Unter BeobachtungRobert Rabiega gewinnt zweites Lichtenberger-Sommer-Open nach Wertung vor Rene Stern. Außenseitererfolge in Berlin heiß diskutiertvon Harald Fietz, September 2003 |
Ein wenig Überraschung finden wir wunderbar, zu viel davon ist sonderbar. Ein Außenseitersieg erhält oft Anerkennung, ein steter Lauf dagegen Zweifel. Seit Anfang 1999 der Fall Allwermann - aufgrund eines betrügerischen 7,5-Punkte-Co-Gewinns und Computerunterstützung beim Böblinger Open - die Schlagzeilen bundesweit und international füllte, ist die Sensibilitätsmarke deutlich gesenkt. Seine Dreistheit, eine taktische Wundergabe vorzutäuschen, registrierte man mit Kopfschütteln und Verachtung. Zu Beginn diesen Jahres wurde ausgerechnet ein Pädagoge, der - wie mehrere Schüler seiner Schulschach-AG - am Lampertheimer Open teilnahm, mit einen Handheld-Minicomputer und Pocket Fritz auf der Toilette in flagranti erwischt. Der Schiedsrichter sprach unter dem Applaus der Teilnehmer die fällige Disqualifikation aus. Eine Aktion, die zurecht ein öffentliches Zeichen setzte, und ungeteilte Zustimmung fand. Schließlich leben wir in einer Demokratie und da muss das Prinzip Fairness einen hohen zivilgesellschaftlichen Wert haben.
Die Verfehlungen legen offen, wie sich auch der Schachsport angesichts der Realitäten und Ansprüche in einer modernen, technologie-dominierten Welt gewandelt hat. Heute kann sich jeder - dank Datenbanken und Internet - umfangreiches Schachwissen aneignen. Und Bücher mit zielgruppengerechten Konzepten unterstützen diesen Trend. Aber die Segnungen der Technik besitzen eben auch Verführungspotenzial. ChessBase-Erfinder Matthias Wüllenweber berichtet, dass auf der hauseigenen Playchess.com-Schachplattform, die mit einer eigens entwickelten Kontrollsoftware versehen ist, bei 60.000 Partien täglich etwa 200-300 Verdachtsmomente auftreten. Ein halbes Prozent ist angesichts der Anonymität in der virtuellen Welt eine durchaus befriedigende Toleranz.
Braucht das Nahschach vor diesem Hintergrund neue Regularien? Eine Praxis mit elektronischen Einlasskontrollen zu offenen Turnieren möchte man eigentlich noch als Vision Orwellscher Überwachungswelt von übermorgen wissen. Doch ohne solche begegnen gerade die um Sieg und Einkommen kämpfenden Spitzenspieler - wie ein aktueller Fall aus Berlin zeigt - erfolgreichen Amateuren häufig mit Misstrauen. Partiencheck als Dopingkontrolle und besonders wache Augen werden von Turnierleitungen angemahnt. Liegt der Fall nicht so eindeutig wie bei Allwermann oder wird ein Betrüger nicht auf frischer Tat ertappt, dann ist die Beweisführung aufgrund der geringen Partienanzahl in der Regel schwierig. Zudem sind heute sicher mehr Schachspieler bis weit ins Mittelspiel mit vielen strategischen und taktischen Feinheiten in sizilianischen, königsindischen, grünfeldindischen und anderen Hauptsystemen vertraut. Ende der 80er Jahre wurde in Großbritannien eine Variante mit frühem Le3, Dd2 und dann Lh6 gegen die Pirc-Verteidigung gar deshalb als 150er-Angriff populär, weil eben überdurchschnittlich viele Spieler mit einer englischen Wertungszahl von 150 (entspricht DWZ 2000) damit gegen stärkere Gegner Erfolg hatten. Warum sollte also ein ehrgeiziger, lerneifriger Amateur nicht mehrfach hintereinander siegen, ohne dass man gleich nach zusätzlicher Kontrolle rufen? Mit gleicher Vehemenz, mit der Schachschwindler angeprangert werden, muss man sich für Amateure einsetzen, die einfach eine Sternstunde hatten und dann ins Gerede kommen. Das Lichtenberger-Sommer-Open 2003 wird hier eine Lehrstunde bleiben. (Kommentar Harald Fietz)
