martin Borriss, rechts Lars Thiede
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Rudolf,H (2328) - Bezler,R (2278) [B96]
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Die wertvollste Leistung aus deutscher
Sicht lieferte jedoch der noch titellose Sven Joachim ab. Bemerkenswert,
dass er auf Grund des Wechsels zwischen Brett fünf und sechs die GM-Norm
Punkten und eine Performance von 2636 erreichte, obwohl er fünf Mal
die schwarzen Steine führte. Nach sechs Runde war die IM-Norm sicher,
aber der in Braunschweig Mathematik Studierende behielt auch mit Weiß
die Nerven - im Gegensatz zu seinem Gegner.
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Joachim,S (2443) - Santos,J (2299) [B14]
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Genau wie Gastspieler in deutschen
Mannschaften mitspielen, findet man im Europa ohne (Schach-) Grenzen auch
deutsche Legionäre vor allem in den Ligen der Nachbarstaaten. Hier gab
es gemischte Gefühlslagen, da Resultate teilweise gegen einen niedrigen
Ratingschnitt zustande kamen: Bei Merkur Graz im Soll standen Thomas Luther
(3,5/7), Stefan Kindermann (4/7) und Henrik Teske (5/7) bzw. bei SK Hohenems
Jörg Hickl (3/6), Jan Gustafsson (2,5/6) und Michael Bezold (2,5/6).
Erfolgreicher schaute es für Thomas Pähtz (4/6) bei einem Schnitt
von 2518 im Luxemburger Team und Norbert Coenen (3/7) bei einem Schnitt von
2507 für die Belgier von Rochade Eupen aus. Otto Borik schließlich
ackerte - neben seiner journalistischen Arbeit - für seine Heimatstadt
Prag und erzielte für Holodia DP 1,5/3.