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Adams gewinnt Masters mit starkem Finish

Iwantschuk vor Barejew auf den Plätzen

von Harald Fietz

Frankfurt Chess Classic 2000


   Der Engländer Michael Adams hat mit einem Punkt Vorsprung das Frankfurt Chess Masters mit 10,5:3,5 Zählern gewonnen. Aufgrund einer sehr starken zweiten Turnierhälfte mit 5,5 Punkten aus sieben Partien ist es ihm gelungen, sein Vorjahresergebnis exakt zu spiegeln. Statt -7 standen diesmal +7 in der Abschlusstabelle. Unangefochtener Zweiter wurde der zur Halbzeit führende Wassili Iwantschuk, dem allerdings danach nur noch ein weiterer Sieg gelang. Auf dem dritten Platz landete ebenfalls mit klarem Abstand Jewgeni Barejew aus Russland (8).

   Die Ausgangspositionen für den letzten Masters-Tag waren klar. Ein Zweikampf um den Sieg, ein Zweikampf um Rang drei und der Rest spielt um die Platzierungen. Gleich in der ersten Runde fiel eine Vorentscheidung. Michael Adams übte aus der Eröffnung heraus Druck auf die französische Verteidigung von Artur Jussupow aus, während Weselin Topalow sich nach Kräften gegen den stürmisch agierenden Wassili Iwantschuk wehrte. In den beiden anderen Partien ging es ebenfalls drunter und drüber. Van Wely opferte eine Qualität und „fuddelte" sich gegen Rublewski zum Sieg. Robert Rabiega schien seine Anfangsnervosität abgelegt zu haben und kam gegen Jewgeni Barejew aus dem Mittelspiel direkt in ein günstiges Endspiel, in dem er mit einem taktischen Manöver den h3-Bauern einholte. Leider ließ er sich danach - analog zur ersten WM-Partie Fischer gegen Spasski 1972 - auf einen Bauerngewinn ein, der die Partie in die Remisbreite zurück beförderte. Mit dem Zwischenstand von vier Punkten erreichte der Berliner allerdings vorzeitig die Punktzahl, die er sich vor Turnierbeginn vorgenommen hatte. Derweil musste Iwantschuk in Zeitnot mit einem Remis in einem Turmendspiel zufrieden sein, während Michael Adams in aller Ruhe seine Gewinnstellung verwertete. Erleichtert konnte er die Glückwünsche seiner Verlobten Tara entgegennehmen.

   Die vorletzte Runde brachte weitere Klärung. Beide Spitzenreiter konnten ihre Partien gewinnen, aber mit nur noch einer Runde hat der Engländer alle Trümpfe in der Hand. Iwantschuk hatte keine Probleme, Rabiega mit positionellen Mitteln zu überspielen, derweil Adams einen Bauern gewann, aber in einem Doppelturmendspiel auf heftigen Widerstand des Bulgaren Topalow stieß. Mit heraufziehender Zeitnot und dem Übergang in ein Endspiel mit einem Turm stiegen seine Chancen, die durch die Bildung zweier verbundener Freibauern am Damenflügel konkret wurden. Das Zeitmanko tat ein Übriges. Um das dritte Preisgeld stritten sich die beiden russischen Landsleute, Barejew und Rublewski, nicht mehr. Der Ordix-Open-Sieger führte in der Pressekonferenz aus, dass er nach der Niederlage gegen van Wely seine Träume auf Platz drei begraben hatte. Mit einem Kurzremis ist der Weltranglistenneunte einem Platz auf dem Treppchen sehr nahe. Die vierte Partie der 13. Runde brachte ein ausgekämpftes Remis zwischen Jussupow und van Wely. Der Holländer gab damit endgültig die rote Laterne an den deutschen Schnellschachmeister ab.

   In der Schlussrunde gab es keine Salonremisen. Topalow fertigte Rabiega kurzerhand ab. Der Berliner sprach hinterher von seiner schlechtesten Partie im Turnier. Barejew besiegte die deutsche Nummer eins mit leichter Hand, nachdem er eine Qualität erobert hatte. Mit seinem +2-Resultat eroberte er ungefährdet die Bronzemedaille und 5.000 Mark Preisgeld.

   Die beiden Tabellenführer mussten sich nochmals voll ins Zeug legen, denn bei einem Gleichstand hätte es einen Blitz-Stichkampf gegeben. Michael Adams agierte gewohnt umsichtig. Auch wenn van Wely optische Vorteile hatte, bestand keine Verlustgefahr. Sergej Rublewski hatte mit den schwarzen Steinen und deutlich schlechterer Zeit ab dem 30. Zug gegen Iwantschuk eine Stellung mit 4:3 Bauern am Königsflügel zu verteidigen, wobei er zwei Türme besaße, während der Ukrainer einen Turm und zwei aktive Läufer führte. In einer turbulenten, bis zur letzten Sekunde ausgekämpften Partie hielt er Stand, nachdem Weiß einige Gewinnchancen ausgelassen hatte. Adams konnte inzwischen schon auf seinen verdienten Sieg und 12.000 Mark Preisgeld anstossen, während Iwantschuk mit 7.500 Mark bescheiden musste. Adams' Resümee wurde in der Abschlusspressekonferenz von allen Teilnehmern bestätigt: „Es war ein entspannendes Turnier und besonders für die Zuschauer attraktiv." Als Erfolgsrezept fasste er zusammen: „In der zweiten Turnierhälfte gelang es mir, die Dinge viel schneller zu erfassen." Schnell genug für den Schnellschach-Erfolg war es allemal.

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