Selten sorgte die Leistung eines Spielers bei einem Berliner Open für soviel Gesprächsstoff. Überraschungen durch einen Underdog sind im modernen Turnierschach nicht ungewöhnlich. Aber eine Serie von sechs Siegen und zwei Verlusten gegen zum Teil deutlich stärkere Gegnerschaft machte viele Beobachter stutzig. Einige Könner der lokalen Schachszene witterten gar empört unlautere Machenschaften. Beweisen konnte keiner etwas. Der erfahrene Turnierschiedsrichter Uwe Bade äußerte - neben der mit Schmunzeln quittierten Entschuldigung an Spieler, die von ihm bei Zwistigkeiten eine Zeitstrafe aufgebrummt bekamen - in seiner umsichtigen Art bei der Preisverleihung öffentlich sein Unbehagen gegenüber solchen heikeln Vorgängen. "So lange nichts gefunden wird, gilt der Unschuldsgrundsatz," unterstich er auf Nachfrage. Aber was will man machen, wenn im Zeitalter moderner Miniatur- und Computertechnik Phantasien schneller ausschlagen? Dieses Phänomen unter den Tisch zu kehren wäre ebenso verkehrt, wie ein vorschnelles An-den-Pranger-stellen a la "Solche Züge findet ein Spieler dieser Klasse niemals". Muss jedoch nicht grundsätzlich gelten, dass ein trainingsfleißiger Spieler mit DWZ um 2000 heute viel mehr über das königliche Spiel weiß als noch vor ein oder zwei Dekaden?
Der Betroffene, Andre Jaeger von Berliner Schachclub SC Rochade, nannte allerdings ungewöhnliche Umstände als Erklärung für seinen Erfolg: "Anfang August hat mir meine Liebste nach 15 Jahren den Laufpass gegeben, da legte ich alle Wut und Enttäuschung in meine Partien." Eine bizarre Begründung für eine explosionsartige Leistungssteigerung. Mannschaftskollegen beschreiben den gebürtigen Thüringer, der seinem Berliner Verein seit 1975 die Treue hält, als akribischen Arbeiter an seinem Schach. Beim letztjährigen Clubturnier dominierte der 48-Jährige seine Gegnerschaft (DWZ-Schnitt 1743) mit 10,5 Punkten aus elf Partien. Fritz 5 ist die aktuellste Version eines Schachprogramms, welches er neben der Chessbase-Datenbank für die Vorbereitung mit dem Computer verwende, scherzte der frühere Kameramann bei der Nationalen Volksarmee. Doch ein Wettstreit in einem Kieztreff im Ostberliner Plattenbaubezirk Hohenschönhausen ist etwas anderes als der Einsatz gegen Spieler mit einem Eloschnitt von 2270. Wie kann ein Spieler, der bei seinen 57 letzten DWZ-Auswertungen eine Turnierperformance von 2125 als Bestmarke erreichte und in dieser Zeit seine nationale Wertungszahl von 2035 auf 1928 senkte, in einem Lauf eine Turnierperformance von 2463 erreichen? Die Leistungskurve zeigte bei seinen letzten vier Openturnieren mit jeweils unter 50% der Punkte gegen Spieler mit internationaler Elo-Zahl nicht gerade nach oben. Auch bei der Erstauflage des Lichtenberger-Sommer-Opens konnte er mit 1,5 Punkten aus fünf elo-gewerteten Partien noch wenig beeindrucken.
