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Wer macht den König dingfest?

Gewinnspiel

von Harald Fietz, Januar 2001

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   Zu vieljährigen Haftstrafen verurteilte Gewaltverbrecher, die ausbrechen wollen, lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Zum einen die triebhaft-instinktiven Täter, die eine sich zufällig ergebende Fluchtchance ergreifen, zum anderen die planvoll-berechnenden Häftlinge, die systematisch eine Gelegenheit schaffen. Während Anfang November ein Häftling des ersten Typus die Polizei in Brandenburg und Sachsen mit einen Großaufgebot beschäftigte, fahndet die Miliz im Nachbarland Tschechien nach einem zweifachen Mörder, der der zweiten Spezies entspricht.

In einer hollywoodreifen Inszenierung hatte der bereits zweimal aus „normalen" Haftanstalten entwichene Jiri Kajinek diesmal die Mauern des mährischen Hochsicherheitsgefängnisses Milov überwunden. Dieses tschechische Alcatraz galt wegen seiner Architektur - eine mittelalterliche Burg mit Türmen und Burggraben - eigentlich als Festung. Und dennoch gelang dem zu lebenslanger Haft Verurteilten das Kunststück zu entweichen. Dabei bediente er sich eines besonderen Tricks, um genügend Zeit für die Flucht zu gewinnen: Er beantragte eine Schachpartie gegen einen Haftgenossen spielen zu dürfen. Eine richtige Turnierpartie, die entsprechend lange dauern sollte - mit bitte wenig Störungen. So viel redlicher Grübelwillen war unverdächtig, und die Wachmannschaften wollten das Vergnügen nicht zu sehr beeinträchtigen. Zwei Kontrollen in sechs Stunden ließen ausreichend Zeit, die Gitter zu zerlegen und sich in klassischer Gangstermanier mit Betttüchern an den Burgmauern abzuseilen. Seither wird der Ausbrecherkönig gejagt.

Dingfest versucht ebenfalls der unbescholtene Schachspieler, den König seines Gegenüber zu machen. Selten wird es allerdings gelingen, ein „Gefängnis" zu errichten, wie es der Pionier der russischen Schachschule Carl Jänisch Mitte des 19. Jahrhunderts ersann - natürlich nur idealtypisch in einer Schachkomposition.

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Entnommen wurde dieses Problem dem Buch „Faszinierendes Schach" von Isaak Linder (Ausgabe Sportverlag 1986, S. 161). So prosaisch die Schlussstellung anmutet, die dort abgebildete Ausgangsposition und der Lösungsweg des „Matt in 10 Zügen" gibt Rätsel auf.

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Carl Jänisch 1850
Matt in 10 Zügen

1.f3+ gxf3 2.exd3+ cxd3 3.Lf5+ exf5 4.Td4+ cxd4 5.a8L+ Ld5 6.Te6+ dxe6 7.Lxd5+ exd5 8.Sf6+ gxf6 9.De5+ fxe5 10.Sg5#

Sicher eine optisch eindrucksvolle Metamorphose, aber hätte es ein Matt mit 1.Sg5 nicht auch erledigt und sollte ein Spieler bei Sinnen nicht anschließend mit mehrfach vorhandenen Mattzügen das Treiben beenden? Linder bezeichnet die Ausgangsstellung als „letzte Fassung", so dass vermutlich bereits fehlerhafte Varianten vorlagen, oder gab es für diesen Problemtyp eine spezielle Vorgabe?

Wie lautet aber die korrekte Ausgangsstellung und welchen Weg beschritt der König auf dem Gang in seine Zelle?

Leser, die - möglichst mit Quellenangabe - zur Aufklärung beitragen, nehmen an der Verlosung der Hardcoverausgabe des eben erschienen Turnierbuchs „Frankfurt Chess Classic 2000: Premiere der Top Ten!" teil. Einsendeschluss ist der 30. Januar 2001. Es gilt der Poststempel, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Einsendungen bitte an Harald Fietz, Nordbahnstr.2, 13359 Berlin


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