Andre Jaeger sorgte mit seinem Siegeszug für reichlich Gesprächsstoff in der Berliner Schachszene. Foto: Harald Fietz
Das Turnier begann für ihn jedoch perfekt. Nach einer Seeschlange gegen Gerd Berg (DWZ 1469), gegen den er ein Endspiel mit vier Läufern und Mehrbauern mühsam gewann, folgten zwei Siege gegen nominell bessere Spieler. Der in Berlin beheimatete Russe Arkadi Kroutikov (Elo 2157) startete einen furiosen Angriff und verzettelte sich; der ebenfalls schon lange in der Bundeshauptstadt wohnende Serbe Dusan Jeremic (Elo 2223) fühlte sich von kiebitzenden Landleute gestört und überzog - ganz in dem ihm eigenen Stil - die Remisbreite. Nach drei Runden ohne Verlustpunkt glücklich zu sein, könnte also tatsächlich Kräfte freigesetzt haben.
|
Berg,G - Jaeger,A (2061) [A53]
|
|
Jeremic,D (2223) - Jaeger,A (2061) [B21]
|
Multi-kulti ging es weiter; doch wurde das Kaliber mit IM Wladimir Schilow (Elo 2432) vom in die zweite Bundesliga aufgestiegenen Reserveteam des SC Kreuzberg erheblich anspruchsvoller. An Brett zwei oder drei holte dieser vergangene Saison 8,5 Punkte aus neun Partien. Er wählte allerdings nach eigenen Angaben eine Variante, die er zuvor noch nicht anwandte. Vielleicht war auch ein wenig Unterschätzung dabei: "Ich dachte, ich gewinne die Partie mit kaltem Blut," meinte er im Rückblick. "Wie Jaeger die Eröffnung sehr schnell und exakt spielte, wunderte mich schon."
Wladimir Schilow staunte nicht schlecht, als der Außenseiter die Partie stringent zu Ende führte. Foto: Harald Fietz
Eigentlich passierte bis zum 16. Zug nichts Ungewöhnliches, beide Seiten bauen sich an "ihren" Flügeln auf. Dann unterlief dem Titelträger ein schwerer Faux-Pas. Und ehrlich, wer hätte seinen Springer nicht mit krakenähnlichem Aktionsradius nach e6 beordert, nachdem der thematische Plan am Damenflügel fixiert war. Bobby Fischer prägte einmal den Ausspruch, dass mit bestimmten Varianten der Drachenvariante ein halbwegs fähiger Amateur einen Großmeister besiegen kann. Ein Körnchen Wahrheit ist darin, denn es gibt diese Eröffnungssysteme, in denen Wissen mit einfachen Plänen gepaart häufiger für besondere Spielausgänge sorgt. Eine reife Leistung stellte in der nachfolgenden Partie dann der mit 26.f4 initiierte Vorstoß mit der Öffnung der e- und f-Linie dar.
|
Jaeger,A (2061) - Schilow,W (2432) [A40]
|
Schnell machte dann das Schlagwort vom "Favoritenkegeln" die Runde, weil es zu Mitte des Turniers reichlich Überraschungen gab (siehe unten das Beispiel zwischen Meister gegen Brener). Gegen IM Rüdiger Seger (früher Bundesliga bei SK Bad Godesberg, jetzt Oberliga Süd-West bei SG Turm Trier) verdarb Jaeger nach zügig und sicher gespielter Variante im Sizilianer mit 2.c3 eine ausgeglichene Stellung erst im 45. Zug, da er eine Mattdrohung als Zwischenzug übersah (dies wäre einem Programm nie und nimmer passiert). Der Gewinner staunte über den zähen Widerstand und die Art seines Gegenübers, ohne viel Regung am Brett zu verharren. "Ich musste mich ganz schön in die Partie hineinknien," lautete sein Kommentar.
|
Seger,R (2420) - Jaeger,A (2061) [B22]
|
Die Belegschaft der vorderen Bretter wunderte sich zusehend. Da gewinnt einer, der Ohrenstöpsel nutzt, den ein Jugendlicher in einer frühen Runde auf dem Gang mit einem Diktiergerät Varianten aufzeichnen gesehen hat und der seine eigene Schreibunterlage mit seltsamen mystischen Symbolen in der Kopfzeile mitbringt. Das nächste "Opfer", Kristian Dimitrijeski (Elo 2141) vom Oberliga-Team der Schachfreunde Neukölln 2, fühlte sich, "wie von einem Großmeister vom Brett gefegt". Es gab im Mittelspiel ein wildes Bauernholzen an entgegengesetzten Flügeln und taktisches Vabanque-Spiel als Finale, wobei Jaeger diesmal "verdächtig" viel herumlief und komplizierte Züge unmittelbar nach der Rückkehr an das Brett ausführte. Die Metropole Berlin ist - wie die vielen Bezirksnamen auf -dorf, -berg, -hausen, -hof und -felde belegen - eigentlich eine Zusammenballung von Kleinstädten. Und der Klatsch gedieh nun prächtig. Vielleicht beeinflusste die "neue" Aufmerksamkeit den Emporkömmling. Gegen Altmeister FM Werner Reichenbach (Elo 2313) setzte es aus völlig missratener Eröffnung heraus einen taktischen Abschuss.
|
Jaeger,A (2061) - Dimitrijeski,K (2141) [E69]
|
Altmeister Werner Reichenbach folgte den Spuren des jugoslawischen GM Bruno Parma und verhinderte Jaegers Sprung an die Tabellenspitze. Foto: Harald Fietz
|
Jaeger,A (2061) - Reichenbach,W (2313) [E31]
|
Der Absturz schien vorprogrammiert, doch just das Gegenteil trat ein. Zwei erfahrene Oberliga-Spieler, der fast 63-jähige Herbert Kauschmann (Elo 2183, BSC Rehberge) und der 31-jähige Jan-Dietrich Wendt (Elo 2291, Schachfreunde Neukölln 2), erhielten gegen den Spieler vom drei Klassen tiefer spielenden Verein gute bzw. glatt gewonnene Stellungen. Aber Nerven und Zeitmanko begünstigten den sensationellen Sprung Andre Jaegers unter die Top-Ten-Platzierungen.
|
Kauschmann,H (2183) - Jaeger,A (2061) [B30]
|
|
Jaeger,A (2061) - Wendt,J (2291) [A41]
|
Was bleibt zu bilanzieren? Im ersten Drittel hatte der Amateur Fortune, im letzten Drittel befanden sich die besseren Spieler auf der Siegerstraße. Dazwischen gab es drei beachtliche Produktionen, die allerdings für Experten keine ausreichende Basis für eine zuverlässige Schlussfolgerung bilden. Matthias Wüllenweber, der für den hauseigenen Spielserver eine aufwändige Überprüfungsmethode entwickelte, gibt nach Ansicht der Jaeger-Partien zu bedenken: "Bei den Partien habe ich eine Schwierigkeit: Unsere Analysesoftware ist sehr auf Schnellpartien unter 15 Minuten optimiert, weil das auf dem Server fast ausschließlich gespielt wird. Man kann jemanden fast nie anhand von einzelnen Partien sicher überführen. Jeder bessere Spieler findet ab und zu längere Serien von taktisch korrekten Computerzügen. Im Gesamtbild der Partien kann ich deshalb keine Rechnerverwendung beweisen. Bei langen Partien bin ich insgesamt pessimistisch, was sichere Beweisführung zum Computereinsatz angeht. Wer z.B. Advanced Chess mit interaktiver Analyse (vielleicht auch zu mehreren Beratern) spielt, erreicht höhere Spielstärken als ein Schachprogramm. Das kann algorithmisch dann nur mit einer großen Zahl von Partien nachgewiesen werden." Selbst unter den täglich 60.000 Internet-Partien sind dümmliche Versuche seltener als man gemeinhin annimmt: "Stupide geschummelte Partien (fast jeder Zug vom Programm) kommen etwa 30-50 Mal am Tag vor. Interessant ist, dass es auch eine hohe Zahl von Beschwerden über angeblichen Computereinsatz gibt. Es ist eine Standardausrede für verlorene Partien," berichtet der ChessBase-Gründer. Vielleicht spielte der Außenseiter Jaeger einfach das Turnier seines Lebens und viele günstige Faktoren (Überziehen der Gegner, Finden einfach strukturierter Eröffnungspläne, der richtige Mix aus Verbissenheit und Risikospiel) passen diesmal.
Co-Sieger Robert Rabiega (links) und sein Mannschaftskollege Ulf von Herman von König Tegel begutachten kritisch eine Variante der Schlussrundenbegegnung Jaeger gegen Wendt. Foto: Harald Fietz
Weniger kritisch ging man mit anderen Klasseleistungen ins Gericht. Ilja Brener, der Dritte der diesjährigen deutschen U-14 Meisterschaft, ist neben dem amtierenden U-14-Meister Atila Figura (beide SC Kreuzberg) eine große Nachwuchshoffnung im deutschen Schach. Im europäischen Revolutionsherbst 1989 in Moskau geboren, siedelte seine Familie 1991 nach Berlin über. Seit vier Jahren stehen ihm, der seine Elo-Einstiegszahl von 2114 innerhalb eines Jahres um 50 Punkte steigerte, regelmäßig Trainer für Individualcoaching zur Seite (z.B. GM Sergej Kalinitischew für Eröffnungen und Strategie und Holger Borchers, der 2001 Leonid Kritz bei seinem U-16-WM-Gewinn betreute, für das Endspieltraining).
Ilja Brener zeigte gegen seinen neuen Trainer, warum er eine der größten deutschen Nachwuchshoffungen ist. Foto: Harald Fietz
Künftig vermittelt auch der seit einem Jahr in Berlin ansässige IM Jakov Meister (Elo 2503) vom ausrichtenden SC Friesen Lichtenberg ihm seine Kenntnisse aus der sowjetischen Schachschule. Respekt wird er dann bei der theoretischen Wissensvermittlung erwarten dürfen, respektlos ging es aber bereits in der Praxis zu Werk.
|
Meister,Y (2503) - Brener,I (2164) [C77]
|
Und selbst der Turniersieger lebte heuer gefährlich. GM Robert Rabiega, der deutsche Meister des Jahres 2000, war als Nummer eins der Setzliste natürlich heißer Anwärter auf den Gesamtsieg. Aber der später mit Tragik das Turnier beendende Wendt wirkte in Runde vier noch sichtlich fokussiert; hatte er doch erst im Juli in Budapest beim First-Saturday-Turnier eine IM-Norm um einen halben Punkt verpasst. Die Tschigorin-Verteidigung überraschte kaum, denn sie gehört bereits länger zum Repertoire des Favoriten. Die Partie erstreckte sich über die volle Bedenkzeit von fast fünf Stunden und kann stellvertretend für den großen Kampfgeist bei dieser Veranstaltung stehen.
|
Wendt,J (2291) - Rabiega,R (2521) [D07]
|
Gewonnen haben letztlich zwei Spieler von König Tegel, einem der Aufstiegsaspiranten in der 2. Bundesliga Nord in der neuen Saison 2003/04. Rabiega bezwang in der Schlussrunde Reichenbach und Rene Stern rang den bis dahin führenden Kalinitschew nieder. Außer Platz sechs gab es im vorderen Bereich Feldes von 155 Teilnehmern keine Ausreißer.
1. |
GM Robert Rabiega |
7,5 | 54,5 |
2. |
IM Rene Stern |
7,5 | 52,0 |
3. |
GM Sergei Kalinitschew |
7,0 | 57,0 |
4. |
IM Wladimir Schilow |
7,0 | 55,0 |
5. |
IM Rüdiger Seger |
7,0 | 54,5 |
6. |
Andre Jaeger |
7,0 | 50,0 |
7. |
IM Jakov Meister |
7,0 | 47,5 |
8. |
IM Laszlo Hetey |
6,5 | 55,0 |
9. |
FM Werner Reichenbach |
6,5 | 52,0 |
10. |
Ilja Brener |
6,5 | 51,0 |
Den U-1600-Preis holte sich mit 4,5 Punkten die ehemalige Kuppenheimerin Barbara Görgen, die jetzt die Farben des mittelbadischen Überfliegerclubs Baden-Oos vertritt. In der Schlussrunde kam wieder ihr geliebtes Caro-Kann erfolgreich zum Einsatz.
Zu Besuch bei Verwandten in Berlin-Hermsdorf landete Barbara Görgen im Mittelfeld und holte mit Platz 71 den ersten Preis in der U-1600-Wertung. Foto: Harald Fietz
|
Zoellner,R - Goergen,B [B19]
|
Und die Veranstalter wissen, dass sie weiter machen wollen und sollen. Der Friesen-Vorsitzende Wolfgang Hartmann kündigte die dritte Auflage für die dritte August-Woche 2004 an. Mit mehr Raumkapazität hofft sein motiviertes Team dann auf 200 und mehr Spieler. Keine unrealistische Zahl, wenn man bedenkt, dass sich das Turnier an einem Wochenende mit der 20. Ausgabe des populären Amateurpokals, einem Schnellschachturnier mit diesmal 158 Teilnehmern, überschnitt. Derzeit sind bei kleinem Preisfond unter 4000 Euro die Freizeitspieler noch in der Mehrheit. Es gab aber schon goldenere Zeiten. Früher hatten ohnehin mehr Metropolen ihr großes, internationales Open-Turnier. London, Amsterdam, Brüssel, Budapest, Berlin oder Hamburg galten als attraktive Orte, an denen sich Schach und Städtereise ideal verbinden ließ. Wien hat gerade - nach siebenjähriger Unterbrechung - mit einem großen Schachfestival vorgemacht, dass nicht nur idyllische Randlagen Schachliebhaber anziehen, sondern auch Städte, in denen zudem an weiteren Spiel-, Sport- und Vergnügungsmöglichkeiten kein Mangel besteht. Bis zur 16. Auflage 1998 war der Berliner Sommer eine feste Größe für den August im Terminkalender. Dann fehlte Organisator Alfred Seppelt die Lust zum Weitermachen und einen Nachfolger baute er nicht auf. Der hätte ohnehin eine hartgesottene Natur sein müssen, denn die Rahmenbedingungen änderten sich seit dem Start 1983 im subventionsverwöhnten West-Berlin gravierend. Ausfallbürgschaften sind heute schwer oder gar nicht zu erhalten, die Dresdner Bank beschränkt sich auf Fußball (Events rund um das DFB-Pokalendspiel und den Drumbo-Jugendcup) sowie ihre 60 grünen Bänder zur Jugendförderung und bei Geldern der Spielbank Berlin kam der Sport diesen Sommer mit einer 20% Kürzung noch gut weg, nachdem der Berliner Finanzsenator den Posten ganz für den Landeshaushalt kassieren wollte. Harte Zeiten für den 64-Felder-Sport abseits der TV-begleiteten Großveranstaltungen, harte Zeiten für das königliche Spiel, weltläufiges Flair in die Bundeshauptstadt zurück zu bringen. Solange sich durch persönliche Kontakte keine potente Finanzquelle in einem Großunternehmen findet, spielt man in einer kleinen Liga. Spannend kann auch das sein, denn man weiß nie, welcher Spieler vor dem Turnier den Laufpass bekommt.
(erweiterte Fassung eines Artikels aus dem Schachmagazin 64, Nr. 17 / 2003, S. 459 - 461)